Miguel Angel Lopez – ab jetzt auf JEDEM Zettel

Nein, Miguel Angel Lopez ist kein Zufallssieger und wird auch kein One-Hit-Wonder bleiben. Dieser Kerl ist ein Riesentalent! Klar, jetzt kann das jeder sagen. Aber der 22-Jährige hat bereits die Tour de l’Avenier gewonnen, und das auf eindrucksvolle Art und Weise. Der Kolumbianer wehrte zahlreiche Angriffe ab und siegte verdient. Ein gewisser Emanuel Buchmann wurde damals übrigens Siebenter. Lopez hat die Veranlagung, einen sehr guten Renninstinkt und die Coolness. Auf der letzten, verkürzten Etappe der Tour de Suisse musste er ein Feuerwerk der Konkurrenz fürchten. Im Anstieg, und vor allem in der regennassen, rutschigen Abfahrt. Was macht also Lopez? Hängt am Berg alle ab und kontrolliert nach der Abfahrt das Rennen souverän. Beeindruckend. Wäre Ion Izagirre rechts an die Tankstelle eingebogen, Lopez wäre nicht vom Hinterrad gewichen. Auch am Rettenbachferner verhielt sich Lopez geschickt. Er deckte die Karten spät auf, attackierte dann aber richtig. Dass er im Zeitfahren so stark auftrat, ist auch keine all zu große Überraschung. Bei der Baskenland-Rundfahrt landete er beim welligen Zeitfahren in den Top-10. Und ganz sicher, ab jetzt hat ihn jeder auf dem Zettel, in 2–3 Jahren vielleicht auch bei der Tour.

 

Warren Barguil – in Weiß nach Paris?

Warren Barguil hat für die Tour 2016 ein großes Ziel: das Weiße Trikot. Dass die Chancen gut stehen, in Paris als bester Nachwuchsfahrer der Tour de France geehrt zu werden, hat er bei der Dauphine eindrucksvoll bewiesen. Vor allem am Berg war der Franzose sehr stark, das war für jeden sichtbar. Barguil attackierte mehrfach sehr zeitig, zeigte der Konkurrenz, dass er sich stark fühlt. Es ist kein Fehler, anzugreifen, wenn man gute Beine hat, doch manchmal ist abwarten besser. Bei der Tour wird Warren Barguil vermutlich nicht ungestüm zu Werke gehen, denn dort bestimmen mit Alberto Contador, Chris Froome und Nairo Quintana die ganz Großen das Geschehen. Barguil muss gut durch die erste Woche kommen, dann ist viel drin. Dass er Wilco Kelderman auf Distanz halten kann, hat er in Schweiz bewiesen. Trägt er Weiß nach Paris, rückt er nicht nur eine Stufe nach oben, sondern verschafft seinem Teamchef ein starkes Argument für seine Teamausrichtung.

 

Tejay van Garderen – als Co-Kapitän zur Tour?

Beim Team BMC muss man sich wohl irgendwann im Verlauf der Tour entscheiden: Richie oder Tejay. Zwei Kapitäne jeden Tag bis ins Ziel pampern kann sich schließlich keine Mannschaft erlauben. Aber wer ist der BMC-Kapitän? Richie Porte hat bei der Dauphine extrem vorgelegt. Vorn dabei, fast auf Froome-Niveau. Doch der Australier hat eigentlich immer einen schlechten Tag bei einer Grand Tour, der ihn das Podium kostet. Also doch Tejay? Mmhh, reicht Rang Sieben bei der Tour de Suisse für große Kapitäns-Ansprüche? Diese Tour de Suisse war sehr speziell. Regen, Kälte und „neue“ Gegner. Doch so wie sich van Garderen präsentiert hat, darf man schon ein Fragezeichen hinter seine Form setzen. Vorteil Richie, doch das kann sich sehr schnell ändern.

 

 

Wilco Kelderman – zu unbeständig?

Ja, Wilco Kelderman war schon vor zwei Jahren Siebenter des Giro und landete dann im Herbst unter den Top-15 der Vuelta. Klar, der Kerl ist ein Riesen-Talent. Während der 25-Jährige im letzten Jahr noch ohne Druck die Tour fuhr, ist er nun Kapitän und soll weit vorn landen. Für ihn ist es die letzte Chance aufs Weiße Trikot und die will er nutzen. Bei der Tour de Suisse lief es zunächst sehr gut – kleiner Gang, immer vorn dabei und ab Etappe sechs in Gelb. Doch der Anstieg zum Rettenbachferner ließ den Traum vom Gesamtsieg schnell platzen. Kälte, Regen, Druck? Wilco Kelderman hatte einfach schlechte Beine und büßte jede Chance auf den Gesamtsieg ein. Bleibt ihm so ein „schlechter Tag“ bei der Tour erspart, kann er das Weiße Trikot bis nach Paris tragen.

 

Danke, Peter

Ja, es ist nicht neu – Peter Sagan hat Spaß am Radfahren. Hier ein Wheelie, dort eine brachiale Attacke. Das volle Programm zeigte er auch bei der Tour de Suisse. Nachdem er schon auf der zweiten Etappe im Sprint gewann, packte er auf der dritten einfach am letzten Berg den Hammer aus. Stark. Sagan trägt das auffälligste Trikot des Peloton, alle schauen auf ihn, aber er fährt trotzdem von Sieg zu Sieg. Selbst mit Rundumleuchte auf dem Helm würde das nicht anders aussehen. Man kann ihn mögen, oder nicht, für eines darf man ihm dankbar sein: Er sorgt für Unterhaltung in den Rennen. Peter Sagan ist erst 26 Jahre alt, wenn wir Glück haben, bringt er in 10 Jahren immer noch Musik in den schönsten Sport der Welt.