Peter Sagan, stark wie nie
Mit satten elf Renntagen im Jahr 2017 und mehr als einem Monat Pause ist Peter Sagan zum Omloop Het Nieuwsblad angereist. Direkt aus dem Höhentrainingslager. Anpassung? Fehlanzeige. Sagan war direkt der stärkste Fahrer im Peloton, sorgte mit seiner Attacke am Eikenberg für die Vorentscheidung. Sieger Greg van Avermaet räumte ein, dass er nicht der Stärkste war, sondern der Cleverste. Denn Sagan hat in der letzten Kurve einen kleinen taktischen Fehler gemacht, den der Belgier ausnutzte. Ob Sagan sonst gewonnen hätte? Keine Ahnung, is auch Wurscht. Denn so hat sich Sagan einfach am nächsten Tag den Sieg beim nächsten Rennen geholt. Klar, oder? Und auch in Kuurne war Sagan der Stärkste.
Was Peter Sagan, mit gefühlten 40.000 PR-Terminen im Winter und Riesenrummel bei jedem Rennen abliefert, ist einfach nur beeindruckend. Er trainiert, wann und wie auch immer, offenbar extrem effektiv. Über sein Talent brauchen wir nix mehr schreiben. Was Sagan macht, kann im Moment nur er. Sein Bora-hansgrohe-Team wirds freuen, auch wenn das scheinbar keine Rolle spielt. Denn Sagan ist Sagan und überdeckt einfach alles. Wir sind extrem gespannt, was diese Saison alles noch passiert.
Vanmarcke auf dem Weg zum ersten ganz großen Sieg
Als Peter Sagan am Eikenberg aufs Tempo drückte, hatten ALLE Schwierigkeiten, auch Sep Vanmarcke. Aber der Belgier, der zum alten Team um Jonathan Vaughters zurückgekehrt ist, macht einen extrem starken Eindruck. Dass er im Sprint gegen Van Avermaet und Sagan das Nachsehen hat, ist wenig überraschend, aber wie er sich im Rennen bewegt, ist beeindruckend. Mit Position fahren hat der 28-Jährige eh keine Probleme und das Pflaster liegt ihm sowieso, aber wie er sich Ende Februar an den Anstiegen bewegt, ist stark. Mit 1.90 Meter Größe und fast 80 kg ist er deutlich schwerer als Sagan oder Van Avermaet. Vanmarcke wirkt fokussiert, stark und extrem fit. Vor allem für Paris-Roubaix ist er ein ganz heißer Kandidat.
Quick-Step fehlt (noch) der Siegfahrer
Man kann dem belgischen Quick-Step-Team nach dem ersten Klassikerwochenende keine Vorwürfe machen. Sie waren vorn, als man vorn sein musste, sie haben Tempo gemacht, als man in der Pflicht war. Aber es wurde, wie schon im vergangenen Jahr deutlich, dass der absolute Siegfahrer (noch) fehlt. Klar, Stybar hat Roubaix als Höhepunkt, Boonen hatte beim Omloop Pech, aber sie waren mit 3–4 Mann vorn dabei, als die Post (Peter Sagan) abging, aber sie konnten nicht mitfahren. Bei Kuurne-Brüssel-Kuurne war es im Finale etwas anders, denn da musste Stybar ruhig bleiben, weil Matteo Trentin bei Sagan und Stuyven an der Spitze war. Überhaupt hat Matteo Trentin eine starke Vorstellung geboten. Da darf man gespannt sein, was der Italiener bei den nächsten Rennen, und vor allem auch bei der Strade Bianche zeigen kann.
Dege hat ein starkes Klassikerteam
John Degenkolb hat das erste Pflasterwochenende weggelassen. Doch er wird sicher beobachtet haben, wie sich seine Kollegen geschlagen haben. Was er gesehen hat, dürfte ihm gefallen haben, denn er wird mit einer bärenstarken Truppe zu den Pflaster-Monumenten reisen. Jasper Stuyven ist fast mehr als ein Edelhelfer, dazu Edward Theuns und die Tretmaschine Gregory Rast. Zudem hat Fabio Felline mit Rang vier beim Omloop Het Nieuwsblad überrascht. Und Spezi Koen de Kort wird dann auch wichtige Arbeit leisten können. Der Routinier bereitet sich gemeinsam mit Degenkolb auf die nächsten Rennen vor.
Die nächste Generation
Auch wenn Omloop-Sieger Greg van Avermaet bereits 31 Jahre alt ist und Peter Sagan auch seit gefühlt 10 Jahren das Peloton aufmischt – die nächste Generation von Siegfahrern wächst heran. Klar, werden wir alle traurig sein, wenn nach Fabian Cancellara auch Tom Boonen im April vom Rad steigt, aber mit Degenkolb, Vanmarcke, Kristoff, Rowe, Sagan & Co müssen wir uns um die Wochenendnachmittage im Frühjahr ohnehin keine Gedanken machen. Beim Omloop Het Nieuwsblad und Kuure-Brüssel-Kuurne hat die nächste Generation von Siegfahrern ihr Potenzial aufblitzen lassen.
Hinter der Zukunft von Jasper Stuyven muss man ohnehin kein Fragezeichen mehr setzen, das bestätigte der 24-Jährige am vergangenen Wochenende. Der Belgier hat noch einmal einen Sprung gemacht, zählt nun zur ersten Liga der Klassikerspezialisten. Sein Landsmann Tiesj Benoot gilt als Mega-Talent. Und nach der starken Klassikersaison 2016 bestätigt er in diesem Jahr sein Potenzial. Benoot ist erst 22 Jahre alt – entwickelt er sich normal, fährt er in wenigen Jahren dem Rest gehörig um die Ohren.
Auch Mike Teunissen zeigte am Samstag, dass man ihm zurecht reichlich Talent nachsagt. Der 24-Jährige gehörte zur frühen Ausreißergruppe und beendete das Rennen dennoch als Zwölfter! Der Niederländer hat Paris-Roubaix der U23-Klasse gewonnen und wir freuen uns schon jetzt auf seine nächsten Klassikereinsätze.
Eine positive Überraschung war auch Stefan Küng. Der 23-jährige Schweizer fuhr am Kwaremont bei den Besten mit, arbeitete für Kapitän Van Avermaet und wurde am Ende 15. Kräftig treten kann er, der Küng – mal sehen, was in Zukunft bei den Klassikern noch drin ist. Ebenfalls aufgefallen ist uns der 24-jährige Däne Magnus Cort Nielsen. Endschnell, gut auf dem Pflaster und relativ leicht – eine gute Kombination für die flämischen Ardennen!