Nibali vor Carapaz

Das Team Bahrain-Merida hatte sich vor der Saison stark verändert. Elf Fahrer hatten das Team verlassen und acht waren neu verpflichtet worden. Im dritten Jahr des Teams sollte es dank üppigem Budget aus dem arabischen Königreich einen weiteren Schritt nach vorn gehen. Doch dies misslang.

Zwar holten Dylan Teuns und Vincenzo Nibali Etappensiege bei der Tour, zudem gelang Nibali mit Gesamtrang zwei und großer Show ein guter Giro, aber es wurden viele Baustellen sichtbar. Der Zwist mit Rohan Dennis, der dazu führte, dass Dennis bei der Tour einfach vom Rad stieg, war der negative Höhepunkt.

 

Neuzugänge schlagen nicht ein

Mit Teuns, Damiano Caruso und Rohan Dennis waren gleich drei Fahrer vom aufgelösten BMC-Team verpflichtet worden. Dazu kam Phil Bauhaus mit Anfahrer Marcel Sieberg. Doch abgesehen von Teuns konnten die Neuzugänge nicht überzeugen. Bauhaus sollte als Sprintkapitän in die erste Reihe der Top-Sprinter vorstoßen, holte aber am Ende beim 1.1-Rennen Coppa Bernocchi den einzigen Saisonsieg. Zeitfahrer Rohan Dennis fuhr zu Beginn Erfolge ein, doch der unrühmliche Abgang mit anschließender Vertragsauflösung vor der WM legt einen Schatten auf die Zusammenarbeit.

 

Nur Nibali liefert

Die Neuzugängen schlugen nicht ein, so mussten die etablierten Kapitäne die Kohlen aus dem Feuer holen. Sonny Colbrelli zeigte eine ordentliche, aber keine sehr gute Saison. Matej Mohoric gelang nach der sehr guten Saison 2018 zwar ein ordentliches Frühjahr (Rang fünf bei Mailand-Sanremo und Top10-Ergebnis bei Gent-Wevelgem), aber nur ein Saisonsieg.
Es war Topstar Vincenzo Nibali, der dem Team die Saisonbilanz rettete und sich dann von der Mannschaft verabschiedete.

 

Umbruch

Ausgerechnet Leistungsgarant Nibali verlässt nun das Team und geht zu Trek-Segafredo. Mit Domenico Pozzovivo und Valerio Agnoli verlassen weitere Routiniers das Team. Dafür hat man gleich eine ganze Reihe Top-Fahrern verpflichtet. Mark Cavendish, Wout Poels, Pello Bilbao, Rafael Valls, Eros Capecchi, Marco Haller und vor allem Rundfahrer Mikel Landa stoßen zum Team. Dazu kommen die Talente Santiago Buitrago, Alfred Wright, Kevin Inkelaar und Scott Davies. 

Auch abseits des Profi-Kaders gab es Veränderungen. So wurde Rod Ellingworth als Teamchef verpflichtet, der sich bei British Cycling und dem Team Sky einen Namen gemacht hatte. Auch von der Zusammenarbeit mit Technologie-Experte McLaren, der zu mehr als 50% einem Staatsunternehmen Bahrains gehört, erhofft man sich positive Effekte.

Ob Ellingworth-Zögling Cavendish wieder zu alter Stärke finden kann, bleibt abzuwarten. Mit der Verpflichtung von Mikel Landa ist man für die Grand Tours weiter gut aufgestellt. Ob Landa nun endlich eine 100%ige Kapitänsrolle nutzen kann, wird man sehen. Ob es bei den Klassikern zu besseren Ergebnissen reichen wird, hängt vor allem von Colbrelli und Mohoric ab. Machen sie einen Entwicklungsschritt, können sie weit vorn landen. Mit Heinrich Haussler haben sie auch 2020 einen sehr erfahrenen Klassikerspezialisten an ihrer Seite.
Es ist durchaus ein Umbruch im Team, vor allem mit der Verpflichtung von Landa, Poels und Co. Es könnte eine richtungsweisende Saison für das gut ausgestattet Team werden.

 


Saisonbilanz der Teams 2019 – alle Folgen:

Folge 1 | Deceuninck-QuickStep – weiter Weltspitze

Folge 2 | Bora-hansgrohe – auch ohne Sagan Weltklasse

Folge 3 | Jumbo-Visma – die neue Macht

Folge 4 | UAE – gelungene Transferpolitik

Folge 5 | Astana – konstant stark

Folge 6 | Ineos – Doppelsieg bei der Tour = erfolgreiche Saison

Folge 7 | Movistar – Girosieg & Seifenopern

Folge 8 | Mitchelton-Scott – ohne top GC-Resultat dennoch erfolgreich

Folge 9 | Lotto-Soudal – auf die Kapitäne ist Verlass

Folge 10 | Trek-Segafredo – Licht und Schatten

Folge 11 |  EF Education First – ein großer Sprung nach vorn

Folge 12 | Groupama-FDJ – eine ordentliche Saison  

Folge 13 | Bahrain-Merida – ein Schritt in die falsche Richtung

Folge 14 | Saison 2019: Die Bilanz der WorldTour-Teams | AG2R – zu wenig Siege