Es ist die erste richtig schwere Bergetappe der 103. Tour de France. Vier Berge müssen erklommen werden, eine der höchsten, zwei der 1. Kategorie. Auf dem rauen Asphalt der Pyrenäen-Pässe wird sich jeder Fahrer im Peloton der Belastungsgrenze nähern. Für die Favoriten um den Gesamtsieg ist es der erste richtige Härtetest.

Die Strecke

Los geht es im Städtchen Pau, das schon so oft Tour-Etappenort war. Die ersten 67 Kilometer geht es nur ganz leicht bergan, hinein ins Herz der Pyrenäen. Es bleibt also genügend Zeit für eine Ausreißergruppe sich genügend Vorsprung zu verschaffen, ehe die Kletterei beginnt. Nach der Sprintwertung beginnt der Anstieg zum legendären Col du Tourmalet.
Knapp 19 Kilometer lang und durchschnittlich 7,4 % steil ist dieses Tour-Monument. Auch wenn er von der leichteren West-Seite gefahren wird, hinterlässt dieser Anstieg Spuren.

Col du Tourmalet (Foto: ASO)
Col du Tourmalet (Foto: ASO)

Nach der fast 20 Kilometer langen Abfahrt geht es erneut bergan. Zum Gipfel des Hourquette d’Ancizan  geht es zwar 8,2 Kilometer bergauf, aber mit moderaten 4,9 % im Schnitt. Nach der Bergwertung der 2. Kategorie wartet wieder eine 10 Kilometer lange Abfahrt und ein kurzes Flachstück, ehe es zum Col de Val Louron-Azet geht. Erneut müssen 10,7 Kilometer geklettert werden, mit 6.8% Steigung.

Col de Val Louron-Azet (Foto: ASO)
Col de Val Louron-Azet (Foto: ASO)

 

Nach Abfahrt und kurzem Flachstück wartet der letzte Anstieg des Tages. Zum Gipfel des Col de Peyresourde sind es zwar nur 7,1 Kilometer, aber mit durchschnittlich 7,8 % ist es nach der harten Kletterei ein echter Brocken. Dieser Peyresourde ist kein Monster-Berg mit üblen Rampen im zweistelligen Steigungsprozent-Bereich, aber es ist der letzte von vier Bergen, nach einer Woche Tour de France mit Druck und Hektik. Er wird den meisten Fahrern üble Schmerzen zufügen.

Col de Peyresourde (Foto: ASO)
Col de Peyresourde (Foto: ASO)

Wer im Anstieg den Anschluss verliert, kann auf der Abfahrt zum Ziel noch ordentlich aufholen. Es geht 15,5 Kilometer begab, ehe in Bagnères-de-Luchon nach 184 Kilometern das Ziel erreicht ist.

Tour de France 2016 – Karte der 8. Etappe (©GEOATLAS)
Tour de France 2016 – Karte der 8. Etappe (©GEOATLAS)

 

 

Die Favoriten

Es könnte eine extrem spannende und sehr unterhaltsame Etappe werden, denn es gibt viele unterschiedliche Interessen im Feld, die dem Rennen ordentlich Würze verleihen können.
Wer einen Blick auf das Bergtrikot geworfen hat, sollte heute in der Ausreißergruppe dabei sein. Satte 50 Punkte gibts zu holen! Man bedenke, dass Thomas De Gendt bislang 13 Zähler reichen, um mit dem rotgepunkteten Ridley durch die Gegend zu fahren. Schon allein diese Tatsache wird eine ganze Reihe von Fahrern um die Gruppe kämpfen lassen.

Der Kampf um den Tagessieg ist nicht minder von Bedeutung und da die Favoriten ihren „Kampf um Gelb“ austragen, könnte eine Gruppe mit viel Vorsprung in die Berge gehen und den Sieg unter sich ausmachen. Doch wer hier gewinnen will, muss schon richtig gut klettern können und einen größeren Rückstand im Gesamtklassement haben, sonst wird er nicht weggelassen.

Dadurch, dass es sich um keine Bergankunft handelt, sind die Chancen für Ausreißer größer. Denn bei einer Bergankunft auf der ersten schweren Bergetappe, würden Sky und Movistar sicher versuchen das Feld geschlossen in den letzten Anstieg zu bringen und dann mit dem Kapitän den Etappensieg einzufahren und dank der Zeitbonifikation das Loch zur Konkurrenz richtig aufzureißen.

So bleibt aber diese Etappe eine gute Gelegenheit für Ausreißer. Fränk Schleck, Ilnur Zakarin, Brice Feillu, George Bennett, Ruben Plaza oder Rui Costa sind heiße Kandidaten. Auch Thomas de Gendt erwarten wir natürlich in der Ausreißergruppe. Beim obligatorischen Bora-Argon18-Fahrer für die Gruppe darf man auf Patrick Konrad oder Emanuel Buchmann hoffen. Beide sind gute Kletterer.

Bei den Favoriten wird man keinen Spaß verstehen. Zeigt einer der Konkurrenten Schwäche, wird er gnadenlos angegriffen. Für Chris Froome ist die Abfahrt zum Ziel nicht ideal. Er ist kein schlechter, aber auch kein Zauberkünstler bergab und wird versuchen keine Zeit zu verlieren und heil anzukommen. Er wird vielleicht eher für Sonntag seine Show planen. Aber Fabio Aru oder Romain Bardet könnten mal testen, wer denn nach einem langen Tag und sieben Etappen noch frisch genug ist, zu folgen. Beide sind extrem gute Abfahrer und in Topform am Start.

Mit dem ganz großen Feuerwerk muss man nicht rechnen, doch wenn sich eine Gelegenheit bietet, einem der Favoriten ein paar Minuten aufzubrummen, dann werden es die Konkurrenten versuchen.

 

***** Romain Bardet, Fabio Aru
**** Chris Froome, Nairo Quintana, Richie Porte, Daniel Martin
*** Pierre Rolland,  Alejadnro Valverde, Ilnur Zakarin, Ruben Plaza
** Tejay van Garderen, Warren Barguil, Wilco Kelderman, Diego Rosa
* Bauke Mollema, Louis Meintjes, Thomas de Gendt,