Ab dem 1. Januar 2016 können die Radprofis bei den UCI-Straßenrennen Scheibenbremsen ohne Einschränkung einsetzten. Nachdem die UCI die Einführung bekannt gab, gibt es Diskussionen über die Auswirkungen. Wir haben mit Profi Paul Voß über den Einsatz der Discs gesprochen.
 
Paul, ab 2016 sind Scheibenbremsen erlaubt, begrüßt du Entscheidung?
Ehrlich gesagt, nein. Ich sehe die Einführung vor allem unter dem Sicherheitsaspekt sehr kritisch. Außerdem finde es nicht gut, dass wir Fahrer nicht gefragt worden sind.
 
Wo steckt die Gefahr?
Die Scheibenbremsen haben eine viel höhere Wirkung und wenn ich mir vorstelle, dass ein gemixtes Peloton unterwegs ist und die Fahrer dann Räder mit unterschiedlicher Bremswirkung haben, halte ich das für gefährlich. Dazu stellt sich die Frage, ob die Reifen die späteren Bremspunkte verkraften können, also ob sie dann noch genügend Grip bieten. Zudem ist die Scheibe scharf und wird in einer langen Abfahrt heiß. Wenn es dann zu Stürzen kommt, kann das gefährlich werden. Auch darf man nicht vergessen, dass es bei den neutralen Materialwagen problematisch wird, wenn unterschiedliche Technik eingesetzt wird und die Räder nicht passen.
Ich sehe ein, dass man einen Schritt nach vorn machen muss, hin zur Moderne, aber ich halte die Entscheidung für zu schnell und nicht ausreichend durchdacht.
 
Du hast es angesprochen, vor allem in einem gemischten Feld kann es zu Schwierigkeiten kommen, kannst du das genauer erklären?
Die normalen Bremsen haben nicht die gleiche Wirkung, man muss etwas früher bremsen. Der Fahrer mit der Disc kann später bremsen, rauscht dann vor der Kurve von hinten einfach vorbei, schon darin steckt Gefahrenpotenzial. Erst recht, wenn dann die Reifen der enormem Belastung nicht standhalten.
 
Die Scheibenbremse kann einen Vorteil bieten, also werden die Fahrer es nutzen, vor allem die starken Abfahrer, oder siehst du es anders?
Klar. Dazu kommt, dass die Teams und Sponsoren auch ein Interesse daran haben, die Produkte zu präsentieren. Aber eigentlich machen die Bremsen das Rad ja nicht schneller. Beim Cross sehe ich das ein oder auch wenn man nur zum Spaß fährt. Aber bei uns geht’s um jede Sekunde, jedes Gramm. Auf der Straße bin ich kein Freund davon. Wenn alle im Peloton das Gleiche fahren, habe ich damit kein Problem, aber wenn nicht, habe ich die schon erwähnten Sicherheitsbedenken.
 
Nun ist die Entscheidung von der UCI getroffen, habt ihr Fahrer euch ausgetauscht? Was sagen die Kollegen?
Ja, wir haben viel uns ausgetauscht, die meisten sehen das wie ich. Aber ich habe mit noch keinem Fahrer gesprochen, der das im Rennen intensiv getestet hat. Ich bin selbst noch kein Rennen mit Scheibenbremsen gefahren, habe aber gehört, dass sich einige unwohl gefühlt haben.
 
Wie ist das bei euch im Team?
Argon18 macht da keinen Druck, wir Fahrer können entscheiden. Dass ich kein Fan bin, merkt man, aber ich weiß keinen Fahrer von uns, der vor hat mit Scheiben zu fahren.