Nach neun harten Renntagen und zwei kleineren Bergankünften in Folge, steht vor dem ersten Ruhetag der 71. Spanienrundfahrt der erste richtig schwere Anstieg an. Die Bergankunft an den Lagos de Covadonga ist legendär, und auch in diesem Jahr könnte es ein Rennen geben, dass in die Geschichtsbücher eingeht. Die Fahrer werden die Anstrengungen der letzten Tage spüren und alle Favoriten werden am ersten Anstieg der „Especial“-Kategorie die Karten aufdecken müssen. An den Lagos de Covadonga wird das Klassement Struktur bekommen und der Kreis der Top-Favoriten auf den Gesamtsieg zusammenschrumpfen.

 

Die Strecke

Die Etappe ist 188,7 Kilometer lang und wird in Lugones gestartet. Zunächst geht es nach Norden zur Küste und dann leicht wellig bis Rennkilometer 95 entlang der Küste gen Osten. Anschließend geht es in einer Schleife ins Landesinnere und wieder an die Küste. 50 Kilometer vor dem Ziel beginnt das Finale der Etappe.

Alto del Mirador del Fito
Alto del Mirador del Fito

Schon der erste Anstieg des Tages hat es in sich. Der Alto del Mirador del Fito ist im Roadbook mit 6,2 Kilometern Länge und 7,8 % durchschnittlicher Steigung angegeben. Die ersten eineinhalb Kilometer geht es noch sehr moderat bergan, doch die restlichen 4,5 Kilometer sind ordentlich steil. Vom Gipfel sind es exakt 40,5 Kilometer bis zum Zielstrich.

Nach der 10 Kilometer langen Abfahrt folgt ein 18 Kilometer langen Flachstück, ehe es steil bergan zum Ziel geht.

Lagos de Covadonga
Lagos de Covadonga

 

Der Schlussanstieg ist 12,2 Kilometer lang und im Schnitt 7,2 % steil. Von der durchschnittlichen Steigung darf man sich nicht täuschen lassen, dieser Berg ist steil und schwer. Auf den letzten Kilometern gibt es flachere Passagen und sogar zwei kurze Abfahrten, aber die ersten neun Kilometer sind sehr schwer und stellenweise 14% steil. Auch die letzten Meter zum Ziel sind noch einmal brutal: 17,5% geht es zum Ziel hinauf.

Die letzten Kilometer der 10. Etappe der Vuelta 2016
Die letzten Kilometer der 10. Etappe der Vuelta 2016

 

Die Favoriten

Es wird zwar eine Ausreißergruppe die erste Rennhälfte bestimmen, doch die Favoritenteams werden das Rennen kontrollieren und den Showdown herbeiführen. Die Ausreißer müssten schon mit einem riesengroßen Vorsprung ins Finale gehen um eine Chance auf den Etappensieg zu haben, denn die Favoriten-Teams werden ihren Kapitänen den Angriff vorbereiten und für ein schnelles Finale sorgen.

Für die Ausreißergruppe kommen natürlich viele Fahrer in Frage. Von Mattia Cattaneo über Eduard Prades bis Davide Villella ließen sich mehr als nur eine Handvoll Kandidaten im Peloton finden. Auch das Bora-Argon18-Team wird die offensive Fahrweise fortsetzen wollen und sich erneut zeigen. Doch die Chancen auf einen Etappenerfolg sind bei anderen Etappen deutlich größer.

Es ist sehr gut möglich, dass auch die Teams der Favoriten einen Fahrer in der Ausreißergruppe platzieren. Denn sollte bereits am vorletzten Berg die Post abgehen, hätte man einen Helfer davor, der sich zurückfallen lassen kann um dem isolierten Kapitän zu helfen. Doch vermutlich wird der Großkampf der Favoriten erst am letzten Anstieg entbrennen.

Bislang macht das Team Movistar einen sehr souveränen Eindruck. Mit Nairo Quintana und Alejandro Valverde liegt man vor Chaves, Froome, Contador, König und dem Rest – die ideale Ausgangslage um das Rennen zu kontrollieren, oder gar die Konkurrenz unter Druck zu setzen. Auf der neunten Etappe haben sie das Führungstrikot abgegeben und sich somit von der Verantwortung der Nachführarbeit befreit.

Auf der achten Etappe konnte Nairo Quintana Chris Froome erstmals anhängen. Es scheint so, als sei der Kolumbianer besser drauf, als der Toursieger. Froomes Saisonhöhepunkt war die Tour de France im Juli. Nach der erfolgreichen Titelverteidigung in Frankreich bereitete er sich auf das Zeitfahren in Rio vor. Es ist gut möglich, dass die Form bereits deutlich nachlässt. Anders ist das bei Alberto Contador, der die Tour de France vorzeitig verlassen musste und in guter Form zur Vuelta angereist ist. Doch nach seinem Sturz  auf der siebten Etappe mit zahlreichen Hautabschürfungen, muss man hinter seine Verfassung ein Fragezeichen setzen.

Auch bei Esteban Chaves ist nicht klar, in welcher Form er wirklich ist. Im letzten Jahr war er extrem stark bei der Vuelta und bestätigte diese Leistung im Mai beim Giro. Doch bei der vergleichsweise kurzen Bergankunft in La Camperona büßte er fast eine Minute auf Nairo Quintana ein. Doch die kurzen Rampen sind etwas anders, als eine Bergankunft an einem Ehrenkategorie-Berg. Fest steht, nach dieser Etappe wissen wir, wie es um die Bergform der Favoriten bestellt ist.

 

***** Nairo Quintana
**** Chris Froome, Alejandro Valverde
*** Esteban Chaves, Alberto Contador, Sergio Pardilla
** Leopold König, Michele Scarponi, Kenny Elissonde
* Samuel Sanchez, Andrew Talansky, Gianluca Brambilla, George Bennett, Simon Yates

 

Start: 12:30 Uhr
Ziel: 17:30 Uhr

Karte der 10. Etappe der Vuelta 2016
Karte der 10. Etappe der Vuelta 2016