Es ist das letzte WorldTour-Rennen der Saison und eines der fünf Radsport-Monumente. „Das Rennen der fallenden Blätter“ ist eine Angelegenheit für die kletterstarken Klassikerfahrer. Es gehört zu den schwersten Eintagesrennen und die diesjährige Austragung ist besonders hart. Auf dem 241 Kilometer langen Kurs von Como nach Bergamo müssen 4400 Höhenmeter bewältigt werden. Die Entscheidung um den Sieg der 110. Il Lombardia könnte erst am letzten steilen Anstieg, kurz vor dem Ziel in Bergamo fallen.

 

Die Strecke

Der Kurs ähnelt dem der Austragung von 2014, als Daniel Martin gewann. Vom Ufer des Comer See in Como führt die Strecke zunächst einige Kilometer gen Südosten, ehe der Kurs das Feld wieder zum Ufer zurückbringt. Nach rund 60 Kilometern steht der legendäre Anstieg zur Madonna del Ghisallo an. In der Vergangenheit fiel am 8,5 Kilometern langen Aufstieg zur Wallfahrtskirche der Schutzheiligen der Radsportler eine Vorentscheidung. Doch in diesem Jahr ist der Weg noch sehr weit bis zum Ziel.

Karte der Lombardei Rundfahrt 2016
Die Strecke der Lombardei Rundfahrt 2016

 

Nach der Abfahrt von der Ghisallo folgt ein langer, leicht welliger Abschnitt, ehe etwa 100 Kilometer vor dem Ziel mit dem Valcava-Anstieg das Finale eingeläutet wird.

Profil der Anstiege zur Ghisallo und Valcava
Profil der Anstiege Ghisallo und Valcava

 

Nach der Abfahrt vom Valcava geht es nur noch rauf und runter bis zum Ziel in Bergamo. Flache Meter gibt es auf den letzten 80 Kilometern kaum. Vier Anstiege müssen nacheinander innerhalb von 50 Kilometern bewältigt werden. Den Anfang macht der leichtere Anstieg nach Berbenno, doch dann folgen innerhalb von 20 Kilometern die Anstiege nach Sant’Antonio Abbandonato und Miragolo San Salvatore. Hier könnte eine Vorentscheidung um den Sieg fallen. Mit durchschnittlich 9 % bzw. 7 % Steigung und einer Länge von mehr als sechs Kilometern sind es durchaus knackige Berge. Vom Gipfel des Miragolo San Salvatore sind es nur noch 40 Kilometer bis zum Ziel und vermutlich wird sich die Gruppe der Favoriten hier bereits ordentlich ausgedünnt haben.

Profil der Anstiege
Profil der Anstiege Sant’Antonio Abbandonato & Miragolo San Salvatore

 

Der letzte längere Anstieg des Tages führt nach Selvino. Mit „nur“ 5,4 % durchschnittlicher Steigung ist es kein sehr schwerer Berg, doch nach mehr als 200 harten Rennkilometern wird er den Fahrern ordentlich wehtun. Nach der Abfahrt geht es 13 Kilometer flach nach Bergamo.

Der Anstieg nach Selvino
Der Anstieg nach Selvino

 

Knapp fünf Kilometer vor dem Ziel wartet die letzte Schwierigkeit der 110. Lombardei-Rundfahrt. In Bergamo geht es noch einmal knackig bergauf. Mit 12 % Steigung und Kopfsteinpflaster wird den Fahrern noch einmal alles abverlangt. Wer noch Körner im Speicher hat, kann hier die entscheidende Attacke setzten. Die letzten 3,1 Kilometer geht es bergab zum Ziel.

Il Lombardia: Profil der letzten Kilometer
Il Lombardia: Profil der letzten Kilometer

 

Il Lombardia: Profil der letzten Kilometer
Il Lombardia: Karte der letzten Kilometer

 

Die Favoriten

Ein so schweres Rennen am Ende der langen Saison ist sehr speziell. Die Kletterpartie durch die Lombardei macht die bergfesten Klassikerfahrer zu den Favoriten, ähnlich dem Frühjahrsklassiker Lüttich-Bastogne-Lüttich. Doch im Vergleich zur „Doyenne“ in den Ardennen sind die Anstiege in der Lombardei noch etwas länger. So sind es die ganz großen Namen und die Rundfahrer, die ganz vorn landen. Der prestigeträchtige Sieg beim letzten Monument des Jahres wird hart umkämpft und meist beginnt schon weit vor dem Ziel an einem der Anstiege ein hartes Ausscheidungsfahren.

Mit Blick auf den Stand der WorldTour gilt es für einige Teams zu punkten, um nicht unter die letzten beiden Teams des Rankings zu rutschen. Denn sonst droht der schwere Gang in die „Relegation“ mit den WorldTour-Lizenz-Bewerbern Bora-Hansgrohe und Bahrain-Merida, die für die nächste Saison bereits ordentlich Punkte verpflichtet haben (aktueller WorldTour-Stand).

Bei den italienischen Halbklassikern in den vergangenen Tagen zeigte Rigoberto Uran, dass er in einer sehr guten Form ist. Der kletterstarke Kolumbianer ist einer der Top-Favoriten auf den Sieg bei Il Lombardia. Auch das Astana-Team hat mit Fabio Aru und Diego Rosa zwei Favoriten am Start. Aru hat sich bei Tre Valli Varesine und Milano-Torino noch einmal den letzten Schliff geholt und würde natürlich zu gern auf heimischem Boden gewinnen. Auf die Rolle von Mailand-Turin-Sieger Miguel Ángel López im Astana-Team darf man gespannt sein. Der junge Kolumbianer ist extrem stark und könnte eine Joker-Rolle bekommen. Auch der Belgier Philippe Gilbert ist gut in Form und hat das Rennen bereits zwei Mal gewonnen. Doch die Strecke in diesem Jahr ist vielleicht klein wenig zu schwer um ihn zu den absoluten Top-Favoriten zu zählen. Esteban Chaves hat in der vergangenen Woche den Giro dell’Emilia gewonnen und wird mit sehr guter Form und großen Ambitionen in Como am Start stehen. Auch Gianluca Brambilla, Warren Barguil, Mikel Landa, Darwin Atapuma und Romain Bardet sollte man auf dem Zettel haben. Das gilt auch für Diego Ulissi. Bauke Mollema, Jarlinson Pantano und Alejandro Valverde könnte nach den wenigen Rennen in den letzten Wochen etwas die Wettkampfhärte fehlen.

 

***** Fabio Aru, Rigoberto Uran
**** Gianluca Brambilla,  Romain Bardet, Esteban Chaves
*** Diego Ulissi, Warren Barguil, Greg van Avermaet, Julian Alaphilippe, Diego Rosa, Simon Yates, Daniel Martin
** Miguel Angel Lopez, Philippe Gilbert, Mikel Landa, , Sergey Firsanov, Giovanni Visconti, Víctor De La Parte
* Rafal Majka, Tim Wellens, Damiano Caruso, Dawin Atapuma, Bauke Mollema, Stefano Pirazzi, Jan Bakelants

 

 

Die letzten 10 Sieger:
2006 Paolo Bettini
2007 Damiano Cunego
2008 Damiano Cunego
2009 Philippe Gilbert
2010 Philippe Gilbert
2011 Oliver Zaugg
2012 Joaquim Rodriguez
2013 Joaquim Rodriguez
2014 Daniel Martin
2015 Vincenzo Nibali

Einen deutschen Sieger gab es noch nie.

 

Start: 10:50 Uhr
Ziel: ca. 17.00 Uhr