„Es war ein Rennen ohne große Taktik, ein reines Ausscheidungsfahren“, analysierte Fabian Wegmann, der das Rennen mit 14 Teilnahmen bestens kennt. Es kam zum großen Showdown beim letzten Aufstieg zum Cauberg.
2,5 km vor dem Ziel – im unteren Teil, zu Beginn des steilsten Stückes forcierte Enrico Gasparotto (Wanty-Groupe Gobert) das Tempo. Jan Bakelants (Ag2R) ging sofort mit. Auch Michael Valgren (Tinkoff) setzte promt nach. Zu Michael Matthwes (Orica-Greenendge) war schon eine kleine Lücke aufgegangen.
Noch 2,2 km bis zum Ziel – sie erreichten die flachere Passage des Anstiegs. Gasparotto setzte sich kurz hin, schaltete ein paar Gänge dicker und trat wieder an. Bakelants hatte gut eine Radlänge Rückstand und Valgren am Hinterrad. An Valgrens Hinterrad biss sich Tim Wellens (Lotto-Soudal) fest, der als Spitzenreiter in den Anstieg gegangen war, aber bereits eingeholt war. Michael Matthews hatte die Lücke geschlossen und das Hinterrad von Wellens erreicht.
2,1 Kilometer vor dem Ziel passierte dann das, was rennentscheidend wurde: Bakelants kann die Lücke zu Gasparotto nicht schließen und nimmt raus. Nur Valgren reagiert sofort, hat aber bereits zehn Meter Rückstand zu Gasparotto. Wellens ist nach seiner brutal starken Attacke nicht mehr frisch genug um nachzusetzen. Wellens und Bakelants schauen sich um – aber der Rest schaut sich an! Bäm, die Lücke geht richtig auf.
Direkt am Hinterrad von Michael Matthews fährt sein Orica-Teamkollege Simon Gerrans. Doch beide halten still. Konnte Gerrans nicht, oder haben sie gepokert? Es war dann Lotto-Soudal, die angriffen und nachfuhren.
Eineinhalb Kilometer vor dem Ziel war die Lücke nur fünf Sekunden groß und Michael Valgren übernahm die Spitze. Der junge Däne fuhr extrem stark und Gasparotto zum Sieg.
Man könnte sagen, Valgren hätte pokern müssen, Gasparotto zur Führung zwingen können. Doch zum einen ist ein Podest-Platz für den 24-Jährigen ein super Resultat, und zum andren muss man bedenken, dass es auch für einen zweiten Platz ordentlich UCI-Punkte gibt! Das spielt für einen Fahrer einer Mannschaft, die sich am Ende der Saison wohl auflöst, auch eine Rolle. Und man darf durchaus in Frage stellen, ob Valgren gegen den endschnellen Gasparotto überhaupt eine Chance gehabt hätte, wenn sie sich die Arbeit 50-50 geteilt hätten. Hätte, hätte – Gasparotto hat auf jeden Fall alles richtig gemacht.