Alexander Kristoff gewinnt die Flandern-Rundfahrt 2015 (Foto: Roth&Roth)

 

FLANDERN-RUNDFAHRT 2015
Alexander Kristoff (Foto: Roth & Roth; Roth-Foto.de)

Alexander Kristoff (Katusha) ist seiner Favoritenrolle gerecht geworden. Der Norweger gewann die Flandernrundfahrt vor dem Niederländer Niki Terpstra (Etixx-Quick Step) und Greg Van Avermaert (BMC). Mailand-San-Remo-Sieger John Degenkolb (Giant-Alpecin) wurde Siebter. Kristoff und Terpstra hatten die entscheidende Attacke 26 Kilometer vor dem Ziel gesetzt. Bis dahin war das Rennen weitgehend ruhig verlaufen – zumindest renntaktisch.

Aufregung um Unfälle

Zwanzig Kilometer dauerte es, bis die Ausreißergruppe des Tages sich gefunden hatte. Neben den erwarteten Teams aus der zweiten Reihe, die mit Matthew Brammeier (MTN – Qhubeka), Ralf Matzka (Bora-Argon18), Dylan Groenewegen (Roompot), Clément Venturini (Cofidis) vertreten waren, konnten auch Ag2R mit Damien Gaudin, Trek mit Jesse Sergent sowie Lotto-Soudal mit Lars Ytting Bak je einen Fahrer vorne platzieren. Bis auf knapp sieben Minuten ließ das Feld die sechs Ausreißer vorausfahren.

Hinten kontrollierte derweil Sky das Tempo. Toursieger Bradley Wiggins stürzte nach etwas mehr als 100 Kilometern, schmiss das am Start viel beachtete neue Teamrad danach achtlos auf die Straße und stieg humpelnd auf ein neues Arbeitsgerät.

Am Molenberg, 118 Kilometer vor dem Ziel, ergriff Lotto-Soudal dann erstmals die Initiative und versuchte eine Gruppe zu bilden. Der deutsche Meister André Greipel attackierte, doch der Versuch scheiterte, weil niemand mitmachen wollte.

Für größere Aufregung sorgten danach die neutralen Materialwagen. Etwa 107 Kilometer vor dem Ziel touchierte ein Fahrzeug beim Überholmanöver in einer Linkskurve Treks Ausreißer Jesse Sergent und katapultierte den Neuseeländer nicht nur aus der Spitzengruppe, sondern mit Verdacht auf Schlüsselbeinbruch gleich ganz aus dem Rennen. 30 Kilometer weiter fuhr der nächste Materialwagen auf das FDJ-Teamauto auf und beförderte so einen Profi der Equipe zu Boden.

Greipel aktiv

Der eigentliche Showdown wurde wie erwartet bei der zweiten Oude-Kwaremont-Paterberg-Passage eingeläutet. Am Paterberg sammelte das Feld die letzten verblieben Ausreißer Bak und Gaudin ein. Die Sache beruhigte sich wieder. Erneut war es Greipel, der das Rennen zu animieren versuchte. Doch wieder blieb der Rostocker ohne Begleiter. Am Koppenberg war der Ausflug beendet. Das Feld hatte sich danach ebenfalls gelichtet. Etwa 30 Fahrer darunter alle Favoriten bildete nun die Spitze des Rennens, aus der sich Alexey Lutsenko (Astana) löste, verfolgt von Sylvain Chavanel (IAM) und – na klar – André Greipel.

Endgültig vorbei mit der Ruhe war es aber erst nach dem Steenbeekdries 39 Kilometer vor dem Ziel. Eine Attacke folgte auf die andere. Mit Folgen: Am Kruisberg musste Flanderns Hoffnung Sep Vanmarcke (Lotto-Jumbo) reißen lassen. Vorne machten sich derweil zwei andere Favoriten davon: Niki Terpstra  und Alexander Kristoff. 28 Sekunden hatte das Duo herausgefahren, als es ein letztes Mal den Kwaremont hinauf ging. Oben angekommen waren es nur noch 16 Sekunden vor der nun immer kleiner werdenden Verfolgergruppe, in der auch Degenkolb (Giant-Alpecin) vertreten war.

Am Ende mühelos

Doch gemeinsame Interessen fanden die Verfolger nicht mehr. Und so kamen Terpstra und Kristoff mit 20 Sekunden Vorsprung über den Paterberg, auf dem sich Van Avermaert (BMC) und Peter Sagan (Tinkoff-Saxo) aus der Verfolgergruppe lösten. Dahinter versuchten Topfavorit Geraint Thomas (Sky), Degenkolb und der Rest verzweifelt das Loch zu schließen.

Den Sieg vor Augen arbeiteten Kristoff und Terpstra bis fünf Kilometer vor dem Ziel gut zusammen, doch dann verlor der Niederländer das Interesse daran, den sprintstarken Kristoff zur Linie zu eskortieren. Doch das nützte ihm schließlich auch nichts mehr. Der Sieger hieß am Ende trotzdem Kristoff, der keine Mühe hatte Terpstra auf den letzten 200 Metern stehen zu lassen.