Alberto Contador (Foto: Roth&Roth; Roth-Foto.de)

Alberto Contador (Tinkoff-Saxo)

Alberto Contador (Foto: Roth&Roth; Roth-Foto.de)
Alberto Contador (Foto: Roth&Roth; Roth-Foto.de)

„El Pistolero“ will gleich zwei Mal ins Schwarze treffen in dieser Saison: Alberto Contador peilt das Double aus Giro- und Toursieg an. Das ist seit Marco Pantani 1998 niemandem mehr gelungen. Und auf welcher Grundlage Pantanis Doppeltriumph stand, wissen wir inzwischen. Contador versucht es trotzdem, vor allem weil sein exzentrischer Teambesitzer Oleg Tinkov bei Gelingen eine ordentliche Prämie für die Contadorsche Haushaltskasse in Aussicht stellt. Zumindest der Giro-Sieg scheint fast schon sicher. Auf dem Papier ist der Spanier in Abwesenheit der Herren Nibali, Froome und Quintana, der haushohe Favorit.
Stärken:  Auch wenn die Explosivität im steilen Gelände nicht mehr ganz so frappierend ist wie einst, am Berg kann Contador immer noch jeden Gegner mit seinen Attacken in Schwierigkeiten bringen. Schon bei der ersten Bergankunft am Abetone auf der 5. Etappe könnte er damit die Konkurrenz unter Zugzwang setzen.
Schwächen: Die Zeiten, in denen Contador bei der Tour exorbitante Zeitfahren auf die Straße legte, sind vorbei. Das fast 60 Kilometer lange Einzelzeitfahren wird daher gegen Konkurrenten wie Uran und Porte auch für ihn zu einer großen Herausforderung im Kampf ums Rosa Trikot.

Richie Porte (Team Sky)

Richie Porte (Foto: Roth&Roth; Roth-Foto.de)
Richie Porte (Foto: Roth&Roth; Roth-Foto.de)

Der Australier hat im Frühjahr gezeigt, dass er der Hauptherausforderer von Contador beim Giro sein wird. Wo immer Porte auftrat, er war ganz vorne mit dabei. Angefangen bei der australischen Zeitfahrmeisterschaft über Platz zwei bei der Tour Down Under, einem Etappensieg bei der Algarve-Rundfahrt bis hin zu Siegen bei Paris-Nizza, der Katalonien- und der Trentino-Rundfahrt. Eine ziemlich beeindruckende Serie, die nun beim Giro ihren Höhepunkt finden soll. Unterstützt wird er dabei von starken Adjutanten: dem Toursiebten des vergangenen Jahres Leopold König und dem starken Kletterer Sebastian Henao.
Stärken: Richie Porte kann beides: Er ist ein sehr, sehr guter Bergfahrer und er ist ein sehr, sehr guter Zeitfahrer. Der 30-Jährige bringt daher alle fahrerischen Qualitäten mit, die es braucht, um eine große Rundfahrt zu gewinnen.
Schwächen: Fahrerischen Qualitäten sind nicht alles. Bei einer dreiwöchigen Rundfahrt muss man als Kapitän auch große eine mentale Stärke mitbringen. Bei einwöchigen Etappenrennen hat Porte gezeigt, dass er es schafft die Rolle des Leaders auszufüllen. Doch eine Grand Tour ist ein anderer Schnack. Den Beweis, dass er auch drei Wochen lang die Nerven behalten kann, muss er erst noch erbringen.

Fabio Aru (Astana)

ROT  //      Fabio ARU (Italien / Team Astana) - Spanien-Rundfahrt 2014 - 16. Etappe San Martín del Rey Aurelio - La Farrapona - Lago de Somiedo -
Fabio Aru (Foto: Roth&Roth; Roth-Foto.de)

Der Giro war über viele Jahre hinweg eine rein italienische Affäre. Die Frage war lediglich welcher Italiener das Heimspiel gewinnen würde. Vorbei! Von den letzten sieben Siegern kamen nur drei aus Italien, wobei Michele Scarponi erst nachträglich wegen Contadors Dopingsperre zum Sieger 2011 erklärt wurde. Da Vincenzo Nibali sich auf die Titelverteidigung in Frankreich konzentriert ruhen die Hoffnungen der Tifosi auf dessen Teamkollegen Fabio Aru. Der Giro-Dritte des Vorjahres hat frei Fahrt, schleppt aber die Folgen einer Dysenterie mit sich herum, im Volksmund auch Ruhr genannt, wegen der er sowohl die Trentino-Rundfahrt als auch die Tour de Romandie verpasste.
Stärken:  Aru steht in der Tradition großer italienischer Kletterer. Seine Stärken liegen eindeutig am Berg. Bislang musste er diese vor allem im Dienste seiner jeweiligen Kapitäne einsetzen. Es wird interessant sein, wie er sich gegen Contador und Co. schlägt, wenn er selbst bis zum Schluss Kräfte sparen kann.
Schwächen: Mit 24 Jahren fehlt es Aru noch an Erfahrung. Doch entscheidender dürften seine Defizite im Zeitfahren sein. Das 59,2 Kilometer lange Zeitfahren der 14. Etappe wird daher darüber entscheiden, ob Aru in der letzten Giro-Woche noch um den Sieg mitfährt oder nicht.

Rigoberto Uran (Etixx-Quick Step)

Rigoberto Uran (Foto: Roth&Roth; Roth-Foto.de)
Rigoberto Uran (Foto: Roth&Roth; Roth-Foto.de)

Der Kolumbianer hat den Giro d’italia zuletzt zwei Mal als Zweiter beendet. In diesem Jahr nun soll es endlich der Podiumsplatz ganz oben werden. Der Formaufbau scheint zu stimmen: Bei der Katalonien-Rundfahrt sowie der Tour de Romandie landete Uran jeweils auf dem fünften Platz der Gesamtwertung. Tirreno-Adriatico beendete er als Dritter, 31 Sekunden hinter dem Gesamtsieger Nairo Quintana, der ihn im vergangenen Jahr beim Giro d’Italia aus dem Rosa Trikot fuhr. Quintana ist diesmal nicht dabei, stattdessen wird sich Uran nun Contadors Antritten am Berg erwehren müssen.
Stärken: Uran bringt alles mit, was es braucht um zu gewinnen. Er kann – wie alle Kolumbianer – gut bergauf fahren und Zeitfahren beherrscht er – im Gegensatz zu den meisten Kolumbianern – ebenfalls. Er kommt als nationaler Meister dieser Disziplin nach Italien und hat dort im vergangenen Jahr den Kampf gegen die Uhr mit überraschend deutlichem Vorsprung gewonnen.
Schwächen: Etixx-Quick Step hat seine Saisonhöhepunkte schon hinter sich. Die belgische Equipe ist traditionell auf die Frühjahrsklassiker fokussiert. Das heißt nicht, dass Uran nicht ein gutes Team zur Seite steht, aber ob die Besetzung reicht, um Uran in allen Phasen des Rennens aus Schwierigkeiten herauszuholen, bleibt fraglich.

Domenico Pozzovivo (Ag2R)

ROT  //      Domenico POZZOVIVO (Italien / Team AG2R La Mondiale - Focus) -  9. Etappe Lugo - Sestola -
Domenico Pozzovivo (Foto: Roth&Roth; Roth-Foto.de)

Neun Mal hat Domenico Pozzovio schon den Giro d’Italia bestritten. Vier Mal landete er am Ende unter den Top 10. Seine beste Platzierung gelang ihm im vergangenen Jahr, als er Fünfter wurde. Das sowie die Top-10-Platzierungen bei der Tour Down Under (6.), der Katalonien-Rundfahrt (3.), Tirreno-Adriatico (8.), der Trentino-Rundfahrt (7.) und Lüttich-Bastogne-Lüttich (8.) in diesem Frühjahr machen ihn zu einem Anwärter auf einen Podiumsplatz und Italiens Zweithoffnung. Unterstützt wird er dabei von seinem Landsmann Ronaldo Nocentini sowie Carlos Betancur, der allerdings seit seinem Sieg bei Paris-Nizza 2014 irgendwie den Faden verloren hat.
Stärken: Pozzovivio ist der klassische Kletterer. Er bringt nur 58 Kilogramm auf die Waage, was ihm zugute kommt, wenn das Gelände steil wird. Mit 32 Jahren verfügt er zudem über eine Menge Erfahrung.
Schwächen: Was ihm am Berg zum Vorteil gereicht, wird zum Nachteil, wenn es ins flache Zeitfahren geht. Schon beim Teamzeitfahren zum Auftakt wird Ag2R versuchen müssen, den Schaden möglichst gering zu halten. Im Einzelzeitfahren ist Pozzovivo dann auf sich alleine gestellt. Das ist dann erst recht ein Problem.

Ryder Hesjedal (Cannondale-Garmin)

ROT  //    Ryder HESJEDAL (Kanada / Team Cannondale - Garmin) - Santos Tour Down Under  2015 - 3. Etappe Norwood - Paracombe -  © Roth-Foto - Roth & Roth - Markus und Michael Roth - Rosenhof 15, 50226 Frechen  - www.Roth-Foto.de - Weitere Fotos in der Bilddatenbank www.Roth-Foto.de  NUR DEUTSCHLAND - *** Local Caption ***  - copyright by: ROTH-FOTO - Roth & Roth, Rosenhof 15, 50226 Frechen,  Abdruck + jede Verwendung honorarpflichtig. Honorar ist MwSt-pflichtig: + 7% MwSt. Veroeffentlichung ausschliesslich fuer journalistisch-publizistische Zwecke. Verwendung bedingt das Einverstaendniss unserer AGBs unter: www.Roth-Foto.de
Ryder Hesjedal (Foto: Roth&Roth; Roth-Foto.de)

Seit seinem Giro-Sieg 2012 hat der Kanadier nicht wieder an seine Form von damals anknüpfen können. Welche Rolle dabei die Aufregung gespielt hat, welche die Doping-Anschuldigungen durch Michael Rasmussen im Jahr darauf auslösten (Der Däne berichtete, Hesjedal habe als Mountainbiker gedopt, was dieser dann auch zähneknirschend zugeben musste.), darauf mag sich jeder seinen eigenen Reim drauf machen. Fest steht, dass Hesjedal den Giro 2014 als Neunter beendete, obwohl ein Sturz beim Teamzeitfahren zum Auftakt ihn schon mehr als drei Minuten kosteten.
Stärken: Hesjedals großes Plus gegenüber den meisten seiner Konkurrenten sind seine Zeitfahrqualitäten. Kommt er in Schlagweite zur Spitze in das Zeitfahren der 14. Etappe, dann hat er gute Chancen das Rosa Trikot zu erobern. Ob er es dann auf den schweren Bergetappen in der letzten Woche verteidigen kann, steht auf einem anderen Blatt.
Schwächen: Mit 34 Jahren hat Hesjedal den Zenit seiner Karriere wohl schon überschritten. Dafür spricht auch der bisherige Saisonverlauf. Die Trentino-Rundfhart beendete Hesjedal als 14. Dabei verlor er auf der 2. Etappe mehr als zwei Minuten auf Tagessieger Porte. Zudem ist nicht klar, ob Hesjedal nicht eher als Lehrmeister und Helfer für den jungen Davide Formolo fungieren soll.

Jurgen Van Den Broek (Lotto-Soudal)

Jurgen Van Den Broek  (Foto: Roth&Roth; Roth-Foto.de)
Jurgen Van Den Broek (Foto: Roth&Roth; Roth-Foto.de)

Jahrelang hatten sie in Belgien die große Hoffnung, Jurgen Van Den Broek werde auf das Podium der Tour de France fahren. Gelungen ist ihm das nicht. Zwei Mal landete er am Ende auf einem respektablen vierten Platz, 2010 und 2013 wurde er durch Stürze gestoppt, im vergangenen Jahr wurde er 14., was ihm einige Kritik seitens der Teamleitung einbrachte. Weshalb Van Den Broek in diesem Jahr nun statt im Juli nach Frankreich im Mai nach Italien reist. Dort fährt der 32-Jährige nun nicht nur um s Podium, sondern auch um seine Zukunft im Team. Ob ihn das besser macht oder doch eher blockiert, wird sich zeigen müssen.
Stärken: Wer zwei Mal nur knapp am Podium in Paris vorbeifährt, hat längst gezeigt, dass er die Qualitäten für große Rundfahrten besitzt. Vor allem am Berg erweist sich Van Den Broek als zäher Bursche, der lange mit den Besten mithalten kann.
Schwächen: Im Vergleich zu den Topfavoriten Contador, Porte und Uran mangelt es dem Belgier an Fähigkeiten im Kampf gegen die Uhr. Zudem fehlt ihm gegenüber den Kletterspezialisten die Explosivität für Attacken am Berg. Die Frage ist zudem, wie viel Vertrauen das Team noch in ihn hat. Platz 14 bei der Tour de Romandie dürfte da nicht hilfreich gewesen sein.

Benat Intxausti (Movistar)

ROT  //    Benat INTXAUSTI ELORRIAGA (Spanien / Team Movistar)  -  18. Etappe Zeitfahren Mori - Polsa -
Benat Intxausti (Foto: Roth&Roth; Roth-Foto.de)

Geht es nach dem Willen von Movistars Teamchef Eusebio Unzué, dann wird Benat Intxausti bei diesem Giro endgültig seine Qualitäten als Rundfahrer unter Beweis stellen. Mit 29 Jahren hat Intxausti das beste Alter dafür erreicht und aufgeblitzt sind seine Qualitäten schon in den vergangenen Jahren. 2010 fuhr bei der Vuelta auf Platz zehn, obwohl er für seinen Kapitän Alejandro Valverde arbeiten musste. Beim Giro gewann er 2013 eine Etappe, durfte sich für einen Tag das Rosa Trikot überstreifen und beendete die Rundfahrt schließlich auf Rang acht. In diesem Jahr landete er bei der Vuelta Castilla y Leon und bei der Andalusien-Rundfahrt auf dem Podium.
Stärken: Wie die meisten Basken ist Inxausti ein guter Kletterer. Auf dieser Fähigkeit basieren die Hoffnungen seines Teams, dass er in diesem Jahr unter die Top 5 der Gesamtwertung wird fahren kann.
Schwächen: Auch auf die Gefahr hin, dass wir uns wiederholen: Lange Zeitfahren sind nicht Intxaustis Sache, was eine erhebliches Handicap darstellt und die Hoffnungen seines Teams auf einen Platz unter den Top 5 schmälert. Wahrscheinlich ist Movistars Giro-Team auch deshalb breiter aufgestellt und peilt Etappensiege an.

Steven Kruijswijk (LottoNL-Jumbo)

ROT  //     Steven KRUIJSWIJK (Niederlande / Team Lotto NL - Jumbo)  - PARIS - NIZZA 2015 - 1. Etappe Saint-Remy-les-Chevreuse - Contres -
Steven Kruijswijk (Foto: Roth&Roth; Roth-Foto.de)

Als Steven Kruijswijk 2011 in seinem zweiten Profijahr den Giro d’Italia auf Platz acht beendete und wenig später bei der Tour de Suisse sogar aufs Podium fuhr und dabei sogar eine Etappe gewann, hatte er große Erwartungen geweckt. Erfüllen konnte der heute 27 Jahre alte Niederländer in den folgenden Jahren nicht. Stürze, Verletzungen, Formtiefs – Kruijswijk kam nie so richtig in Tritt. Im vergangenen Jahr zeigte er mit Platz 15 bei der Tour de France jedoch, dass durchaus weiter mit ihm zu rechnen ist. Ihm selbst war sein Sieg beim Arctic Race of Norway, seinem ersten Sieg bei einer Rundfahrt wichtiger. Ein bedeutender Schritt in seiner Karriere sei dieser Erfolg, sagt er. Nun geht er als Kapitän des LottoNL-Jumbo-Teams in den Giro. Ein Top-10-Platz ist das erklärte Ziel.
Stärken: Mit sieben Starts bei großen Rundfahrten in fünf Jahren in der World Tour bringt Kruijswijk schon eine Menge Erfahrung mit. Er ist ein passabler Kletterer und ein durchschnittlicher Zeitfahrer.
Schwächen: Das Team, das LottoNL-Jumbo in den Giro schickt, wird kaum in der Lage sein den Kapitän drei Wochen lang zu beschützen. Kruisjwijk wird beim Versuch, sich unter den ersten Zehn in der Gesamtwertung  zu platzieren, weitgehend auf sich alleine gestellt sein.

Przemyslaw Niemiec (Lampre-Merida)

ROT  //    Przemyslaw NIEMIEC (Polen / Team Lampre - Merida) - 8. Etappe Castres - Ax 3 Domaines - Tour de France 2013 - TourDeFrance -
Przemyslaw Niemiec (Foto: Roth&Roth; Roth-Foto.de)

Beim Giro d’Italia 2013 fuhr der Pole fast unbemerkt auf den sechsten Platz – und das als Helfer für seinen damaligen Kapitän Michele Scarponi, der das Rennen als Gesamtvierter beendete. Scarponi ist nicht mehr im Team und so soll Niemiec, der im vergangenen Jahr als Solist eine Etappe der Vuelta gewann, in diesem Jahr die Farben von Lampe-Merida in der Gesamtwertung vertreten. Mit ein bisschen Glück muss für den 35-Jährigen ein Platz unter den Top-10 kein aussichtsloses Unterfangen bleiben.
Stärken: Niemiec ist ein guter Bergfahrer und hat den Vorteil, dass auch seine Zeitfahrqualitäten ganz passabel sind. Was mehr ist, als man von manchem Kletterspezialisten behaupten kann. Das verbessert seine Aussichten im Gesamtklassement.
Schwächen: Lampre-Merdia wird kaum alles auf die Karte Niemiec setzen. Mit Diego Ulissi, der nominellen Nummer 1 im Team teilt der italienische Rennstall vor allem Etappensiege bei den mittelschweren Etappen an. Gleiches gilt für die Sprints, bei denen der Sacha Modolo in Position gebracht werden soll.