Chris Froome

Diese 19. Etappe des 101. Giro d’Italia wird in die Geschichte eingehen. Nachdem Leader Simon Yates am Donnerstag das erste Mal Schwäche gezeigt hatte, waren Attacken weit vor dem Ziel erwartet worden. Das Sky-Team von Chris Froome schlug im zweiten Anstieg des Tages, hinauf zum höchsten Punkt dieses Giro ein extrem hohes Tempo an. Und dann passierte bereits 86 Kilometer vor dem Ziel das, was man sich davon erhofft hatte – Simon Yates musste reißen lassen.

Der Mann in Rosa, der zwei Wochen lang souverän und unantastbar wirkte, brach komplett ein. Wenige Minuten später war bereits klar, dass es einen neuen Leader geben würde. Sky machte weiter Druck und was dann passierte, hatten wohl nicht viele erwartet. Chris Froome ließ seinen Helfer Kenny Elissonde noch einmal das Tempo forcieren und 80 Kilometer vor dem Ziel, gut 7 Kilometer unterhalb des Gipfels des Colle della Finestre griff Froome dann an

Niemand konnte Froome folgen. Ganz allein fuhr er bis zum Gipfel 42 Sekunden Vorsprung auf die Verfolgergruppe um Tom Dumoulin (Sunweb), Thibaut Pinot (Groupama-FDJ), Miguel Angel Lopez (Astana)  und Richard Carapaz (Movistar) heraus. In der Abfahrt schloss Pinots Teamkollege Sebastien Reichenbach zur Verfolgergruppe auf und machte das Tempo.

„Ich habe noch nie 80 Kilometer vor dem Ziel angegriffen und bin allein losgefahren“, sagte Froome im Siegerinterview. „Ich durfte nicht bis zum letzten Anstieg warten, musste früh angreifen. Der Colle della Finestre ist ideal dafür. Ich habe mich gut gefühlt und dachte jetzt, oder nie. Ich fühle mich in diesem Rennen jeden Tag besser und ich hoffe, dass ich es morgen vollenden kann“, so Froome.

 

Froome holt in der Abfahrt schnell Zeit heraus, O’Connor stürzt

In der Abfahrt baute Froome seinen Vorsprung schnell aus, auch weil man dahinter auf Reichenbach gewartet hatte. So lag der Brite 50 Kilometer vor dem Ziel bereits mehr als zwei Minuten vor den Verfolgern. Dahinter kämpfte eine Gruppe mit Domenico Pozzovivo (Bahrain-Merida), Davide Formolo (Bora-hansgrohe) und auch George Bennett (LottoNL-Jumbo) darum, den Rückstand in Grenzen zu halten. Doch 50 km vor dem Ziel lag diese Gruppe bereits knapp dreieinhalb Minuten hinter Froome zurück. Auch Ben O’Connor vom Team Dimension Data war in der Gruppe um Pozzovivo. Doch der 22-Jährige stürzte später in einer Abfahrt und musste den Giro beenden. Er war bislang eine der großen Entdeckungen dieses Giro.

 

Pinot & Dumoulin gegen Froome, Carapaz und Lopez warten ab

Während Froome an der Spitze allein das Tempo hochhielt, machten in der Verfolgergruppe nur Pinot, sein Teammkollege Reichenbach und Dumoulin die Arbeit. Carapaz und Lopez kämpfen gegeneinander ums Weiße Trikot und einen möglichen Top3-Platz am Ende des Giro. Dadruch, dass Yates bereits mehr als 15 Minuten zurücklag, war Dumoulin der Mann in Rosa, wenn auch nur virtuell.

Am Gipfel des vorletzten Anstiegs lag Froome bereits 2:45 min vor Dumoulin und war dem virtuellen Rosa Trikot sehr nahe gekommen. Als dann Pinot auch selbst die Tempoarbeit einstellte und nur noch Reichenbach Dumoulin half, wuchs der Vorsprung von Froome auf dreieinhalb Minuten.

 

Attacken im Schlussanstieg, Froome rettet drei Minuten

Froome holte sich den Etappensieg und übernimmt auch die Führung im Gesamtklassement, auch wenn er am Ende noch 30 Sekunden seines Vorsprungs im letzten Anstieg einbüßte. Lopez, Carapaz und auch Pinot hatten mehrfach attackiert, aber neutralisierten sich im Schlussanstieg lange. Dumoulin fuhr sein Tempo und wurde am Ende Tagesfünfter.
Carapaz griff auf den letzten 350 Metern noch einmal an und wurde Zweiter. Pinot erreichte als Dritter das Ziel. Lopez verlor ein paar Sekunden und liegt nun nur noch etwas mehr als eine halbe Minute im Kampf um Weiß vor Carapaz.

 

Froome nun 40 Sekunden vor Dumoulin

In der Gesamtwertung liegt Chris Froome nun mit 40 Sekunden Vorsprung auf Tom Dumoulin in Front. Gesamtdritter ist Thibaut Pinot mit 4:17 min Rückstand. Simon Yates erreichte im Rosa Trikot 38:51 min nach Froome das Ziel.

 

So lief das Rennen

Nach dem Start wurde schnell gefahren und es begannen Attacken. Doch es dauerte lange, ehe sich eine größere Gruppe absetzten konnte. Doch Mitchelton-Scott setzte nach und holte die Gruppe schnell zurück. Vor dem Colle della Finestre setzten sich Montaguti, Agudelo, Sanchez, Neilands, Brown, Bouwman, van Poppel, Atapuma und Conti ab, doch Sky klemmte sich am Finestre vors Feld und schlug ein hohes Tempo an. So waren die Ausreißer schnell eingeholt.
86 Kilometer vor dem Ziel verlor Leader Simon Yates den Anschluss und fiel zurück.