Tom Dumoulin

Das Sunweb-Team von Iwan Spekenbrink hat eine beeindruckende Entwicklung genommen. Aus dem kleinen Skil-Shimano-Team ist eine Spitzenmannschaft mit großen Erfolgen geworden. Einen großen Anteil daran haben deutsche Profis. Simon Geschke gehörte schon zum Team, als man mit Mini-Budget und sichtbar überfordert bei großen Rennen antrat. Johannes Fröhlinger gehört seit 2011 dazu und ist als Road Captain vor allem für die jungen Fahrer enorm wichtig. Marcel Kittel sorgte für die ersten Siege auf der ganz großen Bühne und mit seiner Sprintstärke für die sichere Einladung zur Tour de France.

 

Aufstieg und Sensationen

Das Team wuchs und stieg in die World Tour auf. John Degenkolb sorgte dann mit den Siegen bei den Monumenten Mailand-Sanremo und Paris-Roubaix für den Aufstieg in die Liga der Top-Teams. Doch Kittel und Degenkolb sind lange weg und das Team hat sich stark verändert. Mit Tom Dumoulin hat man einen Mann für die Gesamtwertung bei den Grand Tours und so verlagerten sich die Ziele, weg von den Klassikern und den Sprints, hin zum Kampf um Rosa, Gelb und Rot.

Das gelang im Jahr 2017 eindrucksvoll. Tom Dumoulin gewann den Giro d’Italia und auch bei der Tour lief es sensationell. „Die Ergebnisse die wir eingefahren haben, sind besser, als wir als Team sind. Das ist eigentlich das größte Kompliment was man machen kann. Klar, wir sind eine gute Mannschaft, aber die Erfolge sind noch besser“, sagte Teamchef Iwan Spekenbrink im CyclingMagazine-Interview im Oktober 2017. Das krasse Jahr 2017, bei dem Warren Barguil  noch das Bergtrikot der Tour holte und Michael Matthews in Grün Paris erreichte, wurde mit dem Weltmeistertitel im Mannschaftszeitfahren gekrönt.

 

Ständige Veränderung

Degenkolb, Kittel, Barguil – sie alle feierten große Erfolge, zogen aber weiter. Das Sunweb-Team hat eine klare Philosophie, der sich alle unterordnen müssen. Und Teamchef Iwan Spekenbrink wird nicht müde, seinen „keep challenging“ Ansatz als Teamplan zu erklären. Der Erfolg gibt Spekenbrink Recht, doch es bedeutet auch, dass sich das Team ständig verändert. Nicht immer passt ein Fahrer ins Team und nicht immer sind die Fahrer langfristig bereit, der Teamphilosophie bedingungslos zu folgen.  

 

Ernüchterung 2018?

All dies muss man bedenken, wenn man die Saison 2018 analysiert. Nach dem Wahnsinns-Jahr 2017 stehen nur 11 Siege zu Buche – eher ernüchternd. Aber immerhin acht auf World-Tour-Level. Die beiden Erfolge bei den Grand Tours steuerte Tom Dumoulin mit seinen Zeitfahrsiegen beim Giro und der Tour bei und Michael Matthews siegte bei den beiden kanadischen Eintagesrennen. Doch davon abgesehen war die Ausbeute eher mager und so steht man nur im Mittfeld des World-Tour-Team-Rankings.

 

Nicht nur Dumoulin stark

Doch es war definitiv kein schlechtes Jahr. Tom Dumoulin stand sowohl beim Giro, als auch der Tour auf dem Podium. Jeweils wurde er Zweiter und so könnte man ihm durchaus als stärksten Grand-Tour-Fahrer des Jahres ehren. Aber es war nicht nur Dumoulin, der sich stark präsentierte. Vor allem der erst 23-jährige Sam Oomen überzeugte. Beim Giro fuhr er sensationell stark und trotz eines sehr langen Frühjahrs fuhr er im Juni bei der Tour de Suisse immer noch stark. Er ist ein Riesentalent, aus dem das Team mit guter Betreuung und gesunder Steuerung einen Top-Fahrer formen könnte. Auf diesem Weg ist auch Søren Kragh Andersen. Im Frühjahr noch nicht so erfolgreich, holte er sich bei Paris-Tours einen sehr wichtigen Klassikersieg.

 

Umbruch

Das Team hat sich in den vergangenen Jahren stark verändert und zur neuen Saison wird es erneut einen Umbruch geben. Mit Simon Geschke und Tom Stamsnijder verlassen zwei Routiniers das Team. Gerade Geschke war ein Eckpfeiler der Mannschaft und maßgeblich am Erfolg von Dumoulin beim Giro 2017 beteiligt. Auch 2018 fuhr er bei der Tour sehr stark und kompensierte den Ausfall von Wilco Kelderman. Geschkes Abgang sorgte bei seinen Teamkollegen für Stirnrunzeln, doch die Teamleitung wollte sich offenbar nicht übermäßig ins Zeug legen, Geschke zu halten. Neben dem Touretappensieger von 2015 wird auch Routinier Laurens ten Dam von Sunweb zum Team CCC wechseln. Auch Ten Dam war ein wichtiger Helfer im Team. Zudem wird Edward Theuns das Team nach nur einer Saison verlassen. Theuns ist ein exzellenter Rennfahrer, kam aber offenbar mit der strikten Teamphilosophie nicht zurecht. 

Auch abseits des Kaders gibt es im Team Veränderungen. Pressemann Bennie Ceulen verlässt das Team ebenso wie die Trainer Adriaan Helmantel und Morten Bennekou. Mit sieben Fahrerabgängen und neun Neuverpflichtungen wird sich das Team stark verändern. Neben den Routiniers Nicolas Roche und Jan Bakelants stoßen auch U23-Weltmeister Marc Hirschi  und der Deutsche U23-Meister Max Kanter zum Team. Dazu kommen mit  Joris Nieuwenhuis, Robert Power, Cees Bol und Casper Pedersen vier weitere sehr junge Fahrer ins Team. Von den 25 Fahrern für die Saison 2019 sind elf 23 Jahre oder jünger! Da gilt es die Ressourcen sinnvoll einzusetzen. 

Tom Dumoulin bleibt der absolute Kapitän des Teams und man wird sicher erneut versuchen, ihn bei den Grand Tours aufs Treppchen zu bringen. 


Saisonbilanz der Teams 2018 – alle Folgen:

Folge 1 – Die Bilanz der WorldTour-Teams | Das beste Team der Welt

Folge 2 – Team Sky im Soll

Folge 3 – Bora-hansgrohe – mehr als Sagan

Folge 4 – BMC auf Abschiedstour

Folge 5 – Mitchelton-Scott – Yates & Yates + X

Folge 6 – Astana – konstant erfolgreich

Folge 7 – Bahrain-Merida – trotz Pech erfolgreich

Folge 8 – Movistar – fast zu wenig für ein Top-Team

Folge 9 – Sunweb – wenig Siege, aber starke Grand Tours

Folge 10 – LottoNL-Jumbo – Roglic & Groenewegen als Erfolgsgaranten

Folge 11 – AG2R – da geht viel mehr

Folge 12 – mäßiges Jahr für UAE Team Emirates  

Folge 13 – Trek-Segafredo – Degenkolb sorgt für Highlight

Folge 14 – Groupama-FDJ – gutes Frühjahr, solider Sommer, starker Herbst

Folge 15 – Lotto-Soudal – Greipel-Zoff & solide Ergebnisse 

Folge 16 – EF-Drapac – zu wenig Siege

Folge 17 – ein katastrophales Jahr für Katusha-Alpecin

Folge 18 – Dimension-Data – ein verkorkstes Jahr