Team Sky, Tour de France 2018

Nach dem ersten Ruhetag ging es nun endlich in die Berge. Das zehnte Teilstück war die erste schwere Bergetappe mit reichlich Höhenmetern. Das Gelbe Trikot ging in die Ausreißergruppe und so musste sich ein anderes Team finden, das die Rennkontrolle übernimmt, als die Mannschaft von Greg van Avermaet. Doch man musste nicht rumfragen – Sky hat das sofort übernommen. Natürlich.

Diese erste Bergetappe ist genau so verlaufen, wie man es erwarten konnte. Sky arbeitet. Sky kontrolliert. Sky dominiert. Zunächst machen Rowe, Castroviejo und Moscon das Grobzeug, dann bleiben für die Feinarbeit Kwiatkowski, Poels und Bernal. Mit Froome und Thomas sind dann zwei Leader übrig, im Team der Wattmonster. Sky hat auf der ersten Bergetappe nicht nur das Rennen in die Hand genommen. Sie haben es erwürgt. An den beiden letzten Anstiegen haben sie so ein Tempo angeschlagen, dass einige der Favoriten in den Seilen hingen. Die Attacke von Dan Martin haben sie problemlos gekontert, aber es reichte um Mollema, Zakarin, Uran (leidet unter Kniebeschwerden) und Jungels aus der Gruppe zu fahren. Das Tempo war enorm, es wurde am Colombiere sogar ein neuer Rekord aufgestellt. Das bedeutet, die Jungs sind allesamt gut in Form. Aber es bedeutet auch, Sky ist wieder brutal stark.

 

Attacken vermeiden

Es ist genau diese Fahrweise, die Sky den Erfolg bringt. Sie lähmen die Gegner, schlicht dadurch, dass sie brutal schnell fahren. Wer dennoch attackiert, geht ins Risiko, bei einem Konter richtig Zeit zu verlieren. So wie Sky mit Bernal, Kwiatkowski und Poels am Dienstag agierte, so werden sie es wohl auch in den verbleibenden neun Etappen machen können. Für die Zuschauer ist das nicht schön, und auch Alberto Contador wird sich für die nächsten zwei Wochen nicht für ein Comeback überreden lassen, um mit tollkühnen Attacken das Rennen zu animieren. 😉

Spaß beiseite. Natürlich kann man von Tom Dumoulin, Adam Yates oder Nairo Quintana nicht verlangen, dass sie eine Top-Platzierung am Ende der Tour für ein Spektakel aufs Spiel setzten. Aber hoffen darf man schon.

 

Die Phalanx aufbrechen

Geht man also davon aus, dass die Sky-Armada über die verbleibenden Etappen diese Leistung zeigen kann, und weder Froome noch Thomas durch Sturz oder Krankheit ausscheiden, bleiben nicht viele Chancen, Sky in Bedrängnis zu bringen. Das Zeitfahren am vorletzten Tag spielt sowohl Froome, als auch Geraint Thomas in die Karten.

Die Frage ist für die Konkurrenz nun, wie, bzw. wo man die Sky-Phalanx aufbrechen kann. Denn sonst wird wieder ein Sky Fahrer mit Champagner-Fahne in Gelb über den Champs-Élysées rollen. Man muss dafür sorgen, dass die Teamstärke nicht ausgespielt werden kann, sondern die Kapitäne selbst agieren müssen. Mit etwas Glück entsteht dann sogar Rivalität zwischen Froome und Thomas.

Schaut man das Roadbook an, bleiben eigentlich nur drei Chancen:

Die 11. Etappe, mit drei Anstiegen und nur rund 3 Rennstunden. Hier müsste schon einer der Leader am ersten Anstieg eskalieren, spätestens am steilen Stück des zweiten Anstiegs. Schickt man vorher Helfer in die Gruppe – umso besser. Aber wichtig ist – ein gefährlicher Fahrer muss All In, so früh es geht. Landa oder Valverde, bitte vortreten. Dann müssen Froome und Thomas selbst reagieren, bzw. schon früh die Edelhelfer verschleißen.

Die 14. Etappe, deren Finale man nicht unterschätzen sollte. Hier kann man zwar nur die letzten 65 Kilometer zum Ziel nutzen, aber vielleicht wäre es möglich, die Sky-Jungs früh mit dem Leistungsbegrenzer bekannt zu machen und dann auf den letzten, sehr steilen Metern anzugreifen. Leistet AG2R die Vorarbeit, wäre das hilfreich. Froome und auch Thomas mögen diese extrem kurzen Rampen weniger. Wer dort mit Punch agieren kann, kann Zeit gutmachen. Romain Bardet wäre vielleicht nicht abgeneigt.

Die 17. Etappe, das Monster-Teilstück mit 65 Kilometern Länge und drei harten Anstiegen. Hier gilt das gleiche, wie auf Etappe 11. Idealerweise direkt am ersten Anstieg All In. Vollgas durchknattern und den Sky-Leader (möglicherweise ist es dann nur noch einer) früh isolieren. Dann muss er selbst jeden Angriff kontern, die Löcher stopfen und Kraft aufwenden. Macht er dann einen Fehler, kann die Konkurrenz diesen eiskalt ausnutzen.

Die Tour ist lang, es kann so viel passieren. Aber sollte die Sky-Dominanz so weitergehen, wie auf der 10. Etappe, wird diese Tour wohl nicht als die spektakulärste Grand Tour aller Zeiten in die Geschichte eingehen. Natürlich hat Sky das Recht das Rennen so zu gestalten, wie sie es möchten. Das ist sogar ihre Pflicht, wollen sie erfolgreich sein. Miguel Indurain hat uns auch nicht die schönsten und spannendsten Rennen ever beschert. Aber dennoch wünschen wir uns etwas mehr Spektakel und Action. Gern schon am Mittwoch – Etappe 11!