Die Strecke des Amstel Gold Race

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258 km | 34 Anstiege |4000 Höhenmeter

Los geht die 251 Kilometer lange Fahrt durchs Dreiländereck wie gewohnt in Maastricht. Danach führt das „Rennen der Windmühlen“ in mehreren Schleifen durch die Region Limburg.

 

Strecke des Amstel Gold Race 2015
Strecke des Amstel Gold Race 2015

Bis die Gruppe steht

Flach sind nur die ersten 9 Kilometer des Rennens, danach geht es den ganzen Tag auf und ab. Vom Start weg gibt es Attacken, bis die Fluchtgruppe des Tages steht. Nach 50 km wird der Cauberg das erste Mal erklommen. Insgesamt vier Mal müssen die Fahrer über den Hügel, der das Herz des Rennens ist. Mitten in Valkenburg, am Fuße des Caubergs ist dann ein riesiges Volksfest. Die Cafés und Kneipen sind zum bersten voll, auf einer großen Leinwand wird das Rennen verfolgt, bis das Feld kommt. Dann wird es so laut, dass zwei Düsenjets unbemerkt vom Parkplatz hinterm Haus starten könnten.

Flucht nach vorn (Foto:Roth&Roth roth-foto.de)
Flucht nach vorn (Foto:Roth&Roth roth-foto.de)

Bevor das Feld das nächste Mal zum Cauberg kommt, müssen 16 Anstiege und gut 110 km bewältigt werden. Auf den kleinen Straßen gilt es für die Fahrer stets aufmerksam zu sein. Schnell kann es zu einem Sturz kommen, oder eine Lücke reißen. Nach der zweiten Überfahrt des Caubergs geht es noch einmal in Richtung Westen, nach Maastricht. Dort ist dann die zweite Verpflegung und die Fluchtgruppe wird nur noch wenig Vorsprung haben.

Das Feld am Gulpenerberg (Foto: Roth&Roth roth-foto.de)
Das Feld am Gulpenerberg (Foto: Roth&Roth roth-foto.de)

Taktische Spielchen 

Knapp 58 km vor dem Ziel läutet der Loorberg das deftige Finale ein. Nach dem Anstieg geht es bergab und es folgt der Gulpenerberg. Dann geht es Schlag auf Schlag, Hügel nach Hügel. Innerhalb von 10 km sind 4 Anstiege zu meistern. Kruisberg, Eijserbosweg, Fromberg und der gefürchtete Keutenberg. Bis zur Veränderung der Strecke im Jahr 2012  fiel hier meist eine Vorentscheidung. Doch bei der neuen Streckenführung ist der Weg noch zu weit bis ins Ziel. Vermutlich wird keine Vorentscheidung fallen, aber es wird vielleicht ordentlich ausgesiebt. Denn nach dem Keutenberg geht es einige Kilometer auf dem Hügel-Kamm entlang. Wenn hier ein heftiger Wind bläst, kann es schnell zu Lücken kommen.

 

Schmale Straße & viel Wind = Kette (Foto: Roth&Roth roth-foto.de)
Schmale Straße & viel Wind = Kette (Foto: Roth&Roth roth-foto.de)

Dann geht es in einer steilen Abfahrt nach Valkenburg. Gut 22 km vor dem Ziel wird dann der Cauberg zum vorletzten Mal erklommen. Hier setzte Roman Kreuziger 2013 seine entscheidende Attacke. Auch in diesem Jahr könnte es eine Gruppe geben, die sehr stark besetzt ist und es bis zum Finale schafft. Denn sowohl BMC (Van Avermaet), Movistar (Giovanni Visconti), Astana (Luis Leon Sanchez) und auch Etixx-Quickstep (Julian Alaphilippe) haben Optionen. Wer hier die Gruppe verpasst, muss viel investieren, um die Ausreißer zurückzuholen. Wird die Gruppe zu weit weggelassen, kann die Entscheidung gefallen sein.

Nach dem Cauberg führt die Strecke dann über Geulhemmerberg und Bemelerberg zurück zum Cauberg. Sollte es sehr windig sein, könnte es für Ausreißer auf dem Weg zum Cauberg sehr schwer werden, denn die Straße zwischen Bemelerberg und Sibbe ist offen und windanfällig. Vor allem BMC, Orica-Greenedge und Movistar werden versuchen zu kontrollieren und das Feld geschlossen zum Cauberg zu bringen.

 

Die letzten Kilometer des Amstel Gold Race
Die letzten Kilometer des Amstel Gold Race

Showdown

Bereits vor dem Abfahrt nach Valkenburg wird hart um jede Position gekämpft. Jeder will seinen Kapitän ganz vorn um die letzte Linkskurve, im Zentrum von Valkenburg bringen, um vorn in den Anstieg zu fahren. Dann geht es 800 m mit durchschnittlich 8% bergauf. Ist der Anstieg erreicht, gilt es die Kraft perfekt einzusetzen. Setzt man die Attacke zu früh, schlafen vor dem Gipfel die Beine ein, schießt die Konkurrenz rechts und links vorbei. Im richtigen Moment gilt es alle Kraft aufs Pedal zu bringen, bis das Laktat bis zum Hals steht. Es sind Fahrer wie Philippe Gilbert oder Simon Gerrans, die es perfekt beherrschen nach einem langen harten Rennen eine Kraft und Explosivität zu entwickeln um eine Riesenübersetzung in Schwung zu bringen.

Ist die Lücke groß genug?

Doch am Gipfel des Cauberg ist das Rennen noch nicht vorbei! Es sind noch 1800 m zu fahren, flach und vielleicht sogar mit etwas Wind. Schafft es ein Fahrer die Konkurrenz im Anstieg abzuhängen, stellt sich die Frage, wer kann jetzt noch nachsetzen? Hat Michael Matthews (Orica-Greenedge) noch einen Helfer, der die Lücke zumachen kann? Oder ist Movistar noch in der Lage nachzusetzen? Viel Zeit zum umschauen bleibt auf dem Cauberg nicht, viele Helfer werden auch nicht mehr weit vorn sein. Es müssen nun die Kapitäne richten, doch wer will seine Energie aufwenden, wenn der Konkurrent im Windschatten hängt? Schon ein kleiner Moment der Uneinigkeit kann dem Enteilten den Sieg bescheren.

Philippe Gilbert – Attacke am Cauberg (Foto:Rth&Roth roth-foto.de)
Philippe Gilbert – Attacke am Cauberg (Foto:Rth&Roth roth-foto.de)