Platz 4 – Der Showdown am Angliru, Vuelta 2017

Alberto Contador

Vor dem letzten Anstieg der Spanien-Rundfahrt 2017 gab es kaum Zweifel, dass Chris Froome den Gesamtsieg holen wird. Der Brite hat während der gesamten Rundfahrt kaum Fehler gemacht und dominierte das Rennen. Doch hinter Froome lagen Vincenzo Nibali, Wilco Kelderman und Ilnur Zakarin in der Gesamtwertung weniger als eine Minute auseinander. Der Kampf um die Podestplätze musste also im berühmten Schlussanstieg zum Alto de L’Angliru endgültig entschieden werden.

Dass sich dann auf den letzten Kilometern ein sehr spannendes Rennen entwickelte, lag nicht nur am Trio, das um die Plätze neben Froome kämpfte, sondern an Altmeister Alberto Contador. Der letzte Anstieg in seiner Karriere. Die letzte Chance für den ganz großen Abgang. Contador musste früh angreifen, denn die fightenden Podestanwärter würden im Schlussanstieg keine Rücksicht auf den „Pistolero“ nehmen. Also griff Contador schon vor dem Schlussanstieg an und setzte sich ab. Er bekam von Teamkollegen und Landsmännern Hilfe und ging mit einem kleinen Vorsprung in den langen steilen Anstieg. 

Hinter Contador zeigten Chris Froome und sein Edelhelfer Wout Poels, was sie drauf haben. Contador bog sich auf dem Rad, fuhr ständig aus dem Sattel und zeigte die Zähnchen. Poels und Froome hängten alle Begleiter ab und stürmten den Berg hinauf. Contadors Vorsprung schrumpfte. Die spanischen Fans brüllten, als könnte die Druckwelle Contador den Berg hinaufschieben. 

 

Es war ein Moment, der die späten Jahre des Alberto Contador nicht hätte besser beschreiben können. Er war früh All In gegangen, hatte alles riskiert, weil nur der Sieg zählt. Längst war die Geschmeidigkeit seiner Kletterei verflogen und wirkte gegen die Watt-Maschine Froome mehr stampfend als tänzelnd. Doch er versuchte es immer wieder, auch wenn es ganz selten gut ging, in den letzten Jahren seiner Karriere. Auch beim letzten Rennen seiner Karriere, dieser Spanien-Rundfahrt, klappte es einfach nicht, mit dem Erfolg. Die Brechstange musste her.

So war es dann, ausgerechnet am Angliru, das ganz große Finale seiner Karriere. Jeder Kilometer eine Ewigkeit, in dieser Rampe. Eineinhalb Kilometer vor dem Ziel hatte Contador nur noch 30 Sekunden Vorsprung. Er sah angeknockt aus. Poels nur wenige hundert Meter dahinter hatte Froome im Schlepptau und strampelte wie besessen. Alle am Limit. Schmerzen. Fangeschrei. Kommentatoren, die nach Worten suchen. Es war knapp, aber hat gereicht. Die letzte Kugel des Pistolero. Ewigkeit.

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