Tom Dumoulin

Jumbo-Visma-Profi Tom Dumoulin hat das Ende seiner Mitgliedschaft in der MPCC, der Bewegung für einen glaubwürdigen Radsport, bekannt gegeben. Gegenüber Wielerflits sagte Dumoulin, dass er seine persönliche Mitgliedschaft beendet habe.

Als Gründe führte Dumoulin die Position der MPCC gegenüber der Austragung von Paris-Nizza im März an. Zudem passt die Haltung der MPCC zur Nutzung von Ketonen nicht zur Praxis seines Team Jumbo-Visma, das Ketone verwendet. Der Präsident der MPCC sieht dies nicht als vernünftige Gründe an und bedauert Dumoulins Austritt.

Paris-Nizza & Ketone

Paris-Nizza wurde im März noch ausgetragen, als die Corona-Pandemie bereits zu Rennabsagen geführt hatte. Die französischen Behörden gaben damals Grünes Licht für das Rennen, später wurde die letzte Etappe gestrichen. Schon vor dem Start am 8. März hatten einige Teams ihre Teilnahme abgesagt. Dumoulin bezeichnete die Austragung der Fernfahrt als Farce und kritisierte, dass die MPCC sich nicht dazu äußerte.

Zudem steht die Nutzung von Ketonen entgegen der MPCC-Regeln. „Und dann kamen sie auf die Geschichte, dass der Gebrauch von Ketonen sehr gefährlich sei. Ich hielt das für eine sehr heuchlerische Haltung des MPCC“, wird Dumoulin bei Wielerflits zitiert. „Unser Team verwendet Ketone, daher ist es ein bisschen heuchlerisch von mir, Mitglied des MPCC zu sein. Diese beiden Dinge zusammen haben mich dazu gebracht, zurücktreten zu wollen“, so Dumoulin.


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Grundsätzlich befürworte er jedoch die Arbeit der MPCC. „Die Ideen des MPCC gefallen mir sehr gut. Sie streben nach einem saubereren Sport und finden die aktuellen Dopingregeln noch nicht streng genug, vor allem im Bereich der Kortisoneinnahme“, so Dumoulin. Sein früheres Team Sunweb ist Mitglied in der MPCC, wie auch acht weitere Mannschaften, so auch Bora-hansgrohe oder AG2R. Die MPCC wurde 2007 medienwirksam gegründet, konnte sich aber nicht wie gewünscht in der WorldTour etablieren. Nach und nach waren immer wieder Mannschaften ausgetreten, wie Astana, Mitchelton-Scott, Katusha oder Lampre-Merida.
Dumoulins neues Team Jumbo-Visma war aus der MPCC ausgetreten, nachdem man George Bennett wegen der MPCC-Regeln nicht Start des Giro zuließ, weil er einen niedrigen Cortisol-Wert auswies.

MPCC-Präsident hält dagegen

Nun reagierte MPCC-Präsident Roger Legeay. „Ich respektiere die Entscheidung jedes Einzelnen, aber im Fall von Tom Dumoulin sind die Argumente, die er vorgebracht hat, einfach nicht gut“, sagte Legeay am Montag gegenüber Cyclingnews.

Bezüglich der Austragung von Paris-Nizza verwies Legeay auf die Erklärung und Position der MPCC. Man habe empfohlen, dass die Fahrer die Regeln ihrer Regierungen respektieren. Vor Paris-Nizza gab es in Frankreich keinen Lockdown und kein Verbot der Regierung, so dass die Organisatoren das Rennen durchführen konnten, führt Legeay gegenüber Cycvlingnews aus.

Auch das Argument von Dumoulin bezüglich Ketonen will Legeay so nicht einleuchten. Die Vorbehalte der MPCC basierten auf einer Studie der Universität Leuven, die eine Leistungssteigerung von 15% für möglich hielt. Die MPCC habe sich daraufhin an die WADA gewandt, bezüglich der Haltung gegenüber der Nutzung von Ketonen.

„Beide Themen – die möglichen leistungssteigernden Auswirkungen und das Risiko künftiger Probleme – sind negativ. Viele Ärzte der MPCC-Teams sahen sich diese Dinge an und sagten: ‚Wir verwenden keine Ketone. Es gibt zu viele Unbekannte über Ketone, deshalb haben wir beschlossen, ihre Anwendung nicht zuzulassen, bis mehr bekannt ist. Das ist die Situation„, wird Legeay bei Cyclingnews zitiert.

Legeay bedauert Dumoulins Austritt und betont, dass der Sport Glaubwürdigkeit braucht. „Die großen Führungspersönlichkeiten haben die Verantwortung, den Sport glaubwürdig zu machen, und nicht nur einfach große Rennen zu gewinnen. Der beste Weg, dies zu tun, besteht darin, an der Philosophie des MPCC festzuhalten und keine Argumente gegen den MPCC vorzubringen, die nicht vernünftig sind“, wird Legeay bei Cyclingnews zitiert.