Michael Valgren

Michael Valgren befand sich in illustrer Gesellschaft. Und wahrscheinlich war das sein Glück. Hätten ein Van Avermaert, ein Stybar oder ein Naesen zwei Kilometer vor dem Ziel eine Attacke lanciert, sie wäre wohl schnell neutralisiert worden. Denn die großen Favoriten ließen sich in dieser Phase nicht mehr aus den Augen.

Sep Vanmarcke, auch so ein Mitfavorit, den sie nicht ziehen lassen wollten, hatte es ja versucht. Aber da war der Rest der zwölf Mann starken Spitzengruppe, die sich dem Ziel in Meerbeke näherte, direkt hinterhergegangen und hatten den Belgier in Diensten von EF-Education First-Drapac gestellt.

Das war der Moment, den Valgren zur Konterattacke nutzte. Und das war weit mehr als Glück: Es war der richtige Augenblick für den Sieg bringenden Angriff. Für so etwas braucht es das richtige Gespür. Denn während sich die Favoriten noch überlegten, wer von ihnen denn nun dem Dänen hinterherfahren soll, war Valgren schon auf und davon.

 

„Ich habe davon geträumt diese Rennen zu fahren“, erklärte Valgren, der vor der Saison 2017 vom aufgelösten Team Tinkoff zum Team Astana gestoßen war. Dort ließen sie ihn im vergangenen Jahr erstmals bei den Klassikern sein Glück versuchen. Platz sechs bei E3-Harelbeke deutete da schon an, dass ihm diese Rennen liegen.

Für den Sieg des 26-Jährigen war neben seiner Attacke im richtigen Moment auch die starke Mannschaftsleistung von Astana ausschlaggebend. Sie hatten die anderen Teams arbeiten lassen, sich zurückgehalten, als etwa 50 Kilometer vor dem Ziel am Molenberg, die ersten ernsthaften Angriffe lanciert wurden und sich schließlich vor der Mur von Geraadsbergen an die Spitze des Feldes gesetzt. Mit drei Mann – neben Valgren noch Oscar Getto und Alexey Lutsenko – waren sie danach in der Spitzengruppe vertreten, die sich durch eine Attacke von Vanmarcke an der Mur gebildet hatte.

Keinem anderen Team war es gelungen, mehr als einen Fahrer vorne unterzubringen. Von da an konnte Astana das Rennen nur verlieren. Hätten sie die Überzahl nicht genutzt, wäre das als Blamage gewertet worden. Valgrens Instinkt für den richtigen Moment verhinderte das.