Das ist eine von diesen Geschichten, die ein großes Rennen wie die Tour de France ausmachen. Drei Tage in Folge kämpfte der Deutsche Tony Martin vergeblich um das begehrte Gelbe Trikot, um dann die große Kopfsteinpflaster-Etappe zu gewinnen, vor der sich fast alle Tour-Favoriten fürchteten. Hinsichtlich der Gesamtwertung wurde das vierte Teilstück nicht entscheidend, so ist Martins verdienter Erfolg die Geschichte des Tages.

„2014 überraschte der „Panzer“ das Feld mit einem Solo-Versuch über 60 Kilometern und gewann damit die 9. Etappe. Heute hat Tony Martin nur ein bisschen mehr als drei Kilometer gebraucht, um nicht nur die Etappe zu gewinnen, sondern auch das Gelbe Trikot zu holen. Hochverdient nach diesen drei durchaus tragischen Tagen. Nach dem Sieg von Greipel am Sonntag wird der gute Anfang der Deutschen noch besser“, schreibt L’Equipe. Und zitiert Martin dazu: „Es könnte nicht besser sein. Vor allem weil die ARD wieder überträgt. Ich hoffe sehr, dass diese Erfolge die Menschen in Deutschland zum Radsport bringen.“

Auch die italienische Zeitung La Gazzetta dello Sport würdigt Martins Leistung: „Nach all dem Pech in den letzten Tagen scheint dieser Sieg des Deutschen hochverdient zu sein. Der Grundstein dafür wurde mit einer starken Attacke 3,3 Kilometer vor dem Ziel gelegt. Jetzt hat Martin auch noch das Gelbe Trikot. Dem Fahrer von Etixx-QuickStep fehlt nur noch das Olympia-Gold“. Und: „Sein Sieg hat auch italienischen Beigeschmack, denn Martin überquerte das Ziel auf dem Fahrrad von Matteo Trentin.“

„In einer entscheidenden Rennphase hatte Martin eine Reifenpanne, deswegen musste sein Teamkollege Trentin dem Deutschen sein Fahrrad leihen. Martins Attacke auf den letzten Kilometern war sehr stark, aber wer weiß, wie viel Vorsprung der neue Gesamtführende auf seinem eigenen Fahrrad gewonnen hätte“, schreibt Marca aus Spanien dazu.

„Doch noch Gelb für Tony Martin“, lautet die Schlagzeile der niederländischen Zeitung De Telegraaf. „Am Montag verpasste der Deutsche das Führungstrikot um weniger als eine Sekunde. Einen Tag später, auf den Kopfsteinpflastern auf dem Weg nach Cambrai, klappte es dann – sowohl mit einem Etappensieg, als auch mit der Gesamtführung. Ein großer Erfolg und schon jetzt eine der größten Geschichten dieser Tour de France.“

Die belgische Zeitung Het Nieuwsblad zeigt die Emotionen von Davide Bramati, der als Sportdirektor von Etixx-QuickStep bei der Tour dabei ist. Und schreibt natürlich vor allem über den Erfolg von Martin: „Das war jetzt hochverdient und zeigt wieder, dass der deutsche Radsport sich wirklich im Aufschwung befindet.“ Mal sehen, ob dieser Aufschwung tatsächlich den Wind in die richtige Richtung dreht.