Tour de France: Der Koffer von Paul Voß

Riesige Klamottentaschen, wie bei so manchem Journalisten zu beobachten, transportieren die Fahrer nicht. Style-Vielfalt für jedes Wetter ist nicht nötig, sie haben nicht nur für das Rennen eine Dienstkleidung.

Ein Koffer, mehr nicht – auch weil die Betreuer jeden Tag die Sachen der Fahrer auf die Zimmer schleppen müssen. Rechner, Tablet, Telefon, Kopfhörer, das sind die wichtigsten Sachen. Doch wer lang unterwegs ist, nimmt gern ein Stück zu Hause mit. „Ich hab ein spezielles Kopfkissen mit dabei, das ist auch ein Stückchen Heimatfeeling“, sagt Paul Voß. „Normalerweise habe ich bei dreiwöchigen Rundfahrten auch eine Decke dabei, die hab ich aber diesmal irgendwie vergessen.“ Viel Platz im Koffer ist nicht, doch auf eins will Voss nicht verzichten: “ Ich habe meine eigene Kaffeemaschine dabei, eine AeroPress und einen kleinen ‚hand grinder‘ zum Kaffee mahlen“.

Auch wenn der Tagesablauf bei einer Tour de France strikt durchgetaktet ist, gerade an den Abenden bleibt etwas Zeit zum Relaxen, um auch den Kopf zu erholen. Für die Standard-Abendunterhaltung sorgt auch im Peloton das Internet. „Für den Kopf ist das einfacher, aber ich hab immer auch ein Buch dabei, dass nehm ich an den Ruhetagen auch mal in die Hand“, sagt Voß.

„Ablenkung mit normalen Sachen“

Wie alle Fahrer empfindet auch der Bora-Argon18-Fahrer die langen Transfers am nervigsten, „es ist einfach doof, wenn man so spät im Hotel ist, dann aber zeitig aufstehen muss.“ Aber andere Rennfahrer können schon auch mal nerven, denen kann man dann nur schwer entkommen. „Ich sag immer, einen Rundfahrtassi hat man bei jedem Rennen, wo man das Gefühl hat, der fährt die ganze Zeit um einen herum. Dem kann man dann nur schwer entkommen. Ich bin gespannt wer das bei dieser Tour ist“, sagt Voß lachend.

Das unterwegs sein gehört bei den Radprofis zum Job. Doch auch wenn erfahrene Athleten wie Voß daran gewöhnt sind, es ist eher leidiges Übel. „Ja, ich vermisse es am meisten, im eigenen Bett zu schlafen. Gerade wenn wir mal ein nicht so gutes Hotel haben.“ Anders als vor 20 Jahren können die Profis heute ganz einfach Kontakt nach Hause halten. „Man hat ja Twitter und ist permanent in Kontakt. Ich telefoniere jeden Tag mit meiner Freundin, und meine Mutter ruft von selbst fast jeden Tag an“, erzählt Voß. Komplett in die Radsportwelt abtauchen will er auch bei der Tour de France nicht, „ich brauch das auch, sonst werd ich verrückt. Man braucht Ablenkung mit normalen Sachen. Ich hab da meine Internetseiten bei denen ich mich informiere und so auch immer mitbekomme was sonst so passiert.“ Wenn man Paul Voß fragt, worauf sich besonders freut, wenn es nach der Rundfahrt wieder nach Hause geht, muss er nicht lange überlegen. „Auf das Essen. Endlich wieder nicht so sehr drauf schauen müssen und mal für eine Woche genießen können, einfach essen, was man möchte. Da freu ich mich immer drauf.