Kristoff und Boonen im Soll

Im Februar noch gut eingepackt – Alexander Kristoff (Foto: Roth&Roth roth-foto.de)
Im Februar noch gut eingepackt – Alexander Kristoff (Foto: Roth&Roth roth-foto.de)

Beim Omloop Het Nieuwsblad spielte Alexander Kristoff keine Rolle, bei Kuurne-Brüssel-Kuurne wurde er Zweiter – alles genau wie im letzten Jahr. „Es ist noch weit bis zu den Monumenten“, sagte der Vorjahressieger der Ronde van Vlaanderen. Der Norweger ist absolut im Soll und er macht sich zurecht keine Gedanken, dass er bis zu den Monumenten in Top-Form kommt.
Wenn alles nach Plan läuft, wird er schon bei Mailand-Sanremo zeigen, dass er so stark ist, wie im vergangenen Frühjahr. Das gilt genauso für Tom Boonen. Zwar hatte der Belgier Schwierigkeiten am Rad zu bleiben, als er bei Kuurne-Brüssel-Kuurne die Attacke von Greg van Avermaet parierte, doch die Form passt. Nach dem schweren Sturz im letzten Herbst ist Boonen mit Blick auf die Pflaster-Monumente absolut im Soll. Kommt er ohne Probleme bis zum 3. April, ist er schon bei der Ronde einer der Top-Favoriten.

 

Offene Rennen

Tom Boonen macht das Tempo (Foto: Roth&Roth roth-foto.de)
Tom Boonen macht das Tempo (Foto: Roth&Roth roth-foto.de)

Das erste Klassikerwochenende der Saison dürfte jedem Radsport-Fan richtig Spaß bereitet haben. Attacken, Windkanten, Spannung bis zum Schluss und viel Taktik. Klar, es ist noch weit bis zum April, aber Omloop Het Niewsblad und Kuurne-Brüssel-Kuurne haben die Vorfreude auf Ronde und Roubaix noch mehr angeheizt.
Es waren offene Rennen, die nicht von 1–2 Teams kontrolliert wurden, sondern durch offene Fahrweise geprägt waren. Ein Grund dafür dürfte sein, dass es viele potenzielle Sieger gibt. Zur ersten Reihe mit Peter Sagan, Alexander Kristoff, Greg Van Avermaet und Tom Boonen, haben nun junge Fahrer wie Jasper Stuyven und Tiejs Benoot aufgeschlossen.
Die sprintstarken Caleb Ewan (Orica-Greenedge) und Moreno Hofland (LottoNL-Jumbo) bringen Würze in das Taktikspiel. Bei den großen Rennen sind dann auch Sep Vanmarcke und Fabian Cancellara mit dabei – wir freuen uns jetzt schon und entstauben den Taktik-Tisch.
Sagans Stärke ist seine Schwäche

Peter Sagan sprengt das Feld (Foto: Roth&Roth roth-foto.de)
Peter Sagan sprengt das Feld (Foto: Roth&Roth roth-foto.de)

 Es war schon immer so: Ist ein Fahrer extrem stark, wollen viele bei ihm, aber nicht mit ihm fahren. Peter Sagan war sowohl am Samstag beim Omloop Het Niewsblad stark, als auch am Sonntag bei Kuurne-Brüssel-Kuurne. Auf dem Weg nach Kuurne ging der Weltmeister mehrfach in die Offensive, fand aber nicht die richtige Unterstützung. Zunächst initiierte er am Oude Kwaremont die große Verfolgergruppe, später versuchte er noch einmal wegzufahren.
Doch auch nach seiner Tempoverschärfung am Nokoreberg musste der Weltmeister einsehen, dass es nicht so läuft wie beim Omloop. Dort hatte sich eine starke Gruppe formiert und machte den Sieg am Ende unter sich aus. Das könnte Sagan bei den nächsten Klassikern durchaus wieder passieren, denn so stark wie Sagan ist, will die Konkurrenz nur ungern mit ihm die Arbeit teilen und ihm dann am Ende beim Jubeln zuzugucken. Keine leichte Situation für Sagan, doch damit muss er sich abfinden.
Sein Weltmeistertrikot wirkt wie eine Rundumleuchte, verstecken ist da nicht. Doch Sagan geht in die Offensive und hält das Regenbogentrikot in die „Moto1-Kamera“ – mehr kann man von einem Weltmeister nicht erwarten.

 

Lotto-Soudal – Team Attacke

Jurgen Roelandts macht die Pace (Foto: Roth&Roth roth-foto.de)
Jurgen Roelandts macht die Pace (Foto: Roth&Roth roth-foto.de)

 Das Lotto-Soudal-Team zeigte sich am vergangenen Wochenende wieder sehr offensiv. Nicht nur Tiejs Benoot und Pim Ligthart griffen an und gingen Attacken mit, nahezu das gesamte Team fuhr offensiv. Klar, ist Top-Sprinter André Greipel nicht dabei, muss man die Taktik ändern, doch diese Mannschaft hat auch das Potenzial dazu. Dem belgischen Team ist es bei den Klassikern schon häufiger gelungen, durch clevere Taktik einen vorderen Platz zu erringen. So zum Beispiel beim Podestplatz bei der Ronde van Vlaanderen 2013 durch Jurgen Roelandts, der sich mit einer frühen Attacke absetzte und am Ende bei Peter Sagan bleiben konnte. Das Lotto-Soudal-Team setzt Akzente und animiert die Rennen – so kann es gerne weitergehen.

 

Rückt Jasper Stuyven nach Fabian Cancellaras Rücktritt in die Kapitänsrolle?

Tempohart – Jasper Stuyven (Foto: Roth&Roth roth-foto.de)
Tempohart – Jasper Stuyven (Foto: Roth&Roth roth-foto.de)

Schon im letzten Jahr hatten wir Jasper Stuyven als Außenseiter-Tipp für Paris Roubaix genannt. Der Kerl hatte 2010 das Paris-Roubaix für Junioren gewonnen und seit dem immer wieder für Aufmerksamkeit gesorgt. In seinem ersten U-23-Jahr, wurde er direkt Zweiter bei Paris-Roubaix Espoirs. Nun hat er mit seinem Sieg bei Kuurne-Brüssel-Kuurne die ganz große Bühne betreten. Dass der 23-jährige Belgier großes Talent hat, war kein Geheimnis. Spätestens seit seinem Etappensieg bei der Vuelta kannten nicht nur Insider seinen Namen. Doch wie groß sein Klassiker-Talent wirklich ist, zeigte erst das vergangene Wochenende. Als Peter Sagan am Oude Kwaremont beschleunigte, konnte nur er direkt folgen. Später hielt er dann bei seinem Solo trotz Gegenwind die Meute in Schach. Dass er beim Omloop nicht ganz vorn landete, lag an einem taktischen Fehler: Er verpasste am Taaienberg die Gruppe um Rowe und Van Avermaet. Zwar versuchte er später noch allein nach vorn zu fahren, stürzte aber und fiel wieder ins Feld zurück. Doch die Chancen, allein nach vorn zu kommen waren eh gering. Stuyven ist sehr stark, vor allem auf Pflaster. Er wird bei den Klassikern eine taktische Option für das Trek-Segafredo sein. Für die Zukunft könnte er die Kapitänsrolle im Team von Fabian Cancellara übernehmen, wenn dieser am Saisonende zurücktritt. Es ist also gut möglich, dass sich das Trek-Segafredo-Team ordentlich ins Zeug legt, Stuyven zu halten. Doch ein Belgier mit seinen Fähigkeiten wird auch bei anderen Teams sehr hoch im Kurs stehen.