Simon Geschke


Simon, wie groß ist die Vorfreude auf das erste Rennen nach der Pause?

Schon sehr groß, aber es ist auch eine große Portion Respekt dabei. Wir wissen alle nicht so genau, wo wir stehen und man weiß nicht, wie es laufen wird.

Aber du hast dir im Training doch sicher Bestätigung geholt, was deine Form betrifft?

Sicher. Man kann es schon etwas mit dem Saisonstart vergleichen. Vor der Tour Down Under war ich gut drauf und selbstbewusst, auch jetzt habe ich alles richtig gemacht, aber die Corona-Pause war so lang, so eine lange Pause hatte ich noch nie. Ich bin seit Monaten nicht mehr im Feld gefahren, dann geht es direkt mit Strade Bianche los – ich bin schon gespannt, wie das wird. Die Vorfreude ist definitiv da, aber eben auch Respekt.

Was war anders, in der Vorbereitung auf den Neustart? Ich habe gesehen, du bist viel Mountainbike gefahren.

Ja, aber auch viel auf der Straße (lacht). Es stimmt, ich bin wirklich 2-3 Mal in der Woche MTB gefahren und war dann ja auch beim Engadin Bike Giro dabei. Das war hart, hat aber sehr viel Spaß gemacht. Es war zunächst ein bisschen wie im November und Dezember – die Saison weit weg, da konnte man etwas rechts und links schauen. Aber ab Juni und jetzt den Juli habe ich absolut seriös gearbeitet und mich optimal auf die Saison vorbereitet. Zuletzt im Höhentrainingslager in Livigno.

Was hat dir in Sachen Training in der Pause am meisten gefehlt?

Wirklich eingeschränkt waren wir hier in Deutschland ja glücklicherweise nicht. Aber bei den lockeren Ausfahrten nicht so richtig beim Bäcker anhalten zu können, war schon schade. Aber eigentlich musste ich nichts verändern oder habe etwas vermisst.

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Einige Fahrer haben krasse Trainingsfahrten über viele hundert Kilometer gemacht – das war für dich keine Option?

Eher nicht. Ich denke, dass sich die Saison ziehen wird, auch wenn es nur drei Monate sind. Daher habe ich versucht mental möglichst frisch aus der Pause zu kommen und dann in die Rennen zu gehen. Denn wenn die Saison läuft, geht es Schlag auf Schlag. Viele Pausen gibt es dann nicht mehr. Auch können wir keine Trainingsblöcke machen und uns spezifisch auf Rennen vorbereiten. Frische kann entscheidend sein.

Was werden deine Ziele sein?

Das Hauptziel ist natürlich die Tour. Ich hoffe, dass ich dabei sein werde. Anschließend stehen die Ardennen an, das sind für mich natürlich auch immer wichtige Rennen, die ich sehr mag. Da muss ich schauen, was dort mit dem Standgas aus der Tour möglich ist. Spezifisch dafür trainieren kann man durch den engen Kalender natürlich nicht.

Nun geht es in Italien los. Strade Bianche im Sommer, nicht im Winter!

Ja, das wird interessant und ist nicht zu meinem Nachteil (lacht). Ich bin das Rennen vor zwei Jahren bei fünf Grad und Regen gefahren – das war nicht so spaßig. Auch die Lombardei-Rundfahrt sollte deutlich wärmer sein, als im Oktober. Ich mag die Kälte bekanntermaßen nicht so sehr, deshalb ärgert mich das definitiv nicht.

Gibt es ein Rennen, das du gern gefahren wärst, wegen des neuen Kalenders aber verpasst?

Eigentlich nicht. Klar, Mailand-Sanremo ist ein tolles Rennen, das ich sehr mag, aber aufgrund des Charakters nicht unbedingt zu meinen großen Zielen gehört. Die Baskenland-Rundfahrt wäre ich gern gefahren, aber die ist ja abgesagt. Nein, eigentlich kann ich die Rennen fahren, die ich möchte. Hoffentlich.

Dein Vertrag beim Team CCC läuft aus, die Mannschaft sucht nach neuen Sponsoren um den Fortbestand zu sichern – eine schwierige Situation für dich?

Natürlich ist das nicht die beste Situation, aber ich konzentriere mich auf meine Aufgabe. Ich bereite mich bestmöglich vor und will meine Leistung bringen, das ist das, was ich beisteuern kann. Ich vertraue auf die Arbeit der Teamleitung und hoffe natürlich, dass es für die Fahrer, die Betreuer und das gesamte Team bald eine positive Nachricht gibt.

Samstag geht es dann bei Strade Bianche los – wer ist aufgeregter, dein Trainer, oder Du?

Ich glaube, mein Trainer. Marco (Anmerk. Pinotti) hatte jetzt erstmal wegen des Garmin-Problems einen halben Nervenzusammenbruch, das macht es nicht leichter. Also im Ernst, er ist genauso nervös wie ich. Er war selbst Rennfahrer und es geht ihm heute noch genauso, wie damals als Fahrer. Ich habe nun auch ein paar Jahre Erfahrung, aber immer noch diese Nervosität in mir. Ich denke auch, wenn die mal weg wäre, wäre das kein gutes Zeichen.