Davide Formolo (Foto: Roth&Roth; Roth-Foto.de)
Davide Formolo (Foto: Roth&Roth; Roth-Foto.de)
Davide Formolo (Foto: Roth&Roth; Roth-Foto.de)

Am Tag als Astana erstmals den Hammer ausgepackt hat, feiert der 22 Jahre alte Italiener Davide Formolo seinen ersten Etappensieg beim Giro d’Italia. Der Profi vom Team Cannondale-Garmin rettet mit einer beherzten Solofahrt auf den letzten 15 Kilometern 22 Sekunden Vorsprung ins Ziel. Die 4. Etappe über 150 Kilometer von Chiavari nach La Spezia bot zudem nicht ganz unerwartet den ersten Showdown im Kampf um den Gesamtsieg, bei dem der Kolumbianer Rigoberto Uran erste Federn lassen musste.

Große Gruppe ohne Ettix-Quick Step

Zu Beginn des Tages bildete sich eine große Gruppe, in der neben Cannondale-Garmin mit dem späteren Etappensieger Formolo auch fast alle anderen Teams vertreten waren. Tinkoff-Saxo hatte Roman Kreuziger in der Gruppe platziert, Astana schickte Andrey Zeitz und Dario Cataldo hinterher. Damit war zunächst Etixx-Quick Step unter Druck, denn von den Favoriten-Teams war nur die Equipe um Uran nicht vertreten. Der Vorsprung der Ausreißer wuchs auf mehr als zehn Minuten, dann setzte sich überraschend Tinkoff-Saxo an die Spitze, um den Abstand zu verringern.

Am Passo del Termine, der vorletzten von drei Bergwertungen des Tages, ging die Etappe in die entscheidende Phase. Während sich vorne die Gruppe in mehrere Teile zerlegte, übernahm Astana um Fabio Aru hinten die Tempoarbeit – und wie! Das Feld zerfledderte augenblicklich. Nicht nur der bisherige Gesamtführende Michael Matthews musste reißen lassen und seine Hoffnungen auf einen weiteren Tag in Rosa und einen erneuten Etappensieg fahren lassen.

Uran isoliert

Astanas Tempoarbeit zeigte auch bei den Favoritenteams Wirkung. Alberto Contador (Tinkoff-Saxo) hatte plötzlich nur noch Michael Rogers an seiner Seite, wusste aber vorne in der Spitzengruppe noch den Kollegen Kreuziger. Auch Richie Porte vom Team Sky, hatte mit Konstantin Siutsou und Salvatore Puccio noch zwei Helfer vorne. Völlig isoliert hatte Astana mit der Tempoverschärfung allerdings Etixx-Quick-Step-Kapitän Uran.

Eine sechs Fahrer starke Gruppe mit Formolo, Kreuziger und  Puccio kam mit 5’51 Minuten Vorsprung auf das nun arg dezimierte Favoritenfeld über den Passo del Termine. In der Abfahrt schlossen weitere Fahrer aus der ursprünglichen Ausreißergruppe wieder zur Spitze auf darunter Simon Clarke vom Team Orica-Green Edge, der ins virtuelle Rosa Trikot schlüpfte.

Aru attackiert

Der Vorsprung der etwa 15 Fahrer starken Gruppe schmolz nun aber rasant, vor allem weil die Vertreter der Spitzenteams sich nicht an der Führungsarbeit beteiligten. Zeitz ließ sich 35 Kilometer vor dem Ziel zurückfallen, um sich in den Zug von Astana einzureihen. Bei der ersten Zieldurchfahrt in La Spezia 17 Kilometer vor dem Ziel betrug der Vorsprung der Gruppe vorne nur noch 1’36 Minuten. Formolo nahm sein junges Herz in die Hände und attackiert kurz vor dem Biassa, dem kurzen, aber vor allem auf dem letzten Kilometer sehr steilen letzten Anstieg des Tages. Es war die Sieg bringende Attacke.

Dahinter fuhr das Astana Team mit sechs Fahrern an der Spitze in den Anstieg hinein. Kurz darauf attackierte Aru. Contador und Porte konnten folgen, aber Uran kam nicht mit. Er verlor am Ende 42 Sekunden auf die Kontrahenten.

Formolo kam mit 36 Sekunden Vorsprung über die Bergwertung und kämpfte sich die letzten zehn Kilometer im Alleingang zum Tagessieg. Was Simon Clarke in der Hektik des Finales offenbar nicht mitbekam. Der Australier hatte au der Abfahrt ins Ziel den Anschluss an die Favoritengruppe hergestellt, gewann den Schlusssprint und bejubelte den vermeintlichen Etappensieg. Clarke musste sich mit dem Maglia Rosa begnügen – kein allzu schlechter Trost.