Das Palmares von Johan Museeuw ist beeindruckend, auch wenn längst bekannt ist, dass auch er in der Hochphase des Dopings zu unerlaubten Mitteln griff. Jeweils drei Mal gewann der Belgier die Ronde van Vlaanderen und Paris-Roubaix. Er war Weltmeister, trug das Gelbe Trikot bei der Tour und hat fast alle großen flämischen Rennen gewonnen. „Der Löwe von Flandern“ ist einer der Größten aller Zeiten. Seine Beziehung zu Paris-Roubaix ist eine besondere.
 

Der erste Stein – das legendäre 1996er Rennen

Erst bei seiner siebten Teilnahme gelang Museeuw der erste Sieg. Zuvor hatte er mehrfach die Ronde gewonnen und stand in Roubaix auf dem Podium. Nachdem 1995 noch sein Teamkollege Franco Ballerini siegte und er hinter Andrei Tchmil im Sprint der Verfolger Dritter wurde, bekam er im Jahr darauf dann seinen Stein. Diese 1996er Austragung ist legendär und dürfte in der Geschichte dieses Rennens einzigartig bleiben. Denn es endete mit dem „Mapei-Triple„. Rund 80 Kilometer vor dem Ziel griffen Johan Museeuw, Gianluca Bortolami und Andrea Tafi – Teamkollegen bei Mapei-GB – an, zogen durch und rollten zu dritt durchs Velodrome zum Sieg. Unfassbar. Damals, wie heute. 
Teamchef Patrick Lefervere hatte Museeuw als Sieger festgelegt – er war der Kapitän des Teams. Dass sowohl 1998, als auch 1999 ebenfalls drei Mapei/QuickStep-Jungs auf dem Podium von Paris-Roubaix standen, ist eine andere Geschichte.

Andrea Tafi (Italien) – Sieger Johan Museeuw (Belgien) und Gianluca Bortolami (Italien / alle Team Mapei) 

 

Das zerschmetterte Knie

Nach dem Sieg folgte 1997 Rang drei, als Frédéric Guesdon gewann. Das Paris-Roubaix 1998 hätte fast das Karriereende für Museeuw bedeutet. Es war nass und rutschig, das Feld donnerte in den legendären Wald von Arenberg. Es kam zu Stürzen und auch den „Löwen von Flandern“ erwischte es. Museeuw krachte voll auf das linke Knie, zersplitterte sich die Kniescheibe und musste aufgeben. Die nötige OP verzögerte sich wegen einer Infektion und es habe sogar Überlegungen gegeben, das Bein zu amputieren. 
Die Medien berichteten vom „Massaker“ im Arenberg und die Organisation entschärfte in der Folge die Strecke. Museeuw musste lange pausieren, aber kam dann zurück.

Johan Museeuw

 

2000 – das Siegerfoto mit dem Knie

Ein Jahr nach seinem schlimmen Sturz stand Museeuw wieder bei Paris-Roubaix am Start. Drei Teamkollegen standen am Ende auf dem Podium, er wurde Neunter. Das Jahr 2000 war dann seine Revanche. „Der Löwe“ ging früh in die Offensive, schüttelte seine Begleiter ab und rettete am Ende einen kleinen Vorsprung ins Ziel. Der Vorsprung reichte, um im Velodrom von Roubaix auszuklicken und auf das linke Knie zu zeigen, was er sich zwei Jahre zuvor zertrümmert hatte – eine Geste für die Geschichtsbücher.

Johan Museeuw – Paris-Roubaix 2000

 

Nummer drei – ein Rennen für legendäre Austragungen

Auch Museeuws dritter Sieg bei Paris-Roubaix ist legendär. Es war das Jahr 2002, das Rennen, als mit Tom Boonen der neue Stern der belgischen Klassikerspezialisten aufging. Es war nass und windig – üble Bedingungen. Es war das bis heute letzte Mal, dass es in der „Hölle des Nordens“ regnete – ein episches Rennen. Musseuw war bärenstark und fuhr geschickt. Am Ende holte er sich im Solo den Sieg. 

Der Paris-Roubaix-Sieger 2002, Johan Museeuw