Die 107. Austragung von Mailand-Sanremo kann man durchaus als „typisch Primavera“ bezeichnen, zumindest bis 800 Meter vor dem Ziel. Es war ein langes Rennen, mit einer großen Spitzengruppe an der langen Leine, einer extrem hektischen Rennphase vor den Capi-Anstiegen und dem Spektakel an Cipressa und Poggio.

Wie immer beim ersten Monument des Jahres versuchten die Klassiker-Fahrer die endschnellen Männer abzuhängen. Michal Kwiatkowski attackierte am Poggio und zwang die Favoriten aus der Deckung. Die üblichen Verdächtigen starteten den Versuch wegzufahren und der Rest tat alles um dranzubleiben. Sowohl Fabian Cancellara, als auch Peter Sagan erfreuten sich mehrfacher Manndeckung – so ist das eben, wenn du der Stärkste bist. Cancellaras Attacke vereitelte Sagan dann selbst. Evald Boasson Hagen setzte danach den perfekten Konter, doch mit Greg van Avermaet am Hinterrad ließ ihn der Rest nicht weg, Fernando Gaviria setzte nach, Sagan am Hinterrad.

 

Ein Crash nimmt Cancellara und Sagan alle Chancen

Soweit ein übliches Finale. Doch die rennentscheidende Szene spielte sich gerade dann ab, als Boasson Hagen und van Avermaet wieder eingeholt waren. Die beiden zogen nach rechts, Fernando Gaviria hängte sich am Hinterrad auf und stürzte. Sagan wich artistisch aus und verlor Tempo. Fabian Cancellara musste voll bremsen und hatte keine Chance mehr in den Sprint einzugreifen. Alexander Kristoff kam zwar gut an dieser Szene vorbei, war aber schon zu weit hinten, als die Post abging.

Roelandts attackierte sofort und an seinem Hinterrad folgte Greg van Avermaet, der aber gegen Arnaud Demare und Ben Swift in dessen Windschatten keine Chance hatte. Demare zog voll durch, gewann verdient und konnte sein Glück kaum fassen.
Ganz anders Nacer Bouhanni, der großes Pech hatte. Der Franzose war am Hinterad von van Avermaet perfekt positioniert, doch er hatte technische Probleme und konnte nicht voll sprinten. Kein Wunder, dass das französische Energiebündel auf der Ziellinie versuchte die rechte Hälfte seines Lenkers abzukloppen.

So ist eben Radrennen, wer als erster über die Linie fährt gewinnt. Was davor alles passieren kann, weiß nur der Radsportgott.

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