Maximilian Schachmann – Paris-Nizza 2021 (Foto: © Roth&Roth / CV)

„Es wird jetzt schon Zeit, Rennen zu fahren“, sagt Maximilian Schachmann und schiebt direkt nach: „Aber ich denke, diese Form der Vorbereitung war absolut richtig“. Er will einfach keine Missverständnis aufkommen lassen, fühlt sich im Soll in der Vorbereitung. Aktuell verweilt der Bora-hansgrohe-Profi noch im Höhentrainingslager in der Sierra Nevada und holt sich den letzten Schliff für die Saison.

„Es wird hinten raus eine lange Saison werden, deshalb ist es gut, nicht zu früh zu starten“, so Schachmann, dessen Radsaison vielleicht sogar erst Mitte Oktober bei der Tour of Guangxi enden wird. Schachmann wirkt locker, aber die Vorfreude auf das erste Rennen ist ihm anzumerken.

„Es ist schon schwierig, gleich bei solch einem großen Rennen, wie Paris-Nizza in die Saison zu starten, erst recht das als Titelverteidiger“, sagt Schachmann. Er wisse nicht so genau, wo er steht, im Vergleich zur Konkurrenz. „Man darf hier sicher nicht eine Titelverteidigung erwarten, aber ich fühle mich gut“, sagt der 27-Jährige. Schachmann ist jemand, der seine Einschätzung offen ausspricht. Er ist kein Typ, der auf Understatement setzt, um einer möglichen Enttäuschung vorzubauen.

Erkenntnisse aus 2020

Bei Paris-Nizza holte Schachmann seinen bislang größten Karriere-Erfolg. Was danach folgte, war eine bittere Erfahrung. „Das ganze Jahr war kompliziert und sehr speziell. Das ging mit dem Saisonabbruch los. Zwei Wochen nach meinem Sieg bei Paris-Nizza war ich noch stärker, in absoluter Top-Form und bereit für die Klassiker. Doch die fielen dann ja aus“, sagt Schachmann.

Er trainierte weiter, ging in den Saison-Neustart im Sommer wieder mit einer super Form. Doch dann tauchte auf der Rennstrecke der Lombardei-Rundfahrt plötzlich eine Autofahrerin vor ihm auf und fuhr ihn um. Mit gebrochenem Schlüsselbein wurde er noch siebter und startet zwei Wochen später bei der Tour de France. Zunächst lief es dort gut, er holte Rang drei bei einer schweren Etappe, doch am Ende kostete ihn die Verletzung doch zu viel Kraft.

„Irgendwann war der Stecker raus, hat das hinten raus einfach zu viel Energie gekostet. Aber man muss den zweiten Teil der Saison auch aus einer anderen Perspektive betrachten, muss es im Gesamtkonstrukt der Karriere sehen“, sagt Schachmann. Genau das ist stets seine Perspektive – analytisch, ehrgeizig den nächsten Schritt im Blick. Nicht grundlos hat er seinen Vertrag für vier Jahre beim Team von Ralph Denk verlängert.

Nicht nur die verletzten Schachmann und Buchmann, sondern das ganze Team machte bei der Tour eine schwierige Phase durch. „Wir haben Kämpferherz gezeigt und dafür auch zurecht die Anerkennung bekommen. Auch wenn es anders lief, als wir es uns erhofft hatten. Ich denke schon, dass wir dadurch auch etwas zusammengerückt sind, als Team.“

Große Ziele

Gemeinsam mit Wilco Kelderman, Matteo Fabbro, Giovanni Aleotti und Lennard Kämna bereitete sich Schachmann in der Höhe auf die Saison vor, bei der im Frühjahr wichtige Rennen anstehen. Paris-Nizza, die Baskenland-Rundfahrt, die Ardennen-Klassiker. „Mir sind all diese Rennen wichtig. Ich will natürlich bei den Klassikern in Top-Form sein, aber vorher bereits Vollgas geben“.

Cheftrainer Dan Lorang ist mit im Höhentrainingslager und betreut die Gruppe. „Wir sind echt eine tolle Truppe hier. Dan muss uns eher etwas bremsen, dass wir es nicht übertreiben“, sagt Schachmann mit einem Grinsen.

Er fühle sich stärker, glaubt einen Schritt nach vorn gemacht zu haben. „Wo ich wirklich im Vergleich zur Konkurrenz stehe, sehe ich erst in den Rennen. Aber die Indikatoren sind gut“, sagt Schachmann knapp und spielt auf seine guten Leistungswerte an. Wo er sich im Detail verbessert sieht, beantwortet er zurückhaltend. „Ich denke, dass ich insgesamt betrachtet einfach einen Schritt gemacht habe, mich insgesamt stetig verbessert hab.“

Vorfreude auf Mailand-Sanremo

Ein Highlight für Schachmann wird Mailand-Sanremo sein. So streicht er das vierte der fünf Monumente von seiner Liste. Nur Paris-Roubaix fehlt ihm dann noch, um bei allen Monumenten dabei gewesen zu sein.

„Ich freue mich echt auf Mailand-Sanremo. Wir haben mit Peter (Anmerk. Sagan) einen Fahrer dabei, der schon mehrfach auf dem Podium war und das Zeug hat, zu gewinnen. Ich kenne das Rennen nicht und bin wirklich gespannt. Aber alle Monumente, mit ihrer langen Historie, haben einen besonderen Reiz“.

Paris-Nizza, Mailand-Sanremo, Baskenland-Rundfahrt, dann die Ardennen – die nächsten Wochen sind vollgepackt mit großen und schweren Rennen. Nach den vielen Trainingseinheiten brennt Schachmann auf den Saisonstart.

Nach der schwierigen zweiten Saisonhälfte 2020 ist Paris-Nizza der perfekte Einstieg. Vor 12 Monaten holte er gleich zum Auftakt den Sieg und gab das Gelbe Trikot bis zum Ende nicht mehr ab. „Großartige Erinnerungen“, die seine Vorfreude auf das erste Rennen des Jahres noch weiter steigern.


Infos zur Strecke von Paris-Nizza 2021 – hier

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