Geraint Thomas

 

Bereit für die Tour – „G“ mit Mega-Form

Schon im Winter hatte Geraint Thomas angekündigt, sich voll auf die Tour zu konzentrieren. Doch im großen Wirbel um Chris Froome, dessen Salbutamol-Fall und nun dem beeindruckenden Giro-Sieg, war es um „G“ recht still. Und das, obwohl er bereits zu Beginn der Saison sowohl in der Algarve, als auch bei Tirreno-Adriatico stark fuhr, aber ihm das Glück fehlte. Nun hat Thomas gezeigt, dass er bei den Allerbesten mithalten kann – auch bergauf. Mit Blick auf den Tour-Parcours und diese gefährliche erste Woche, rückt „G“ nun in den erweiterten Favoritenkreis. Bislang konnte er noch nicht beweisen, dass er auch über drei Wochen Vollgas fahren kann, aber seine aktuelle Form ist jedenfalls sehr beeindruckend. Zeitfahren, Kopfsteinpflaster – das sind seine Lieblingsdisziplinen. Doch es bleiben zwei große Fragen offen: Ist Thomas zu früh in Top-Form? Und vor allem: Wie wird die Rollenverteilung im Team Sky sein? Die Antworten gibts im Juli in Frankreich – wir freuen uns drauf!

 

Emu Buchmann – im Kreis der Besten

Emanuel Buchmann

Das Critérium du Dauphiné war eines seiner Saisonhighlights. Kein Wunder, denn für Kletterer wie Emanuel Buchmann ist das Rennen ideal. Und Buchmann lieferte. Mit Rang sechs verbesserte er das Ergebnis vom Vorjahr um einen Platz. Doch was der 25-Jährige im Rennen zeigte, legte offen, dass er mehr als einen Schritt weiter ist. An seiner Spritzigkeit hatte er gearbeitet, war sich sicher, dass er in diesem Jahr stärker ist – das sagte Buchmann im Interview Anfang Mai. Bei der Dauphine bestätigte er das. Es war zu sehen, dass er deutlich offensiver auftritt, als in der Vergangenheit. Und es war auch zu sehen, dass er im Kreis der Allerbesten angekommen ist. Romain Bardet, Adam Yates, Daniel Martin, Geraint Thomas und Emanuel Buchmann – diese Fahrer bildeten beim Critérium du Dauphiné den Kreis der besten Kletterer. Ein klein wenig fehlte „Emu“ noch, um einen Etappensieg zu holen, aber diese schweren Bergetappen am Ende der Rundfahrt werden ihm viel Selbstbewusstsein und Motivation geben. Am Ende lag Buchmann 3:05 Minuten hinter Thomas – 1:46 min hatte er allein im Mannschaftszeitfahren kassiert. 

Sein nächstes Highlight wird die Vuelta sein. Dann geht er das erste Mal als Kapitän in eine Grand Tour. So wie Buchmann beim Critérium du Dauphiné aufgetreten ist, dürfen sich die deutschen Fans jetzt schon auf die Spanienrundfahrt freuen. 

 

Oben angekommen – Pascal Ackermann mag es schwer

Pascal Ackermann

Das erste Profi-Jahr nutze Pascal Ackermann dazu, sich anzupassen und entwickeln – Ansätze für die Trainier gab es genug. Dass reichlich Talent vorhanden ist, zeigten nicht nur sein U23-DM-Titel und seine Medaille bei der U23-WM 2016. In Doha hätte es 2017 sogar Gold und nicht „nur“ Silber sein können, aber das ist im Mai 2018 nun völlig Wurscht. Denn Ackermann hat beim Critérium du Dauphiné seinen zweiten Profisieg eingefahren. Zwei Siege für einen Sprinter klingen nicht überragend, aber er hat beide Erfolge bei WolrdTour-Rennen geholt. Seinen ersten Sieg feierte er bei der Tour de Romandie, nun legte er bei der Dauphine nach. Und noch etwas hat sich beim Critérium du Dauphiné gezeigt – Ackermann mag es schwer. Ist das Profil anspruchsvoll und geht es ordentlich auf und ab, bekommen die schweren Sprinter Probleme. Für Ackermann darf es aber gern etwas schwerer sein, denn er kommt gut über mittelschwere Anstiege und ist dennoch endschnell.
Pascal Ackermann ist kein Marcel Kittel, der mit brachialer Power bei den flachen Sprints die Kette an die Belastungsgrenze führt, aber das muss kein Nachteil sein! Vor allem im Frühjahr zeigte er bei den Drei-Tagen-von-De Panne oder bei Handzame Classic, dass er auch bei diesen Rennen vorn landen kann. Vielleicht führt ihn sein Weg ein wenig weg vom Sprinter, hin zum endschnellen Klassiker-Fahrer. Der Pfälzer ist erst 24 Jahre alt und ganz egal in welche Richtung er sich entwickelt, dass die deutschen Radsportfans an diesem blonden Kerl, der (fast) immer lächelt, noch viel Freude haben werden, scheint sicher.

 

Dan Martin – endlich aufs Podium bei der Tour?

Dan Martin

Daniel Martin hat große Erfolge gefeiert. Zwei Monumente hat er schon in seinen Palmares und bereits drei Grand Tours in den Top-10 beendet. Trotz guter Leistungen ist er nun von Quick-Step zum Team UAE Emirates gewechselt. Nicht wenige hatten mit einem Stirnrunzeln reagiert, schien es doch so zu sein, dass er sich bei den Belgiern sehr wohl gefühlt hatte. Doch der Schritt war nachvollziehbar. In der Klassiker-Equipe Quick-Step sind die Prioritäten anders gesetzt, als in seinem neuen Team, zudem hat er sich wohl auch monetär nicht schlechter gestellt. Er dürfte nun vor allem in den Bergen mehr Unterstützung bekommen, auch wenn er kein Fahrer ist, der die ganze Zeit 3-4 Teamkollegen um sich braucht. 
Dan Martin ist 31 Jahre alt, im besten Rundfahrer-Alter. Er ist gut in Form, erfahren und scheint sich auch im neuen Team wohl zu fühlen. Diese erste Woche der Tour dürfte ihm ein Graus sein, und an das Zeitfahren am vorletzten Tag mag er auch nicht denken, aber der Rest der Tour 2018 dürfte ihm gefallen. Vielleicht wird es seine Tour und er kann endlich einmal am Ende einer Grand Tour vom Podium winken.

 

Was. Für. Ein. Talent. – Tao Geoghegan Hart 

Tao Geoghegan Hart mit Kapitän Geraint Thomas im Schlepptau

Geraint Thomas wusste, bei wem er sich nach dem Rennen zu bedanken hat. Was der 23 (!) Jahre alte Tao Geoghegan Hart beim Critérium du Dauphiné für seinen Kapitän leistete, ist mehr als beeindruckend. Als nur noch die besten Kletterer der Welt zur kleinen Favoritengruppe gehörten, machte Geoghegan Hart noch das Tempo und schloss die Lücken. Er stellte sich in den Dienst seines Kapitäns und beendete dennoch das Rennen als Gesamtdreizehnter. Der junge Brite hat sich nachhaltig in Szene gesetzt und scheint über extremes Potenzial zu verfügen. Klar, hatte er schon mit 21 Jahren bei der Tour of California sein Talent angedeutet, aber nun ist er mehr als einen Schritt weiter. Denn es ist etwas anderes, eine „kurze“ Rundfahrt in den Top-15 zu beenden, oder einen Kapitän als wichtigster Helfer zum Erfolg zu führen. Diese Dauphine war ein brutales Rennen mit extrem starken Fahrern, die kurz vor der Tour de France bereits in super Form sind. Geoghegan Hart hat das Rennen mitbestimmt und in den Bergen geprägt. Natürlich ist es viel zu früh um zu prognostizieren, wie weit es für ihn gehen wird, aber bleibt er von schweren Stürzen und Krankheiten verschont, kann er in 2-3 Jahren selbst der Kapitän bei ganz großen Rennen sein – egal in welchem Team.