Koen de Kort (Foto: Roth&Roth roth-foto.de)

Koen de Kort ist einer der erfahrensten Profis im Team Giant-Alpecin. Vor dem Tour-Start haben wir mit ihm über die Team-Taktik bei der Tour de France gesprochen. De Kort erzählt, wann die Fahrer die Etappen planen – und wie sich die beiden Sprinter Marcel Kittel und John Degenkolb unterscheiden.

 

 

Koen, du hast mit John Degenkolb und Marcel Kittel schon einige Sprints bestritten. Bei der Tour habt ihr mit Marcel schon acht Etappen gewonnen, in diesem Jahr soll es mit John gelingen. Wie groß ist der Unterschied für euch im Rennen, ob ihr den Leadout für Marcel oder für John fahrt?

Für uns ist da kein sehr großer Unterschied, es ist eigentlich nur ein anderer Fahrer am Hinterrad. John will auch in den letzten 200 Metern ganz vorne sein, genau wie Marcel, eigentlich müssen wir nur dasselbe machen. Klar, der Sprinter sagt im Rennen „rechts oder links“, aber normalerweise machen wir es einfach wie immer. Der Unterschied für uns ist eher, dass John sehr stark ist und auch bei den schwierigeren Etappen mit dabei bleibt, da müssen wir also noch mehr arbeiten.

Wie ist das im Rennen mit John, spricht er mehr, sagt er mehr an?

Ich denke, normalerweise spricht Marcel etwas mehr als John. Er sagt „rechts – links“. John folgt normalerweise nur meinem Rad. Wenn ich rausgehe, muss er anfangen zu sprinten, so einfach ist das. (grinst)

Wie besprecht ihr die Sprints?

Wir besprechen vor dem Rennen, bei welchen Etappen wir gut sein wollen. Den Plan für die Etappe machen wir dann am Abend vor der Etappe. Meist John und ich, manchmal ist auch Roy (Anmerk. d. Redaktion Curvers) dabei. Wenn wir am Start ankommen, dann sprechen wir gemeinsam durch, wie wir als Team fahren wollen, wann wir vorn sein wollen und so weiter.

Wie oft klappt es bei der Tour nach Plan?

Nie (lacht). Aber man muss einen Plan haben, denn wenn alle links sein wollen, dann ist es einfacher sich wieder zu finden. Aber es klappt eigentlich niemals genau nach Plan. Wenn es fast klappt, dann ist das schon sehr gut!

Du hast sehr viel Erfahrung, was ist deine Rolle im Team?

Ich bin immer mit John auf dem Zimmer, so können wir jeden Abend den Plan durchsprechen. Das haben wir auch bei der Vuelta so gemacht, als John so viele Etappen gewonnen hat. Wir sprechen dann, was möglich ist und wie wir das machen müssen um eine Chance zu haben. Im Rennen sprechen wir dann immer ab, ob der Plan so bleibt, oder wir etwas ändern müssen. Eigentlich sprechen wir schon sehr viel.

Wie oft kommt es vor, dass John abends vor dem Einschlafen noch mal sagt, „mir ist da noch was eingefallen“?

Immer (lacht), und morgens dann noch einmal.

Braucht er das auch, um die Nervosität zu kontrollieren?

Wenn er denkt, heute ist was möglich, dann fragt er auch. Auch an Tagen, wo er denkt, es wäre etwas möglich. Er spricht dann, um von mir zu hören was ich denke, ob er es probieren soll und was die beste Taktik ist. Denn es ist immer gut zwei oder drei Optionen zu haben. So sprechen wir es immer durch, und ich denke das ist auch gut für ihn, immer daran zu denken.

Wer gewinnt das Grüne Trikot?

Ich sag mal John Degenkolb (lacht), dann habe ich meine Arbeit gut gemacht.