Das Profil der 20. Etappe der Vuelta 2017

Vor dem Schaulaufen in Madrid am Sonntag wird den Fahrern auf der 20. Etappe noch einmal alles abverlangt. Es ist mit 117,5 Kilometern ein kurzes, aber mit 3500 Höhenmetern ein extrem schweres Teilstück. Nach drei harten Rennwochen geht es im Finale noch einmal steil bergauf. Schon der Name dieses letzten Anstiegs der 72. Vuelta ist furchteinflößend. Denn der Alto de L’Angliru ist ein Monster. Es geht 12,5 Kilometer bergan, mit 9,8% durchschnittlicher Steigung. Ein langer und fieser Anstieg, der kurz vor dem Gipfel noch einmal Passagen mit mehr als 23% Steigung hat. Wem hier die Kraft ausgeht, der kann schnell Minuten und einen Top-Platz in der Gesamtwertung verlieren.

Es ist ein Spektakel garantiert. Es soll kühl, nass und vielleicht auch neblig sein – typisch und passend für dieses Finale. Wenn die Fahrer in die Schlusssteigung gehen, haben sie schon zwei schwere Berge in den Beinen – diese Etappe ist wie gemacht für Drama und Helden

 

Contadors Abschied von den steilen Rampen 

Alberto Contador wird angreifen, so wie er es jeden Tag getan hat. Selbst wenn es nur eine Mini-Chance auf einen Podestplatz oder den Etappensieg gibt, er wird alles raus hauen, was noch in ihm steckt. Es ist sein letzter schwerer Anstieg, seine letzte Bergetappe, seine letzte Chance – denn am Sonntag wird er in seiner Heimatstadt Madrid seine Karriere beenden. 
Contador werden am Samstagabend die Ohren fiepen, so werden ihn die Fans den Berg hinaufschreien. Sie wollen ihn noch einmal aus dem Sattel sehen. Angreifen, ohne Furcht und Berechnung, sondern mit Herz und Mut. Contador tänzelt nicht mehr wie früher. Er hat alles erlebt, was dieser Sport zu bieten hat, in jede Richtung. Aber er hat diesen Sport so zelebriert, wie die Fans es lieben. 
Er wird noch einmal die Zähnchen zeigen, sich in den Rampen auf dem Rad winden und den Schmerz ignorieren. So wie alle Fahrer, die bis zum letzten Tropfen Sprit im Tank den rechten Fuß auf dem Gaspedal lassen. Als Lohn für ihren Eisatz ist ihnen eine Wahnsinns-Kulisse der sensationellen Fans sicher.

 

Die Strecke 

Karte de 20. Etappe der Vuelta 2017

Nach dem Start in Corvera de Asturias geht es 12 km bergauf. Es ist kein kategorisierter Anstieg, aber eine gute Möglichkeit für starke Ausreißer sich abzusetzen. Sicher werden auch die Favoritenteams einen Fahrer mit in diese Gruppe senden wollen, der später dem Kapitän noch helfen kann. Es folgt eine Abfahrt und ein langes Flachstück.

Bis Rennkilometer 71 geht es flach, bzw. leicht bergauf, dann beginnt das harte Finale der Etappe.

 

Das brutale Finale

Zunächst geht es 8,2 Kilometer mit durchschnittlich 8,6 % bergauf zum Alto de la Cobertoria. Der Gipfel ist exakt 38 Kilometer vor dem Zielstrich erreicht. Es folgt eine 10 Kilometer lange Abfahrt, ehe es erneut steil bergauf geht.

Profil des Alto de la Cobertoria

Der vorletzte Anstieg dieser 72. Vuelta a España ist der Alto del Cordal. Mit 5,7 Kilometern Längte recht kurz, aber mit 8,6% und Passagen von 18% Steigung durchaus giftig. Gut möglich, dass einer der Favoriten sein Team hier bereits ein extremes Tempo anschlagen lässt, um die Konkurrenz ans Limit zu führen. Vielleicht erleben wir hier sogar Attacken. Vom Gipfel sind es noch 21 Kilometer bis ins Ziel, die ersten 10 geht es hinab zum Fuße der Schlusssteigung.

Profil des Alto del Cordal

 

Der Angliru

Profil des Alto de L’Angliru

Die 12,5 Kilometer lange Schlusssteigung zum Gipfel des Angliru ist mit einer Durchschnittssteigung von 9,8% angegeben. Der erste Kilometer ist noch moderat, bereits dann wird es giftig steil. Nach etwa 4,5 Kilometern wird es noch einmal flacher, ehe sechs brutale Kilometer anstehen. Die steilsten Stellen, mit 23,5% sind kurz vor dem Gipfel erreicht. Die letzten 500 Meter geht es leicht bergab zum Ziel. Es ist ein Monster, dass die Gesamtwertung noch einmal durcheinander wirbeln kann. 

 

Die Favoriten

Natürlich hat auf den ersten 70 Kilometern eine Ausreißergruppe die Chance, einen größeren Vorsprung herauszufahren, aber die Teams der Favoriten werden im Finale früh das Rennen hart machen und den Rückstand so in Grenzen halten. Je früher die Favoriten in die Offensive gehen, desto schwerer haben es Ausreißer. Vermutlich werden die Favoriten am Ende auch um den Etappensieg kämpfen.

Miguel Angel Lopez machte zuletzt bergauf einen starken Eindruck, vielleicht versucht er seinen dritten Etappensieg einzufahren. Mit mehr als fünf Minuten Rückstand auf Chris Froome ist er nicht der härteste Konkurrent und könnte so vielleicht ein paar Freiheiten bekommen. Froome selbst würde natürlich ebenfalls gern einen so prestigeträchtigen Sieg einfahren, aber für ihn zählt vor allem der Gesamtsieg. Vincenzo Nibali wird sicher noch einmal alles versuchen, aber war zuletzt nicht in der Verfassung, mit den Allerbesten mitzuhalten. Für ihn geht es vielleicht sogar eher darum, den Platz auf dem Podium abzusichern. Aber sollte sich Nibali gut fühlen und eine Chance auf den Sieg sehen, scheut er kein Risiko.

Über Alberto Contador haben wir bereits ausführlich geschrieben – der Pistolero wird früh durchladen. Ilnur Zakarin hat das Podest auch noch nicht abgehakt und wird versuchen Wilco Kelderman abzuhängen. Sowohl für Zakarin, als auch für Keldeman geht es um das erste GrandTour-Podium der Karriere – ein Meilenstein, auf dem Weg in die absolute Weltspitze.

 

 

***** Chris Froome, Miguel Angel Lopez
**** Alberto Contador, Vincenzo Nibali, Michael Woods
*** Wilco Kelderman, Fabio Aru, Ilnur Zakarin, 
** Rafal Majka, Esteban Chaves
* David de la Cruz

Start: 14:03 Uhr
Ziel: ~17:40 Uhr
 

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