Profil Mailand-Sanremo 2019

Mailand-Sanremo ist das erste Monument des Jahres. Ein Rennen, mit mehr als 100 Jahren Tradition und enormem Prestige. Es ist das erste ganz große Highlight der Saison und der Auftakt des Radsportfrühlings. Inklusive Neutralisation sind es fast 300 Kilometer vom Start in Mailand bis ins Ziel in Sanremo. Kein Eintagesrennen der Saison ist länger. Die „la Primavera“, die Fahrt in den Frühling, ist ein sehr spezielles Rennen, mit einem einzigartigen Charakter. 

Die ersten Rennstunden passiert wenig, doch wenn das Peloton die ligurische Küste erreicht hat, steigt mit jedem Kilometer die Spannung. Es wird hektisch im Feld, hart um Positionen gekämpft und das Tempo immer höher, während die Kräfte schwinden. Auch für den Fan am TV-Bildschirm steigert sich die Spannung bis zum Höhepunkt am Poggio. Denn dann entlädt sich die Anspannung in einem Attacken-Feuerwerk und es gibt endlich die Antwort auf die entscheidende Frage: Ist eine späte Attacke erfolgreich, oder gibt es einen Sprint auf der Via Roma? 


 

 

Die Strecke

Traditionell startet das Rennen im Mailänder Zentrum. Am Piazza Castello ist die Bühne für das Einschreiben aufgebaut. Nach dem Start führt die Strecke gen Süden. Der höchste Punkt ist der Turchino-Pass, 588 Meter üNN und anschließend ist die Mittelmeerküste erreicht. Es geht dann entlang der Küste auf der traditionsträchtigen Via Aurelia gen Sanremo. 

Mit den fünf „Capi„, den kurzen, aber steilen Anstiegen auf den letzten 55 Kilometern, beginnt das Finale des Rennens. Den Anfang machen Capo Mele (51,4 km vor dem Ziel), Capo Cervo (46,3 km vor dem Ziel) und Capo Berta (38,4 km vor dem Ziel). Vor den Anstiegen wird es schnell und alle Favoriten müssen aufmerksam sein. Die Teams wollen ihre Kapitäne vorn im Feld positionieren, damit man bei möglichen Stürzen oder einem Riss im Feld nicht den Anschluss verliert und dann unnötige Energie aufwenden muss, um wieder zurückzukommen. So wird es schnell und hektisch im Feld, denn fast alle Fahrer wollen in den ersten 30 Positionen sein.

Cipressa und Poggio

 

Attacken am Poggio

In den vergangenen Jahren fiel die Vorentscheidung am letzten Anstieg, dem Poggio. Im Jahr 2017 zog Peter Sagan das Tempo an und nur Michal Kwiatkowski und Julian Alaphilippe konnten folgen. Am Ende kam es zum legendären Sprint des Trios, bei dem sich Kwiatkowski den Sieg holte. In der Verfolgung von Sagan knatterte Kwiato mit 37,6 km/h im Schnitt den Poggio hinauf und hat bis heute den Strava-KOM.

Im vergangenen Jahr war es Vincenzo Nibali, der mit seiner beherzten Attacke die Konkurrenz abhängte und sich am Ende im Solo den Sieg holte.

Die Auffahrt zum Poggio beginnt 9 Kilometer vor der Ziellinie. Es geht 3,7 Kilometer auf einer schmalen Straße mit vier Haarnadelkurven bergan. Wer hier angreifen will, sollte vor dem Anstieg schon in einer guten Position sein. Dementsprechend schnell und hektisch wird es im Kampf um die Positionen vor dem Anstieg.

Das Finale von Mailand-Sanremo

Der Gipfel ist 5,4 Kilometer vor dem Ziel erreicht. Dann führt eine technisch sehr anspruchsvolle Abfahrt auf teilweise schlechter Straße nach Sanremo. Nur die letzten 2 Kilometer zum Ziel sind flach. 

Etwa 850 Meter vor der Ziellinie gibt es eine Linkskurve und einen Kreisverkehr. Die Zielgerade ist 750 Meter lang, jedoch gibt es 500 m vor dem Ziel eine ganz leichte links-rechts-Welle.   

Die letzten Kilometer von Mailand-Sanremo

 

Die Favoriten

Mailand-Sanremo ist ein extrem langes Rennen. Um zu gewinnen, muss man bis zum Finale so viel Energie wie möglich sparen und über eine enorme Ausdauerleistung verfügen. Wenn es so richtig zur Sache geht, sind die Fahrer bereits rund sieben Stunden im Sattel. Wegen des immer gleichen Verlaufs ist dieses Rennen von allen großen Klassikern das am leichtesten kalkulierbare. Bora-hansgrohe-Trainer Dan Lorang hat die Leistungswerte der vergangenen Austragungen seiner Sportler genau analysiert und weiß: „Wer gewinnen will, muss am Poggio noch 500 Watt treten können“.

Nur wenige Fahrer sind in der Lage, nach solch einer Distanz noch attackieren zu können. Nibali, Sagan, Alaphilippe und auch Kwiatkowski haben gezeigt, dass sie es drauf haben. Doch für Mailand-Sanremo gibt es auch das Szenario, in dem die Ausreißer nicht durchkommen und am Ende ein größeres Feld um den Sieg sprintet. Schaut man in die Siegerliste, lagen zuletzt meist endschnelle Klassikerspezialisten wie John Degenkolb, Arnaud Demare oder Alexander Kristoff vorn. Der letzte „echte“ Sprinter, der in Sanremo triumphierte, war Mark Cavendish im Jahr 2009. 

Julian Alaphilippe ist sicher einer der Top-Favoriten. Der Franzose ist in herausragender Form, wie er bei Strade-Bianche und auch bei Tirreno-Adriatico eindrucksvoll unter Beweis gestellt hat. Peter Sagan war nach Krankheit bei Tirreno-Adriatico noch nicht bei 100% und man darf doch ein kleines Fragezeichen hinter seine Form setzen. Greg van Avermaet hingegen ist in guter Form. Weltmeister Alejandro Valverde kommt aus einer Rennpause nach der UAE-Tour zur la Primavera, war aber bereits sehr gut in Form. Ex-Champion Michal Kwiatkowski war bei Paris-Nizza enorm stark und zählt wieder zu den Favoriten.

Kommt es zum Sprint ist Caleb Ewan ein heißer Kandidat. Aber auch John Degenkolb, Alexander Kristoff, Matteo Trentin, Sonny Colbrelli, Fernando Gaviria und Arnaud Demare sollte man auf der Rechnung haben. Auch der Italienische Meister Elia Viviani ist in guter Form und einer der Podiums-Kandidaten. Doch man muss abwarten, mit welcher Taktik Deceuninck-QuickStep ins Rennen geht. Mit Alaphilippe und Viviani hätte man für beide Szenarien einen Top-Fahrer, aber man müsste dann auch beide im Verlauf des Rennen gleich unterstützen. Top-Sprinter Dylan Groenewegen ist in herausragender Form, wie er bei Paris-Nizza mit zwei Etappensiegen bewies, und wird sein Debüt geben. Aber für das Kraftpaket dürfte es sehr schwer werden, wenn am Poggio richtig aufs Tempo gedrückt wird. Mark Cavendish, der bei seinem Debüt 2009 direkt erfolgreich war, hat seinen Start abgesagt. 

***** Julian Alaphilippe
**** Caleb Ewan, Fernando Gaviria, Elia Viviani
*** Michal Kwiatkowski, Arnaud Demare, Alejandro Valverde
** John Degenkolb, Sonny Colbrelli, Greg van Avermaet, Sam Bennett, Matteo Trentin
* Magnus Cort, Dylan Groenewegen, Alex Kristoff, Peter Sagan, Matej Mohoric, Oliver Naesen, Nacer Bouhanni, Giacomo Nizzolo, Michael Matthews

Die offizielle Startliste findest du hier | Startliste bei PCS

Start: 09:45 Uhr
Ziel: ~ 17:00 Uhr

Wetter: ~ 17 Grad, leichter Wind aus Nordwest

Deutsche Siege:
4x Erik Zabel (1997-1998-2000-2001)
1x Rudi Altig (1968)
1x Gerald Ciolek (2013)
1x John Degenkolb (2015)

1977

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Vorne Eddy Merckx (Belgien) mit links Roger de Vlaeminck und rechts Freddy Maertens 1977