Es ist das letzte schwere Teilstück der 103. Tour de France und es verspricht Spannung. Mit 146,5 Kilometern ist die Etappe recht kurz und damit ideal für ein offensives und spannendes Rennen. Noch einmal stehen den Fahrern vier schwere Berge bevor und der Kampf um das Tour-Podium ist weiterhin voll im Gange. Fabio Aru ist aktuell Sechster, hat aber weniger als zwei Minuten Rückstand auf Romain Bardet auf Rang zwei.

Selbst Joaquim Rodriguez auf Rang elf trennen nur etwas mehr als vier Minuten vom Treppchen. Das ist viel Zeit, doch diese Etappe bietet auch Gelegenheit für eine Attacke weit vor dem Ziel. Thomas De Gendt hat beim Giro d’Italia 2012 dreieinhalb Minuten auf der vorletzten Etappe aufgeholt und Michele Scarponi vom Giro-Podium verdrängt. Sehr unwahrscheinlich, aber eben nicht unmöglich.

Zudem sagen die Meteorologen erneut Regen voraus, was die schwierigen Abfahrten rutschig und gefährlich machen kann. Es ist also angerichtet, für eine großes sportliches Finale mit Drama und Glücksgefühlen.

 

Die Strecke

Vom Start in Megève geht es die ersten 15 km flach zum ersten Anstieg des Tages. Hinauf zum Gipfel des Col des Aravis müssen 6,7 km mit durchschnittlich 7 % Steigung überwunden werden. Nach einer langen Abfahrt steht bei Rennkilometer 33,5 in Le Grand-Bornard der Zwischensprint an.

Direkt danach beginnt der 11,7 Kilometer lange Anstieg zum Col de la Colombière. Mit durchschnittlich 5,8% Steigung zwar kein Hammer-Berg, aber immerhin mehr als 700 Höhenmeter müssen dort bewältigt werden.

Auf eine zweigeteilte Abfahrt folgt ein fast 20 Kilometer langes Flachstück, ehe das Finale der Etappe beginnt. Genau 68 Kilometer vor dem Ziel beginnt in Mieussy der Anstieg zum Col de la Ramaz. Über 13,9 Kilometer geht es im Schnitt 7,1 % hinauf.

Profil des Col de la Ramaz (Foto: ASO)
Profil des Col de la Ramaz (Foto: ASO)

Vom Gipfel in 1619 Metern Höhe geht es 15 Kilometer hinab nach Taninges und dann 12 Kilometer flach zum Fuße des letzten schweren Anstiegs der 103. Tour de France. Der Col de Joux Plane ist mit 11,6 km Länge und 8,5 % durchschnittlicher Steigung als Anstieg der schwersten Kategorie ausgewiesen. Vor allem die letzten fünf Kilometer haben es in sich.

Profil des Col de Joux Plane (Foto: ASO)
Profil des Col de Joux Plane (Foto: ASO)

 

Die Abfahrt zum Ziel ist durchaus anspruchsvoll und bei regennasser Fahrbahn nicht ohne. Die Fahrer werden die Erschöpfung der letzten Woche und dieser harten Etappe spüren und müssen das Risiko in der Abfahrt abwägen. Für herausragende Abfahrer, wie Romain Bardet, Fabio Aru oder Alejandro Valverde wäre es eine gute Gelegenheit ein paar Sekunden auf die Konkurrenz gutzumachen.

Das Profil der letzten Kilometer zum Ziel der 20. Etappe (Foto: ASO)
Das Profil der letzten Kilometer zum Ziel der 20. Etappe (Foto: ASO)

 

Die Favoriten

Erneut stellt sich die Frage, ob eine Ausreißergruppe weit genug weggelassen wird, dass sie um den Tagessieg fahren können, oder ob die Klassementfahrer früh ihre Helfer einspannen und so das Rennen schnell und schwer machen. Für den Rennverlauf sind viele Varianten denkbar. Vielleicht greift einer der Top-10 Fahrer schon am ersten schweren Berg an, dann müssen die Teams der Konkurrenten um den Podestplatz hinterherfahren. Das betrifft dann Movistar (Quintana ist 3.) und Ag2R (Bardet ist 2.). Beide haben starke Fahrer dabei, die Tempo machen können.

Oder Astana macht für Fabio Aru erneut das Rennen enorm schwer und bereitet seinen Angriff aufs Podium vor. Oder aber Movistar geht jedem Problem aus dem Weg und schickt Alejandro Valverde in Fluchtgruppen mit. Möglicherweise bildet sich auch wirklich eine große ungefährliche Fluchtgruppe und Sky kontrolliert bis zum Finale, in dem es dann den direkten Schlagabtausch gibt. Oder, oder, oder … .

Für die Fluchtgruppe kommen wieder viele Fahrer in Frage. Für die Fahrer, die auf der 19. Etappe zu den Ausreißern gehörten, wird es sicher sehr hart. Vor allem Jarlinson Pantano, Alexis Vuillermoz, Rafal Majka und Thomas De Gendt waren sehr oft in Fluchtgruppen vertreten und haben wohl kaum noch Körner im Speicher. Hinzu kommt, dass Pantano und De Gendt ihren Etappensieg bereits in der Tasche haben und Majka mit dem Gewinn des Bergtrikots sein Ziel erreicht hat.

Vielleicht sind es Brice Feillu, Thomas Voeckler, Stef Clement, Jerome Coppel, Sebastien Reichenbach, Julian Alaphilippe, Serge Pauwels und Simon Geschke, die sich zeigen. Auch Warren Barguil oder Emanuel Buchmann muss man auf der Rechnung haben. Doch am Ende wird wohl der Kampf um des Tour-Podest darüber entscheiden, ob die Ausreißer eine Chance auf den Etappensieg bekommen.

 

***** Romain Bardet, Fabio Aru
****  Alejandro Valverde, Vincenzo Nibali
*** Richie Porte, Nairo Quintana, Chris Froome
** Warren Barguil
* Daniel Martin, Joaquim Rodriguez

 

Start: 13:00 Uhr
Ziel: 17 Uhr

 

 

 

Tour de France 2016 – Karte der 20. Etappe (©GEOATLAS)
Tour de France 2016 – Karte der 20. Etappe (©GEOATLAS)