Chris Froome – 1. 44:36:03

Der Brite fährt wie ein Titelverteidiger. Gibt es eine unübersichtliche Situation im Rennen, übernimmt seine Mannschaft die Kontrolle. In den Bergen tritt das Sky-Team so stark wie immer auf. Dazu gibt man sich extrem gelassen. Teamchef Brailsford betont in jedem Interview wie locker alle sind, Froome gibt entspannt Interviews. Doch im Rennen gehen sie humorlos und voll konzentriert zu Werke. Gewillt, jede Spannung im Rennen durch maximale Kontrolle zu eliminieren. Dazu Froomes Abfahrt-Show ins Gelbe Trikot – läuft bei Sky.

Prognose: Wer die Tour gewinnen will, muss Froome isolieren und abhängen, wie auch immer man das macht. Toursieger 2016.

 

Nairo Quintana – 4. +0:23 min

Der Kolumbianer ist in Top-Form zur Tour angereist. Er ist voll konzentriert, will nichts dem Zufall überlassen und vor allem keine Zeit vor den Alpen verlieren. Bislang ging der Plan auf, abgesehen von den 23 Sekunden die er durch seinen Fehler auf der 8. Etappe eingebüßt hat.

Doch Quintana wirkt so, als belaste ihn der Druck. Sein Team hat sich in der ersten Woche ohne Not in flachem Terrain an der Führungsarbeit beteiligt, so als wolle man Sky zeigen, dass man auch gewinnen will. Auf der neunten Etappe schickte man zwei Fahrer in die Gruppe, doch diese fuhren weder auf Etappensieg, noch warteten sie auf Quintana. Eine reine Vorsichtsmaßnahme? Vielleicht. Eine Attacke von Quintana gab es auch noch nicht. Wartet er auf die Alpen? Ist er nicht so stark wie erwartet? Wir werden es sehen, denn wenn Quintana bis Paris an Froomes Hinterrad bleibt, wird er maximal Zweiter.

Prognose: Die Entscheidung um den Toursieg fällt den Alpen. Bis dahin will Quintana keine Zeit verlieren, dann greift er an. Am Ende Rang 2

 

Romain Bardet – 6. +0:44 min

Für den Franzosen läuft es bislang ordentlich. Nur im strömenden Regen von Andorra hat Romain Bardet Zeit verloren. Sein Rückstand ist klein und so soll es bleiben, bevor es in die Alpen geht. Bardet fährt bislang unauffällig, was ein gutes Zeichen ist, denn ihm fällt das Abwarten nicht leicht. Er fährt dort, wo er muss, geht kein Risiko ein und scheint gut in Form. Die Alpen liegen ihm deutlich mehr als die Pyrenäen, nur wird er im Zeitfahren einiges einbüßen. Doch bei der Tour kann viel passieren. Bleibt er gesund, ist das Podium drin.

Prognose: Das Zeitfahren muss er überstehen, dann kann er in den Alpen angreifen – das mag er! Am Ende Top-5

 

Richie Porte – 14. +2:10 min

Der Australier ist schon sehr oft als Sieganwärter in eine Rundfahrt gestartet. Doch die beste Platzierung bleibt Rang 7 beim Giro 2010. Pech, Defekte, Krankheit, einen schlechten Tag – Richie Porte hat schon alles erlebt. Und auch bei der Tour 2016 hatte der 31-Jährige Pech. Auf der zweiten Etappe büßte er 1:45 min ein, nachdem er kurz vor dem Finale Defekt hatte. Bitter. Doch noch sind die Anstände gering und er hat auf dem Weg nach Arcalis sich selbst in die Kapitänsrolle bei BMC gefahren, als er vorn Tempo machte, nachdem Tejay van Garderen abgehangen war. Erwischt er keinen schwarzen Tag, ist das Podium möglich.

Prognose: Er kann auch bei den Zeitfahren vorn landen und wenig Zeit einbüßen, doch die Alpen sind extrem schwer. Am Ende Top 5

 

Dan Martin – 3. +0:19 min

Der Ire war schon bei der Dauphine extrem stark, ging aber bei all dem Wirbel um Froome, Quintana und Contador als Außenseiter ins Rennen. Doch Dan Martin hat auch bei der Tour gezeigt, dass er mit den ganz Großen mithalten kann. Mehr noch, er attackiert frech, ist immer vorn dabei und am Berg auf Augenhöhe mit Froome und Quintana. Bislang hat er keine Zeit verloren, ist sehr erfahren und dürfte auch keinen Druck verspüren. Ideale Konstellation!

Prognose: Dan Martin wird im Zeitfahren an Boden verlieren. Kann er das Niveau halten, ist er ein Podest-Kandidat! Em Ende Top 3.

 

Adam Yates – 2. +0:16 min

Es gibt bei jeder Tour de France eine Klassement-Überraschung. In diesem Jahr ist das Adam Yates. Ja, der Kerl hat letztes Jahr San Sebastian gewonnen und war schon in der U23 Zweiter der  l’Avenir – aber was er bei dieser Tour zeigt, ist echt beeindruckend! Nach den Pyrenäen ist er Zweiter im Klassement, nur 16 Sekunden hinter Froome. Er mischt in den Bergen kräftig mit und lässt sich nur von sehr groben (Flamme Rouge) Hindernissen stoppen.

Prognose: Nur ein „schwacher Tag“ kann ihn stoppen, sonst trägt er Weiß nach Paris.

 

Louis Meintjes  – 9. +0:55 min

Eine Tour de France verträgt auch zwei Überraschungen. Klar, der 24-jährige Südafrikaner hat die Vuelta schon in den Top 10 beendet und geht jetzt nicht als DIE Überraschung durch. Trotzdem hat er im Vergleich zu 2015 einen großen Sprung gemacht. Er wirkt stabiler, cleverer und sehr fokussiert. Am Berg ist er kaum abzuschütteln, doch im Zeitfahren wird er wohl ordentlich Zeit verlieren.

Prognose: Hat er keinen Einbruch in den Alpen, landet er sicher in den Top 10. Auch die Top 5 sind nicht unmöglich.

 

Fabio Aru – 13- +1:23 min

Im Regen auf dem Weg nach Arcalis verlor der Italiener eine Minute auf Froome und Quintana. Doch es sind keine eineinhalb Minuten, die Aru nach den Pyrenäen Rückstand auf Froome hat. Er zeigt bei seiner ersten Tour ein starkes Rennen. Die Hektik der ersten Woche hat er offenbar gut verkraftet. Das flache Zeitfahren muss er überstehen, dann kann er in den Alpen befreit auffahren. Die steilen Alpenpässe auf glatten Straßen liegen ihm viel eher als die rauen Pyrenäen-Pässe.

Prognose: In den Alpen will er zeigen, was er drauf hat. Er ist nicht der Typ, der auf Absichern eines 5. Platzes fährt. Am Ende Top-10.