Peter Sagan (Foto: Roth&Roth)

 

Die Männer des Frühjahrs – Sagan außerirdisch, Alaphilippe & Kwiatkowski saustark

An der herausragenden Form von Peter Sagan gab es bereits vor der Classicissima keinen Zweifel. „Wir wussten, dass Peter etwas probieren wird“, sagte Sieger Michal Kwiatkowski nach dem Rennen. Klar, wollte Sagan doch die Leute loswerden, die ihn im Sprint mit großer Wahrscheinlichkeit schlagen würden. Wie Sagan dann am Poggio wegfuhr, war allerdings sehr beeindruckend. Degenkolb, Bouhanni, Colbrelli Matthews, Demare – alle waren beim Weltmeister am Rad, als dieser den Turbo zündete. Degenkolb ging sofort mit, doch nach nur 100 Metern musste er einsehen, dass er Sagan nicht folgen kann. „Ich hatte einfach nicht die Beine“, sagte Degenkolb nach dem Rennen. Das ging den meisten Fahrern so. Von Degenkolbs Hinterrad sprang Kwiatkowski mit Alaphilippe im Schlepptau nach vorn. Der Rest ist bekannt.

So stark wie Sagan derzeit ist, wird er bei jedem Rennen der absolute Favorit sein, vor allem bei der Flandern-Rundfahrt. Zieht der Weltmeister dort am Kwaremont oder Paterberg so los, wie am Poggio, dürften nicht mehr viele am Rad sein. Mal schauen, wie Michal Kwiatkowski die nächsten Rennen plant, denn in seiner Form kann er auch in Flandern ein Wörtchen mitreden. Für die Ardennen planen wir fest mit einem furiosen Julian Alaphilippe. So stark wie der Franzose ist, könnte er dort fette Beute machen.

Kwiatkowski, Sagan & Alaphilippe – vielleicht die Männer des Frühjahrs 2017. 

 

Bora-hansgrohe – Teamarbeit statt Solo-Show

Alleinunterhalter, One-Man-Show, Sagan ist das Team, …. – was gab es doch alles für Sprüche über die Bora-hangrohe-Mannschaft. Doch so wie sich das Team von Ralph Denk derzeit präsentiert, werden diese Stimmen immer leiser. Denn Sagan ist zwar der klare Leader, aber die Mannschaft tritt als Team auf und arbeitet gut zusammen.

Zunächst fiel die starke Arbeit von Rafal Majka bei Tirreno-Adriatico auf, die Sagan den Etappensieg ermöglichte. Bei Mailand-Sanremo funktionierte die Zusammenarbeit ebenfalls. Es gab genau eine Situation, als das Team gefordert war. Denn es löste sich eine kleine Gruppe, in der fast jedes Team einen Fahrer hatte. Als der Umschnitt auf das Hauptfeld kam, teilte Maciej Bodnar mit einer Riesenmühle bereits den Wind an der Spitze des Peloton. Cesare Benedetti übernahm und ruck zuck hatten die beiden Tretviecher die Lücke zugemacht. Nur so geht es, wenn du nur einen Leader hast. Dass am Ende ein paar Millimeter zum Sieg fehlten, ist eine andere Geschichte. 

 

Wenn Sagans Stärke zum Problem wird

Mit Texten, wie stark Peter Sagan ist, haben wir uns in den letzten Tagen die Fingerkuppen wund getippt. Was nun aber deutlich wird, ist dass diese Form für Sagan zum Problem wird. Jeder im Feld weiß um Sagans Stärke und sie werden sich etwas einfallen lassen, ihm den Zahn zu ziehen. Sagan und sein Team werden bei den anstehenden Pflasterrennen die Verantwortung fürs Rennen beim Start in die Trikottasche gesteckt bekommen. Das ist nachvollziehbar und sie sollen sich nicht beschweren, denn jeder will gewinnen, und die Chancen auf den Sieg sind sehr klein, wenn man mit einem frischen Peto in die letzten Hellinge fährt.

Das bedeutet, dass es vielleicht frühe Gruppen mit starken Fahrern gibt, die Sagan unter Druck setzen. Wird das Rennen gesprengt und sind die Kapitäne isoliert, schauen alle Sagan an. Zum Beispiel: Attackiert Jasper Stuyven bei der Ronde 50 km vor dem Ziel, muss Sagan die Lücke schließen (lassen). Geht dann später Dylan van Baarle, darf wieder Peto ran, denn er ist schließlich der außerirdische Top-Favorit. Geht anschließend Niki Terpstra, yep, Peto muss ran. Greift Sagan selbst an, hat er die Konkurrenz am Rad, helfen wird ihm aber keiner. Das Spiel geht natürlich nur solange, bis Sagan die Kraft ausgeht, oder er schlicht keinen Bock mehr hat. Seine Stärke könnte also taktisch zum Problem werden. Aber es verspricht interessante Rennen. Herrlich.   

 

Twittern aus der Spitzengruppe – der neue heiße Scheiß

Toms Skujiņš gehörte bei Mailand-Sanremo zur Ausreißergruppe des Tages. Via Twitter konnten die Follower sein Rennen verfolgen. Denn dort gab es Tweets, wie es ihm so geht, während des Rennens.

Das Texten während des Rennens ist natürlich von der UCI verboten und spätestens seit Luca Paolini vor ein paar Jahren erwischt wurde, hat sich rumgesprochen, dass man dies besser lässt. Doch in Skujiņš Account poppte ein Tweet nach dem anderen auf.


 

Ja, klar, das war er nicht wirklich selbst, aber trotzdem sehr unterhaltsam! Einen Hinweis darauf, wer hinter den Tweets steckt gibt es auch:

 

Mailand-Sanremo ohne Stürze – auch das geht

Ganz ehrlich, wir hatten darauf gewartet, dass es kracht. Aber nein, kein blöder Sturz im Gedränge vor dem Capo Berta, kein Crash in der Abfahrt vom Poggio. Ob es daran lag, dass es ein sehr schnelles Rennen war, die Fahrer einfach vorsichtiger agierten – egal, das darf gern so weiter gehen. Ach ja, es waren auch Scheibenbremsen dabei, wer hätte das gedacht.