Simon-Geschke
Simon Geschke (Foto: Roth&Roth; Roth-Foto.de)

Simon Geschke ist nach einem Schlüsselbeinbruch bei den Ardennen-Klassikern vorerst noch zu Zuschauen verdammt. Für Cyclingmagazine guckt der Giant-Alpecin-Profi genau hin und analysiert die Rennen. Hier seine Analyse des Amstel Gold Race 2015:

Der entscheidende Moment war: 

Die Situation nach dem letzten Anstieg. Oben am Cauberg waren Matthews, Gilbert und Valverde allein vorn, aber sie schauten sich an, keiner wollte fahren. So konnte auch Kwiatkowski aufschließen und die Gruppe, die am Ende um den Sieg sprintete, war recht groß. Hätten die Drei durchgezogen, wären sie vielleicht zusammen angekommen, aber dass in der Situation keiner fahren will, ist verständlich. Vor allem Gilbert will sicher nicht mit Matthews und Valverde um den Sieg sprinten.

Der stärkste Fahrer war: 

Am Cauberg sicher Philippe Gilbert. Aber vielleicht war der Belgier nicht so stark wie die letzten Jahre. Bei der WM 2012 oder auch im letzten Jahr konnte keiner folgen und er eine richtig große Lücke reißen, dass hat diesmal nicht geklappt.

Überrascht hat mich:

Michael Matthews. Klar, dass er eine super Form hat, konnten wir die letzten Wochen sehen, aber dass er als Einziger am Cauberg bei Gilbert bleiben kann, hat mich schon überrascht. Man muss schon sagen, dass sein Team eine super Arbeit gemacht hat und er immer gut in Position war, aber dass er dranbleiben kann und Valverde und Kwiatkowski nicht, war schon beeindruckend.

Einen taktischen Fehler gemacht hat heute:

Dass Greg Van Avermaet 5-6 Kilometer vor dem Ziel, als er mit Jakob Fuglsang vorn war, nicht mitgeführt hat, war vielleicht nicht glücklich. Klar, hinterher ist man immer schlauer, und wenn Gilbert gewonnen hätte, wäre alles richtig gewesen. Aber ich denke, die beiden hätte schon Chancen gehabt durchzukommen, wenn sie zusammengearbeitet hätten. Im Sprint schätze ich Van Avermaet stärker ein als Fuglsang. Ich würde da aber nicht von einem Fehler sprechen, zumal die Taktik im Team wohl voll auf Gilbert ausgerichtet war, dann muss man auch 100% dafür fahren.

Für unser Team lief es:

Nicht so gut. Was ich sehen konnte, lief es im Finale nicht perfekt zusammen. Tom Dumoulin war sicher unser Käpitän, doch er ist im Finale viel allein gefahren. Irgendwie haben die Jungs sich nicht gefunden, da hat Tom bei den Positionskämpfen sicher viel Kraft verloren. Auch am Fuße des Cauberg war er zu weit hinten, um eingreifen zu können. Ich habe jetzt nicht mit den Jungs gesprochen, aber das hatten sie sich sicher anders vorgestellt. Normalerweise ist es unsere Stärke, dass wir gut zusammenfinden und den Kapitän aus dem Wind halten, aber das hat diesmal nicht so geklappt.