Bei der 110. Lombardei-Rundfahrt machten die stärksten Fahrer den Sieg unter sich aus. So war es vom Veranstalter gewünscht und dementsprechend wurde auch die Strecke geplant. Satte 4400 Höhenmeter mussten auf dem Weg nach Bergamo bewältigt werden und so war klar, dass nur ein kleines Grüppchen von Kletterern für den Sieg in Frage kommt.  Und mit Esteban Chaves hat nicht nur ein echter Kletterer, sondern auch der stärkste Fahrer gewonnen – der Plan der Veranstalter ging voll auf.

Die frühe Ausreißergruppe des Tages
Typisch Lombardei – die frühe Ausreißergruppe des Tages an einem der Anstiege

 

Den Grundstein für seinen Sieg legte Esteban Chaves 35 Kilometer vor dem Ziel, mit der entscheidenden Attacke. In der Abfahrt zuvor hatten Gianluca Brambilla und Romain Bardet mächtig aufs Tempo gedrückt und die 16 Fahrer kleine Favoritengruppe auseinander gezogen. So war nach der Abfahrt das Tempo kurz raus, obwohl Fabio Aru, Rigoberto Uran, Romain Bardet und Alejandro Valverde eigentlich noch einen Helfer dabei hatten. Doch Aru rollte erst wieder heran, Giovanni Visconti (Movistar), Davide Villella (Cannondale-Drapac) und Pierre Latour (Ag2R) hatten noch nicht wieder aufgeschlossen und auch Fahrer wie Robert Gesink und Rodolfo Torres lagen noch etwas zurück. So waren die ganz großen Favoriten am Fuße des Anstiegs unter sich – eine ideale Situation für eine Attacke. 

Chaves nutze die Situation für seinen Angriff und nur Romain Bardet und Rigoberto Uran konnten direkt folgen. Clever und stark sorgte Chaves so für den vorentscheidenden Moment.

Nur der extrem starke Diego Rosa konnte noch einmal zur Spitze aufschließen, weil das Trio nicht voll durchzog.  „Leider haben wir im Anstieg nicht gut zusammengearbeitet“, sagte Romain Bardet und fügt an, „sonst hätte Rosa wohl nicht zurückkommen können“.

Für Bardet selbst war es trotz eines sehr starken Rennens am Ende frustrierend, denn er konnte an der letzten kleinen Rampe, 3,5 Kilometer vor dem Ziel nicht mehr folgen.  „Im Finale hatte ich nicht mehr die Explosivität, weil ich Krämpfe hatte“, ärgerte er sich. „Aber ich bereue nichts, denn ich habe alles gegeben“, so der Franzose.

 

Esteban Chaves zieht am letzten Anstieg das Tempo an, nur Rigoberto Uran kann sofort folgen (Foto: Roth&Roth)
Chaves zieht am letzten Anstieg das Tempo an, nur Uran kann sofort folgen (Foto: Roth&Roth)

 

So war es Esteban Chaves mit seinem zweiten Antritt des Tages, 3,8 Kilometer vor dem Ziel, der Bardet den Zahn zog. Chaves machte keinen Fehler mehr, ließ Uran hinter Rosa herjagen und sprintete schließlich zum ersten Klassikersieg. Ein perfektes Rennen des 26-jährigen Kolumbianers, mit dem wohl auch der Stärkste gewonnen hat. „Esteban hatte von uns die besten Beine“, sagte Rigoberto Uran nach dem Rennen anerkennend und freute sich über seinen Podestplatz.

Esteban Chaves siegt im Sprint vor Diego Rosa (Foto: Roth&Roth)
Esteban Chaves siegt im Sprint vor Diego Rosa (Foto: Roth&Roth)

 

„Es ist unglaublich, ich kann nicht glauben, ich habe Lombardia gewonnen“, freute sich Chaves im Ziel. „Ich bin hier in der Lombardei bei Coldeportes Profi geworden, habe hier in Bergamo zwei Jahre gewohnt, und jetzt habe ich das Rennen gewonnen. Das ist wirklich etwas ganz Besonderes und ich möchte mich bei allen vom Team Orica-BikeExchange bedanken. Ich bin wirklich glücklich und richtig stolz auf mein Team“, so Chaves.

 

Chaves bejubelt seinen ersten Sieg bei einem Radsportmonument (Foto: Roth&Roth)
Chaves bejubelt seinen ersten Sieg bei einem Radsportmonument (Foto: Roth&Roth)