Betrachtet man die klassischen Sprints, dominiert ein Trio seit einigen Jahren die Radsportwelt. Mark Cavendish hat nahezu alles gewonnen, was ein Sprinter gewinnen kann. Doch als Marcel Kittel die große Sprinterbühne betrat, galt Cav als Nummer 1 abgelöst. Und ausgerechnet als Kittel 2015 durch Krankheit ein rabenschwarzes Jahr hatte und nicht bei der Tour dabei war, entwickelte sich Cavs Dauerrivale André Greipel zum schnellsten Mann der Welt. Ist das Trio am Start, gibts für den Rest kaum eine Chance auf den Sprintsieg. 

Vor der Saison 2016 gab es keinen Favoriten. Cav bereitete sich auch auf die Bahnrennen von Rio vor und Kittel kam nach dem Seuchenjahr mit neuem Team zurück.

 

Ein extrem starkes Trio, doch wer ist die Nummer eins?

Die Saison 2016 war in Sachen Top-Sprinter mit großer Spannung erwartet worden. Nur zu logisch, gab es doch das Highlight am Ende des Jahres in Katar. Die WM auf einem sprinterfreundlichen Kurs – das große Finale der endschnellen Männer. Letztlich kam es bei der WM anders, wie wir alle wissen, doch das Duell Kittel vs. Greipel vs. Cavendish lebte in dieser Saison auch von der Vorfreude auf die Weltmeisterschaft.

Marcel Kittel wechselte zur neuen Saison nach den Enttäuschungen bei Giant-Alpecin zu Etixx-Quickstep. Die Frage, ob er wieder zu alter Stärke finden könne, wurde schnell beantwortet. Kittel startete mit zwei Etappensiegen, Sprintertrikot und Gesamtsieg bei der Dubai Tour in die Saison. Dabei ließ er Mark Cavendish zwei Mal hinter sich, Bäm. Auch im ersten direkten Duell mit André Greipel, bei der Algarve Rundfahrt, setzte sich Kittel durch. So ging das Trio Kittel-Greipel-Cav mit einem Stand von 2:1:0 in den April. Greipel hatte zuvor mit Siegen bei der Mallorca Challenge gezeigt, dass er gut in Form ist. 

 

Inoffizielle Sprinter-WM an Kittel, Greipel beim Giro ebenfalls stark

Beim Scheldeprijs setzte sich Marcel Kittel im direkten Vergleich knapp gegen Mark Cavendish durch. André Greipel wurde Dritter. 3:1:0.

Während Mark Cavendish bei der Kroatien-Rundfahrt und der Kalifornien-Rundfahrt punktete, duellierten sich die beiden deutschen Top-Sprinter beim Giro d’Italia. Kittel war bei den Highspeed-Sprints der ersten Tage klar besser und spielte seine enorme Power aus. Doch auf schwererem Terrain punktete Greipel. Der 34-Jährige blieb vier Tage länger als Kittel in Italien und feierte insgesamt drei Etappensiege.

Bei der Deutschen Meisterschaft in Kittels Erfurter Heimat war alles für das große Sprintduell gerichtet. Am Ende siegte Greipel und holte sich den Titel. Kittel war nach Bronze sehr enttäuscht.

Das Trio ging mit dem Stand 4:4:1 in die Tour de France.

 

Cav in Frankreich clever und schnell

Die beiden deutschen Top-Sprinter gingen nach den gezeigten Leistungen im ersten Halbjahr 2016 als Favoriten in die Sprints der Tour. Doch schon auf der ersten Etappe zeigte Cav seine Cleverness und Stärke. Auch den zweiten Massensprint der Tour gewann Cav. Von Greipels Hinterrad sprintete der Brite zum zweiten Etappensieg. Einen Tag später siegte Marcel Kittel nach einer echten Energieleistung bei der schwersten Sprintankunft dieser Tour. Für Greipel gab es zunächst nichts zu holen.

Bis zu den Alpen holte Cavendish noch zwei weitere Siege und stieg dann nach insgesamt vier Etappenerfolgen aus. So war der Weg für das deutsche Duell am Schlusstag frei. Doch Kittel hatte Defektpech und konnte nicht in den Kampf um den Etappensieg eingreifen. Greipel siegte souverän und sorgte am Schlusstag für die Erlösung. So verließen Kittel und Greipel mit je einem Sieg die Tour. Mark Cavendish fuhr nach vier Siegen zu Olympia und erfüllt sich dort den Medaillen-Traum mit Silber im Omnium. 

Im letzten Saisondrittel konnten alle drei Sprinter punkten. Greipel bei der Tour of Britain, Kittel beim GP de Fourmies und Cavendish in Abu Dhabi. So kamen Greipel und Cavendish auf insgesamt zehn Saisonsiege, Kittel feierte zwölf.

Wir beschließen unser Sprinterduell der Saison 2016 mit dem Endstand von 5:5:5* und freuen uns auf die neue Saison, mit packenden Duellen.

 

*gefühlt