Rafal Maijka

Daniel Martin rechtzeitig in Top-Form

Beim Critérium du Dauphiné machte Daniel Martin schon einen guten Eindruck. Doch nun scheint die Form noch besser zu sein. Klar, diese Rampen liegen dem früheren Lüttich-Bastogne-Lüttich-Sieger. Aber Martin fuhr einfach los und riss ein Loch. Nun könnte man annehmen, dass die anderen Favoriten ihn ruhig ein paar Sekunden weglassen konnten, denn Martin lag im Gesamtklassement schon mehr als eineinhalb Minuten zurück. Doch so sah es nicht aus. Geraint Thomas versuchte es, die Lücke zu schließen, aber ohne Chance. In dieser Form ist mit Martin auch in den Alpen und Pyrenäen zu rechnen. Doch er muss zunächst die Pflasteretappe überstehen und dann gibt es noch das Zeitfahren am vorletzten Tag. Dennoch: Dan Martin auf dem Podium in Paris? Nicht unmöglich!

 

Punktsieg für Geraint Thomas, auch gegen Froome

Wir können das Popcorn bereitstellen. Während Froome an der Mur de Bretagne reißen lassen musste, fuhr Geraint Thomas fünf Sekunden vor dem Titelverteidiger über den Zielstrich. In der Gesamtwertung trennen die Teamkollegen bereits 59 Sekunden und am Sonntag steht die Pflasteretappe auf dem Programm. Das ist bekanntermaßen ideales Terrain für Thomas. „Man darf gespannt sein, für wen Sky nun fährt“, sagte Richie Porte und stellte eine Frage, die man in den nächsten Tagen noch öfter hören wird. Gibt es keine klaren Aussagen von Sky, wird das für Unruhe sorgen. Was passiert, wenn? Ein Thema für die nächsten Tage steht bereits.

 

Ist Richie Port der Stärkste?

Es deutete sich bereits an und an der Mur de Bretagne konnte man es ebenfalls sehen: Richie Porte hat Form! „Ich habe nicht den Punch“, sagte Porte im Ziel über seine Fahrweise. Aber er machte auf den letzten eineinhalb Kilometern zum Ziel fast allein das Tempo in der Verfolgergruppe. Froome, Zakarin und weitere Fahrer fielen im flacheren Teil zurück – ein Indiz für Portes Leistung. Er ist enorm stark, hat nur 53 Sekunden Rückstand im Gesamtklassement. Übersteht er die Pflasteretappe, ist es immer noch weit bis Paris – aber kommt er durch, wird er weit oben stehen.

 

Achtung Hai-Angriff

Die kurzen steilen Rampen sind eher nicht nach dem Geschmack von Vincenzo Nibali. Doch der „Hai von Messina“ rollte scheinbar problemlos mit der ersten Gruppe ins Ziel. Überhaupt hinterlässt der Italiener bislang einen sehr starken Eindruck. Er hat sich bislang nicht so sehr ins Rampenlicht gefahren, war aber immer präsent. Ob kniffliges Finale oder Bergauf-Sprint – Nibali hielt sich stets weit vorn auf. Im Mannschaftszeitfahren brachte er seine Kollegen ans Limit und scheint so stark wie lange nicht mehr. Seine Teamkollegen scheinen ebenfalls in guter Form und mit Blick auf Sonntag, wo es über das Pflaster von Roubaix geht, kann man wohl fest mit einem Hai-Anrgiff rechnen. 

 

Streichkandidaten?

Auch wenn Romain Bardet und Tom Dumoulin an der Mur de Bretagne Zeit verloren haben, darf man sie nicht abschreiben. Sie hatten im Finale Defekt und mussten enorm viel Kraft investieren, um den Rückstand in Grenzen zu halten. Auf den letzten Metern zum Ziel war Dumoulin sogar etwas schneller als Tagessieger Dan Martin.

 

Es waren andere Favoriten, die Probleme bekamen und reißen lassen mussten. So auch Chris Froome. Wie oben beschrieben, wird das seine Position als Leader im Team nicht gerade stärken. Auch Rigoberto Uran, der eigentlich über Punch verfügt, musste die Gruppe um Porte ziehen lassen. Sowohl für Froome, als auch für Uran ging die Lücke erst auf den letzten, eigentlich flacheren 600 Metern auf. Auch Ilnur Zakarin musste reißen lassen und rollte mit der Gruppe um Bob Jungels ins Ziel. Es war nur ein kurzer Anstieg, der nicht als Gradmesser für eine knüppelharte Pyrenäen-Etappe in der dritten Woche herhalten kann, aber wir haben einen ersten Eindruck bekommen, wer die stärksten Fahrer im Poloton sind.