John Degenkolb

Es rollten John Degenkolb die Tränen die Wangen hinunter, als er im Ziel Interviews gab. „Ich jage diesem Erfolg so lange hinterher. Es ist so schwer das zu beschreiben“, sagte Degenkolb und seine Stimme zitterte. 

Die entscheidende Attacke setzte 16,2 Kilometer vor dem Ziel der Belgier Yves Lampaert (Quick-Step). Greg van Avermaet (BMC) setzte nach und auch John Degenkolb ging sofort mit. Drei absolute Klassikerspezialisten auf ihrem Lieblingsterrain – schnell fuhren sie einige Sekunden Vorsprung heraus. Van Avermaet und Degenkolb haben beide schon das Monument Paris-Roubaix gewonnen und Lampaert war in diesem Frühjahr einer der Stärksten. Peter Sagan wusste, dass diese SItuation gefährlich ist und versuchte nachzusetzen, doch er hatte immer weitere Fahrer am Rad.

So setzte sich das Trio immer weiter ab und konnte auf dem letzten Kilometer früh mit den üblichen taktischen Spielchen beginnen. Degenkolb war der Favorit im Sprint und so ließen ihn die anderen beiden an der Spitze. Degenkolb machte das clever, wartete und zog den Sprint von vorn durch. An seinem Jubel im Ziel konnte man die Erleichterung beim Deutschen ablesen. „Nach all den Rückschlägen, es fühlt sich einfach so gut an. Ich bin so glücklich“, sagte „Dege“ im Ziel.

Greg van Avermaet baute so die Führung in der Gesamtwertung aus.

 

 

Viele Stürze, Richie Porte ausgeschieden

Das Rennen war von vielen Stürzen und Defekten geprägt. Richie Porte, einer der absoluten Top-Favoriten auf den Gesamtsieg erwischte es als ersten. Er lag nach einem Massensturz schon vor dem ersten Pflasterstück am Boden und hielt sich die Schulter. Nach einer Untersuchung des Tour-Arztes war klar – er musste unter Tränen aufgeben. „Wir sind sehr enttäuscht, nach all der Arbeit in den letzten Monaten und den vergangenen Etappen“, sagte der Sportliche Leiter Fabio Baldato. „Es war nach sieben Kilometern, das Feld war sehr nervös und wir waren mit allen Fahrern vorn. Das ist sehr enttäuschend“, so Baldato nach dem Rennen.

Das Defektpech schlug allein bei Romain Bardet unzählige Male zu. Der Franzose tauschte mehrfach das Rad und kämpfte sich immer wieder zurück. Doch nach dem letzten Defekt, kurz vor dem Ziel schaffte er es nicht mehr zurück in die Favoritengruppe. Doch er verlor nur sieben Sekunden auf die direkten Konkurrenten um den Gesamtsieg.

Auch Chris Froome (Sky) musste zu Boden. Doch der Titelverteidiger stürzte 45 Kilometer vor dem Ziel nur leicht über einen seiner Teamkollegen, der in einer Kurve weggerutscht war. Froome erreichte mit den anderen Favoriten an der Seite von Nairo Quintana (Movistar) und Vincenzo Nibali (Bahrain-Merida) das Ziel.

 

Härter erwischte es Mikel Landa. Der Spanier vom Movistar-Team hängte sich beim Trinken am Hinterrad des Vordermanns auf und stürzte hart. Er erreichte aber zeitgleich mit Romain Bardet nur sieben Sekunden nach Froome das Ziel.

 

Einen herben Rückschlag im Kampf um die Gesamtwertung musste Rigoberto Uran hinnehmen. Der Tour-Zweite von 2017 stürzte ebenfalls und hatte wenig später noch einen Defekt. Der EF-Drapac-Kapitän konnte den Anschluss ans Feld nicht mehr herstellen. Uran verlor fast eineinhalb Minuten auf die Gruppe um Froome.

Die frühe Ausreißergruppe bildeten Omar Fraile (Astana), Thomas De Gendt (Lotto-Soudal), Patrick Tolhoek (LottoNL-Jumbo), Jérôme Cousin (Direct Energie), Damien Gaudin (Direct Energie), Chad Haga (Sunweb), Olivier Le Gac (Groupama-FDJ), Reinhardt Janse van Rensburg (Dimension), Nicolas Edet (Cofidis) und Lilian Calmejane (Direct Energie). Gaudin und van Rensburg hielten sich lange an der Spitze, wurden aber im Finale von der Favoritengruppe eingeholt.