Am ersten Aprilwochenende wird jedes Jahr eines der größten Volksfeste Belgiens gefeiert. In diesem Jahr dürfte die Party besonders groß ausfallen, denn es steht die Jubiläums-Ronde an. Nicht nur Traditionalisten fiebern der 100. Flandern-Rundfahrt entgegen.

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Spartacus vs Tommeke

Es ist das letzte Aufeinandertreffen der beiden langjährigen Kontrahenten Tom Boonen und Fabian Cancellara. Beide haben die Ronde drei Mal gewonnen und könnten mit einem Sieg zum alleinigen Rekordhalter werden. Doch sie haben in diesem Jahr harte Konkurrenz. Mit Vorjahressieger Alexander Kristoff, Peter Sagan, Greg van Avermaet, Michal Kwiatkowski und Tiejs Benoot gibt es einige weitere Favoriten.

Text: Fünf Erkenntnisse nach E3 Harelbeke und Gent-Wevelgem

 

Die Strecke

Bevor sich das Peloton in Brügge auf den Weg begibt, wird auf dem Marktplatz jeder einzelne Fahrer vom Publikum gefeiert – Heldenverehrung auf flämisch. Die ersten 80 Kilometer führt die Strecke auf flachem Terrain gen Süden. Hier bietet sich genügend Gelegenheit, die Fluchtgruppe des Tages zu bilden. Sicher wird das Feld die Ausreißer dann einige Minuten weglassen.

 

Profil der 100. Ronde
Profil der 100. Ronde

Nach der Verpflegung geht es nach 100 km das erste Mal über den Oude Kwaremont. Dort können die Profis die tolle Stimmung am Anstieg vielleicht noch etwas genießen, bei den beiden folgenden Auffahrten zur Kwaremont ist das Rennen in der entscheidenden Phase. Nach dem Kwaremont warten mit Kortekeer, Eikenberg, Wolvenberg und Molenberg vier Anstiege innerhalb von 24 Kilometern. Vielleicht versuchen hier einige Teams eine kleine Ausreißergruppe zu initiieren, um die Konkurrenz unter Druck zu setzen.

Es folgen die Pflasterpassagen Paddestraat und Haaghook ehe es zu Leberg, Berendries und Valkenberg geht. Für die Favoriten heißt es aufmerksam fahren und Kräfte sparen. Nach der Kaperij folgt die zweite Verpflegungszone, ehe es über den Kanarieberg zurück zum Fuße des Oude Kwaremont geht. 

Karte der Ronde van Vlaanderen 2016 Karte der Ronde van Vlaanderen 2016

 

Die Entscheidung

Mit der zweiten Kwaremont-Passage beginnt das schwere Finale der Flandern-Rundfahrt. Nach dem Anstieg geht es direkt zum Paterberg, im Anschluss zum 22% steilen Koppenberg der 45 km vor dem Ziel das große Finale einläutet. Diese Hellinge bieten eine gute Möglichkeit für einen Angriff. Vor den Anstiegen wird es schnell, denn alle wollen vorn in den Anstieg fahren um nicht ins Hintertreffen zu geraten. Nach dem Koppenberg folgt Steenbeekdries und Taainberg. Hier wird das Feld sicher schon geschrumpft sein und werden viele Fahrer am Anschlag fahren.

Über den Krusiberg geht es zurück zum Kwaremont. Die dritte Auffahrt und der anschließende Paterberg werden für die Entscheidung sorgen. Spätestens hier werden die Favoriten alles in die Waagschale werfen, und versuchen die Konkurrenz abzuschütteln. Vom Paterberg sind es dann noch 13 Kilometer bis ins Ziel. Sollte es einen Sprint einer Gruppe geben, werden die Kraftreserven, die nach 255 harten Kilometern noch in den Beinen stecken, über den Sieger der 100. Ronde entscheiden.  

 

 

Die Hellinge

Helling / Côte 1: Oude Kwaremont – 2200m – Gem. 4% – Max. 11,6% – 1500m Pflaster
Helling / Côte 2: Kortekeer
Helling / Côte 3: Eikenberg 1200m – Gem. 5,2% – Max. 10% – 1200m Pflaster
Helling / Côte 4: Wolvenberg 645m – Gem. 7,9% – Max. 17,3%
Helling / Côte 5: Molenberg 463m – Gem. 7% – Max. 14,2% – 300m Pflaster
Helling / Côte 6: Leberg 950m – Gem 4,2% – Max 13,8%
Helling / Côte 7: Berendries 940m – Gem. 7% – Max. 12,3%
Helling / Côte 8: Valkenberg 540m – Gem. 8,1% – Max. 12,8%
Helling / Côte 9: Kaperij 1000m – Gem. 5,5% – Max. 9%
Helling / Côte 10: Kanarieberg 1000m – Gem. 7,7% – Max. 14%
Helling / Côte 11: Oude Kwaremont – 2200m – Gem. 4% – Max. 11,6% – 1500m Pflaster
Helling / Côte 12: Paterberg 360m – Gem. 12,9% – Max. 20,3% – 360m Pflaster
Helling / Côte 13: Koppenberg 600m – Gem. 11,6 % – Max. 22 %  600 m Pflaster
Helling / Côte 14: Steenbeekdries 700m – Gem. 5,3% – Max. 6,7%
Helling / Côte 15: Taaienberg 530m – Gem. 6,6% – Max. 15,8% – 500m Pflaster
Helling / Côte 16: Kruisberg/Hotond –2500m – Gem. 5% – Max. 9%  -450 m Pflaster
Helling / Côte 17: Oude Kwaremont – 2200m – Gem. 4% – Max. 11,6% – 1500m Pflaster
Helling / Côte 18: Paterberg 360m – Gem. 12,9% – Max. 20,3% – 360m Pflaster

 

 

Die Ronde ohne die Muur von Geraardsbergen

Vor vier Jahren wurde der Kurs der Ronde van Vlaanderen grundlegend geändert, um die Attraktivität für die Zuschauer an der Strecke zu erhöhen und das Rennen spannender zu machen. Die Muur musste für die Schleife mit Oude-Kwaremont und Paterberg weichen. Während früher die Fluchtgruppe bis zum Fuße der Muur eingeholt wurde, und das Favoritenfeld dann mit Vollgas hinauf zur Kapelle die Vorentscheidung erzwang, sollte der neue Kurs mehr taktische Möglichkeiten bieten.

Doch die Streckenänderung bewirkte keine grundlegende Änderung des Rennverlaufs. In den letzten Jahren war immer die letzte Kwaremont-Paterberg-Passage die Stelle der entscheidenden Attacken. Doch die neue Strecke bietet die Möglichkeit, sich schon vor der letzten Kwaremont-Passage einen Vorsprung zu verschaffen, um dann von den starken Leuten nach den Anstiegen eingeholt zu werden und mit ihnen bis zum Ziel zu fahren. Mit dieser Taktik gelang es Jurgen Roelandts 2013 einen Podestplatz zu erobern.

 

 

Startzeit: 10:15 Uhr
Ziel: ca. 16:30 Uhr

Rekordsieger (3 Siege): Fiorenzo Magni, Achiel Buysse, Johan Museeuw, Eric Leman, Tom Boonen, Fabian Cancellara

Deutsche Sieger: Rudi Altig (1964), Steffen Wesemann (2004)