Peter Sagan ist der bekannteste, beste und vielseitigste Radfahrer der Welt. Schon jetzt steht er auf einer Stufe mit den ganz Großen. Weltmeister, fünf Grüne Trikots der Tour de France, sieben Tour-Etappensiege, Siege bei der Ronde van Vlaanderen, Gent-Wevelgem und vier Vuelta-Etappen, insgesamt 89 Profisiege – diesen Fahrer wünscht sich jeder in seinem Team.

Die Verpflichtung von Sagan ist ohne Frage auch eine Auszeichnung für die solide Arbeit des Teammanagers Ralph Denk. Doch es wird sich in seinem Team einiges ändern, ändern müssen.

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Ab jetzt alles anders

Egal ob Frühjahrsklassiker, Paris-Nizza oder Tour de France – mit Peter Sagan hat man auf fast jedem Terrain und jeder Etappe einen Sieganwärter im Rennen. Das ist für das Bora-Team eine komplett andere Situation als bisher. Verstecken gilt nicht mehr, sie müssen die Rennen jetzt selbst gestalten und Verantwortung übernehmen. Dafür braucht es starke Helfer und auch viel taktisches Gespür im Renndienstwagen hinter dem Feld.

Mit Peter Sagan zählt nur der Sieg, das macht die Rennen kompliziert und setzt alle im Team unter Druck. Vor allem bei den Pflaster-Klassikern konnte man bei Bora bisher zufrieden sein, wenn ein Fahrer in der Fluchtgruppe war und man das Rennen offensiv gestalteten konnte. Die besten Ergebnisse bei den WorldTour-Pflaster-Klassikern im Jahr 2016 waren Platz 20 von Ralf Matzka beim E3-Harelbeke und ebenfalls Rang 20 bei der Flandern-Rundfahrt durch Scott Thwaites. Weitere Top-20 Platzierungen gab es nicht. Im vergangenen Jahr war der 16. Platz von Andreas Schillinger bei Paris-Roubaix ein Achtungserfolg. Ab jetzt steht man am Start um zu gewinnen und hat bei vielen Rennen den schweren Rucksack des Top-Favoriten auf den Schultern.

 

Herausforderung fürs Umfeld

Peter Sagan ist extrem stark und er wird bei den Klassikern gute Helfer an seiner Seite haben, aber für einen Sieg auf absolutem Top-Niveau muss alles passen, auch im Umfeld. Die bisherigen Kapitäne müssen eher drei, als einen Schritt zurücktreten und Platz für den neuen Star machen. Für die Rundfahrer und Typen wie Emanuel Buchmann sicher kein Problem, dennoch gilt es, das Teamgefüge in Takt zu halten. Selbst kleine Starallüren und exzentrisches Auftreten gegenüber den Pflegern und Betreuern wirken im Schatten von Peter Sagan mehr als lächerlich. Auch die sportlichen Leiter müssen nun beweisen, dass sie der Herausforderung gewachsen sind. Mit einem Leopold König um die Top-10 bei einer Grand Tour zu kämpfen ist etwas ganz anderes, als in der Klassikersaison für Siege bei den Monumenten zu sorgen.

Auch was die Logistik und Pressearbeit betrifft, spielt man nun in einer ganz anderen Liga. Peter Sagan tanzt während einer Saison auf unzähligen Hochzeiten rund um den Globus und braucht immer Top-Material – es muss einfach alles perfekt passen, vom Rad-Equipment bis zu Sponsoren- und Presseterminen. Die Zeit der kuschligen Bora-Pressekonferenzen dürften ab Saison 2017 vorbei sein. Großer Trubel wird spätestens im April herrschen, auch hier muss man die Balance finden – zum einen das Bedürfnis der Pressemeute befriedigen zum anderen aber auch den Stress vom Team fern halten.

Das Team von Ralph Dank spielt nun in der ersten Liga mit und der Teamboss hat sich das Stück für Stück durch solide Arbeit selbst ermöglicht. Jetzt steht er vor einer riesigen Herausforderung, aber vor einer, von der er sicher selbst oft geträumt hat. Gelingt es ihm, diesen großen Schritt wie die bisherigen kleineren zu meistern, dürfen sich die Radsportfans in Deutschland auf tolle Jahre und große Radsportfeste freuen.