Der entscheidende Moment war:

Ganz klar, die letzte Auffahrt zum Cauberg, als Enrico Gasparotto attackiert hat. Das war kein Überraschungsangriff, sondern er ist einfach von vorn losgefahren und außer Michael Valgren ist keiner mitgefahren. Auf den letzten paar hundert Metern konnte sich Gasparotto sogar noch mal ausruhen, weil Valgren von vorn gefahren ist. Das war clever und stark gemacht.

 

Der stärkste Fahrer war heute:

Bei diesem Rennverlauf schwer zu sagen, aber Gasparotto war schon sehr stark. Aber auch Tim Wellens ist gut gefahren. Hätte er seine Kräfte gespart, hätte er mit Gasparotto am Cauberg vielleicht mitfahren können. Aber es war eine richtig starke Attacke von ihm und gut, es so zu probieren.

 

Überrascht hat mich:

Schon ein wenig, dass bei Gasparotto keiner mitfahren konnte. Aber er sah das ganze Rennen sehr stark aus, ist die letzten 30 Kilometer immer in den Top-10 gefahren. Vielleicht hätte Michael Matthews mitgehen können, aber der Rest war wohl einfach nicht stark genug.

Das Michal Kwiatkowski so früh reißen lassen musste, war auch etwas überraschend. Wobei man sagen muss, dass es nach den Kopfsteinplaster-Rennen extrem schwierig ist, beim Amstel vorn zu sein. Die meisten Fahrer sind dann so verbrannt, dass es dann einfach nicht mehr geht.

 

Einen taktischen Fehler gemacht hat:

Einen echten Fehler konnte ich nicht sehen. Es hat sich heute auch kein Fahrer zu weit aus dem Fenster gelehnt. Es war ein Rennen ohne große Taktik, ein reines Ausscheidungsfahren.

 

Was nur einem Profi mit 14-Starts auffallen konnte: 

Es war für mich schon komisch das Rennen im TV zu gucken, nachdem ich die letzten 14 Jahre immer dabei war. Mit dem neuen Finale ist das Rennen ein anderes geworden. Früher, als oben am Cauberg das Ziel war, war der Keutenberg der Scharfrichter. Am Cauberg kamen nur die Besten an und man ist einfach „All In“ gegangen. Aber heute ist das anders. Ich muss zugeben, vor dem Fernseher war es nur kurz spannend. Wenn man selbst fährt, ist das natürlich anders.

Für die Zuschauer an der Strecke ist die neue Ankunft besser, aber das Rennen hat etwas an Spannung verloren. Die letzte Runde ist nicht schwer genug, um das Rennen attraktiver zu machen. Es konzentriert sich jetzt meist auf den Cauberg. Und dort gilt: Wenn du nicht endschnell bist, musst du oben die Attacken einfach mitgehen. Aber wenn du stark und endschnell bist, musst du pokern. Das traf heute vielleicht auf Michael Matthews zu. Denn wenn er mitgefahren wäre, hätten ihm alle am Hinterrad geklebt. Wenn du keine Helfer mehr hast, bleibt dir nur zu pokern, oder selbst zu fahren.