Froome und Sky – zusammen unschlagbar
Die Dominanz des Sky-Teams hat das Rennen bestimmt. Im Schlepptau seiner Teamkollegen musste Chris Froome selten selbst agieren. Und war er selbst gefragt, überzeugte er. Im Zeitfahren ließ er der Konkurrenz keine Chance, in den Bergen konnte er sich auf seine Helfer verlassen – eine perfekte Kombination. Jede Attacke wurde im Keim erstickt, nachdem Froome Gelb auf den Schultern trug, wurde das Rennen kontrolliert und ein Schutzschirm um den Kapitän errichtet. In den Anstiegen zog das Team das Tempo so hoch, dass der Konkurrenz die Lust zu attackieren verging. Das lähmte das Rennen. Doch Sky ist nicht für die Show bei der Tour angetreten, sondern um zu gewinnen. Das gelang überlegen. Am Ende liegen vier Sky-Fahrer in den Top-17 des Gesamtklassements.
Die Tour ist so groß, dass kaum jemand volles Risiko geht
Man kann es keinem Fahrer übel nehmen, dass er in der letzten Tourwoche auf Absicherung seines Platzes fährt, statt mit der Brechstange gegen die Dominanz der Sky-Übermacht anzukämpfen. Die Tour ist riesengroß, da zählt ein Platz auf dem Treppchen extrem viel. Wer will schon einen Top-5 Platz riskieren, wenn die Chance auf eine Schwäche des Sky-Trupps ohnehin verschwindend gering ist? Das macht wohl nur jemand, der schon alles gewonnen hat, was es zu gewinnen gibt. Doch leider war Alberto Contador schon vor den schweren Bergetappen nach Sturz und Verletzung aus dem Rennen. Doch kann es im Interesse der Organisatoren sein, wenn der Kampf um Gelb dem Titelkampf der Bundesliga ohne Borussia Dortmund gleicht? Solange Froome und Sky auf diese Art und Weise das Rennen bestimmen, wird jede andere Grand Tour spannender sein. Die Tour ist riesengroß, überstrahlt alles. Aber sie ist zu dem geworden, weil sie Spektakel, Wettkampf, Drama und Spannung bot.
Kaum kontrollierte Sprints
Mark Cavendish war ohne Frage der beste Sprinter der Tour, vielleicht nicht der schnellste Fahrer, aber der Cleverste. Er suchte sich instinktiv das richtige Hinterrad und profitierte von den Fehlern der Konkurrenz. Das lag auch daran, dass es keinem Team gelang, die Sprints zu kontrollieren und einen Zug ideal zu platzieren. Teilweise ging es chaotisch zu, was auch die Fahrer kritisierten. Es wird um jede Position gnadenlos gekämpft, sonst hat man am Ende keine Chance. Dazu die Teams der Klassement-Fahrer, die bis wenige Kilometer vor dem Ziel auch an der Spitze fahren wollen. Gibt es dann noch winklige Anfahrten und schmale Straßen, wird es hektisch und gefährlich. Dies ist sicher auch ein Grund, warum es den Teams kaum gelang, die Sprints gut vorzubereiten.
Peter Sagan beendet Diskussion um Grünes Trikot
Nachdem Peter Sagan in den vergangenen beiden Jahren kein Etappensieg gelungen war, er aber dennoch das Grüne Trikot bis Paris trug, entspann sich eine Diskussion darüber, ob es besser sei, wenn ein „richtiger“ Sprinter das Trikot gewinnen würde, der wenigstens eine Etappe gewinnt. Wobei in den letzten Jahren ohnehin das Reglement derart geändert worden war, das es für Etappensiege auf flachem Terrain deutlich mehr Punkte gab und so die Etappensieger bevorteilt waren. Doch nach dieser Tour de France ist diese Diskussion erst einmal vom Tisch. Sagan gewann drei Etappen, war bei flachen Sprints ebenso vorn dabei, wie bei anspruchsvollen Etappen. Dazu kämpfte er um jeden Punkt bei den Zwischensprints und war der konstanteste „Sprinter“. Vielleicht ist das Grüne kein Sprinter-Trikot mehr, sondern einfach das Punktetrikot. Peter Sagan hat es ohne Frage verdient nach Paris getragen.
Kurze Etappen können das Rennen animieren
Wir hatten uns dem Thema schon ausführlich gewidmet – den Text lest ihr hier. Und auch bei dieser Tour konnte man wieder Argumente für kurze Etappen sammeln. Die langen Überführungsetappen zu Beginn der Rundfahrt sorgten nicht nur bei den Zuschauern, sondern auch den Fahrern für Langeweile. Auch in den Bergen war auf den kurzen Teilstücken trotz Sky-Dominanz mehr Action.