Mehr als 100 km vor dem Ziel griff die Niederländerin Annemiek van Vleuten an, setzte sich allein ab, zog durch und holte sich ihren ersten WM-Titel.  Silber ging nach 149 Kilometern von Bradford nach Harrogate an Van Vleutens Teamkollegin Anna van der Breggen. Bronze gewann die Australierin Amanda Spratt. Beste Deutsche war Lisa Brennauer auf Rang neun.

„Ja, das war ein 100-km-Zeitfahren“, scherzte Van Vleuten im Siegerinterview. „Das war so nicht geplant. Ich wollte an dem Anstieg schnell hochfahren und es schwer machen, weil das für unsere Taktik gut war. Ich hatte dann eine Lücke und habe durchgezogen. Das war wirklich verrückt.“, erklärte Van Vleuten die ungewöhnliche Attacke und erklärte, dass sie sich extrem gut vorbereitet hatte und viele, viele Kilometer gesammelt hatte. „Es war so ein großer Traum von mir, auch auf der Straße Weltmeisterin zu sein. Ich habe es genossen, auch die vielen Zuschauer an der Strecke, das war großartig. Gänsehaut“, so die neue Weltmeisterin.

So lief das Rennen

Etwa 104 km vor dem Ziel fiel die Vorentscheidung. Die 36-jährige Annemiek van Vleuten attackierte und setzte sich ab. Dahinter formierte sich eine Verfolgergruppe mit Elisa Longo Borghini und Soraya Paladin (ITA), Chloe Dygert Owen (USA), Amanda Spratt (AUS), Clara Koppenburg (GER), Anna van der Breggen (NED), Cecilie Uttrup Ludwig (DEN) und Lizzie Deignan (GBR).

In der Verfolgergruppe wurde bereits mehr 50 km vor dem Ziel attackiert und man arbeitete nicht harmonisch zusammen. Mehrfach versuchte Lizzie Deignan sich abzusetzen. 

Auf die drei 13,8 km langen Schlussrunden ging Van Vleuten mit mehr als zweieinhalb Minuten Vorsprung auf die Verfolgergruppe. Das Feld lag rund vier Minuten hinter der Spitze.

Etwas weniger als 40 km vor dem Ziel fiel die Verfolgergruppe auseinander. Chloe Dygert Owen attackierte, aber Longo Borghini, Spratt und Van der Breggen konnten die Lücke zunächst wieder schließen. Doch etwa 34 km vor dem Ziel setzte Dygert Owen die zweite Attacke und setzte sich schließlich ab. 

Im Kampf um die Medaillen musste Elisa Longo Borghini rund 20 km vor dem Ziel auch Van der Breggen und Spratt ziehen lassen. 

Auf die letzte Runde ging  Van Vleuten mit einem komfortablen Vorsprung von mehr als zwei Minuten auf Chloe Dygert Owen. Das Duo Van der Breggen und Spratt lag nur neun Sekunden dahinter. Etwa 10 Kilometer vor dem Ziel schlossen Van der Breggen und Spratt zu Dygert Owen auf und wenig später musste sie die beiden ziehen lassen.

Vier Kilometer vor dem Ziel ließ Anna van der Breggen auch Spratt stehen und holte sich ein Jahr nach ihrem WM-Sieg in Innsbruck Silber.

Im Sprint des Feldes wurde Lisa Brennauer Vierte und holte sich so mit Rang neun einen Top-Platz.