Das 19. Teilstück der Tour de France ist nur 146 Kilometer lang, aber sehr schwer. Vier kategorisierte Berge müssen auf dem Weg von Albertville nach Saint-Gervais Mont Blanc absolviert werden. Zum Ziel geht es fast 10 Kilometer mit durchschnittlich 8% bergan und so steht den Klassementfahrern erneut ein harter Tag bevor. Es ist die vorletzte Chance um mit einem Ausreißversuch einen Etappensieg bei dieser Tour einzufahren, so wird es vom Start weg einen harten Kampf um die Gruppe geben. Gerade auf kurzen Etappen wird offensiv und schnell gefahren, so könnte es für die Fans endlich eine richtig spannende Etappe geben. Die Meteorologen prognostizieren Regen, was das Rennen zusätzlich erschwert.

 

Die Strecke

Vom Start weg geht es gleich bergan. Zwar gibt es am Collet de Tamié  keine Bergpunkte, doch auf den ersten 8,5 Kilometern müssen 540 Höhenmeter absolviert werden. Für das Peloton bedeutet es also: vor dem Start auf die Rolle. Da vermutlich das halbe Feld in der Ausreißergruppe dabei sein will, wird das Tempo brutal sein. Für die Sprinter ist das Gift, sie müssen ihren Rhythmus fahren. Natürlich hoffen sie, dass die Gruppe schnell steht und es dann langsamer wird, sodass sie auf den anschließenden 25 flachen Kilometern wieder aufschließen können.

Tour de France 2016 – Karte der 19. Etappe (©GEOATLAS)
Tour de France 2016 – Karte der 19. Etappe (©GEOATLAS)

Der erste kategorisierte Anstieg beginnt bei Rennkilometer 32,5. Der Col de la Forclaz de Montmin ist 9,8 Kilometer lang und im Schnitt 6,9 % steil. Das ist übrigens nicht der gleiche „Col de la Forclaz“, der auf der 17. Etappe absolviert wurde. Nach einer kurzen Abfahrt geht es nur 15k m flach gen Westen, ehe den Fahrern der Col de la Forclaz de Queige im Weg steht. Dieser Anstieg ist zwar nur 5,6 Kilometer lang, aber 7,8 % steil.

Vom Gipfel geht es nur kurz bergab, dann wartet der dickste Brocken des Tages. Der Montée de Bisanne gehört mit 12,4 km Länge und 8,2 % durchschnittlicher Steigung der höchsten Kategorie.

Profil de Montee de Bisane
Profil de Montee de Bisane

Es folgt eine langgezogene Abfahrt mit einigen kurzen Gegensteigungen. Gut 24 Kilometer vor dem Ziel ist Megève, der Zielort des Bergzeitfahrens und Startort der 20. Etappe, erreicht. Wenig später folgt noch einmal eine kurze Abfahrt, ehe der Schlussanstieg nach Saint-Gervais Mont Blanc beginnt.

Die Schlusssteigung ist 9,8 km lang und im Schnitt 8% steil. Vor allem der untere Teil ist sehr steil und eignet sich für Attacken.

Profil des Schlussanstiegs nach Le Bettex
Profil des Schlussanstiegs nach Le Bettex

 

Die Favoriten

Wie schon erwähnt, wird es auf den ersten Kilometern einen sehr harten Kampf um die Gruppe geben. Man kann damit rechnen, dass eine Gruppe, in der kein fürs Gelbe Trikot gefährlicher Mann ist, fahren gelassen wird. So wollen viele Fahrer diese vorletzte Chance nutzen und werden alles daran setzen, zur Ausreißergruppe des Tages zu gehören. In solchen Konstellationen dauert es meist sehr lange, ehe die Gruppe steht und es sind dann nur sehr starke Fahrer dabei. Rafal Majka will natürlich auch in der Gruppe sein, denn er kämpft um das Bergtrikot und könnte sich damit das Trikot endgültig sichern.

Thomas Voeckler, Rui Costa, Vincenzo Nibali, Alexis Vuillermoz, Lawson Craddock, Diego Rosa, aber auch Emanuel Buchmann und Simon Geschke sind heiße Kandidaten für die Fluchtgruppe. Vielleicht kann sich auch Tejay van Garderen motivieren und nach dem Einbruch vom Mittwoch mit einem Etappensieg zurückschlagen. Auch Warren Barguil, Domenico Pozzovivo und Pierre Rolland gehören zu den starken Kletterern im Peloton, die nichts mehr zu verlieren haben. Sollte sich eine Gruppe mit diesen Fahrern formieren, wäre das nach dem Wunsch der Sky-Mannschaft. Sie könnten das Rennen wie gewohnt kontrollieren und im Finale einfach erneut das Tempo anschlagen, dass Kapitän Chris Froome behagt. Mit nun fast vier Minuten Vorsprung hat der Brite kaum etwas zu befürchten und könnte selbst eine Minute Zeitverlust am Schlussanstieg locker verkraften.

 

Endlich Spektakel?

Doch vielleicht erleben wir auch ein Spektakel. Nach den vom Unterhaltungswert eher mäßigen ersten 18 Renntagen wünscht sich der Radsportfan natürlich den Großkampf der Klassementfahrer. Doch es ist eigentlich nur das Movistar-Team, dass im Mute der Verzweiflung große Risiken eingehen könnte. Sowohl für Romain Bardet, als auch für Richie Porte und Adam Yates geht es vor allem darum, einen Podestplatz in Paris zu erobern. Wilde Attacken zu Beginn der Etappe können schnell nach hinten losgehen. Viel Risiko werden sie nicht nehmen wollen.

Doch für Movistar zählt nur der Toursieg. Sie können mit Alejandro Valverde und Nairo Quintana alles riskieren, denn sie können nur gewinnen. Vielleicht greifen sie früh an, versuchen das Rennen zu sprengen und Chris Froome in Bedrängnis zu bringen. Doch gut möglich, dass Froomes Sky-Mannschaft dann die Unterstützung der anderen Teams bekommt, die Angst um ihre Platzierungen haben.

Im Finale könnte auch Astana wieder eine Rolle spielen. Sie könnten für ein schweres Rennen sorgen und so Fabio Arus Angriff vorbereiten. Doch Ziel der Attacke wäre eher nicht Froome, sondern die Konkurrenz um das Tour-Podium. Bläst Astana voll zum Angriff, sinken auch die Chancen der Ausreißer.

 

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**** Fabio Aru, Richie Porte
*** Vincenzo Nibali, Romain Bardet, Chris Froome
** Alejandro Valverde, Daniel Martin, Joaquim Rodriguez, Tony Gallopin
* Nairo Quintana, Warren Barguil, Serge Pauwels, Daniel Navarro, Ruben Plaza, Rafal Majka

 

Start: 12:55 Uhr
Ziel: ca. 17:15 Uhr