Die Pressekonferenz ist vorbei, das letzte Interview ist rum, die Kamera ist aus. Es scheint so, als sei Marcus Burghardt mit jeder Antwort etwas mehr klar geworden, was ihm gerade gelungen ist. „Ich hab es so oft versucht, dieses Trikot zu holen“, sagt Burghardt fast so, als wäre er böse, so lange gewartet haben zu müssen. Mal verpasste er die entscheidende Gruppe, mal hatte er einfach Pech. Doch nun, ausgerechnet in seiner Heimat hat er „sein“ Trikot geholt und ist einfach überglücklich.

Nach diesem Rennen stellt sich die Frage nicht, ob der Sieg verdient ist. Es wurde knüppelhart gefahren und nur wer superstark war, konnte am Ende eine Medaille holen. Absolut verdient, hatte dieses emotionale Finale auch das Chemnitzer Publikum und alle beteiligten an dieser Meisterschaft. 

 

Ein großes Fest

Als Burghardt und Buchmann für die vielen Zuschauer im Ziel endlich zu sehen waren, wurde es laut. Burghardt riss die Arme in die Luft und sicher nicht wenige in der Chemnitzer Innenstadt hatten Gänsehaut. Es war der Höhepunkt eines Radsporttages, der komprimiert und sehr emotional zeigte, was diesen Sport so attraktiv macht.

Mit dem Startschuss begann ein hartes und spektakuläres Rennen. Einige waren scheinbar gleich mit dem Messer zwischen den Zähnen an den Start gerollt und schon am ersten Anstieg wurde grob ausgesiebt. Es entwickelte sich ein hartes Ausscheidungsfahren mit ständig neuen Ausreißergruppen. Fürs Publikum höchst unterhaltsam. Der Parcours war interessant, dramaturgisch gut und auch für die Zuschauer gut erreichbar.

Den einzigen Anstieg der Strecke machten Fahrer und Publikum in jeder Runde zu einem Spektakel. Dicht gedrängt und fest entschlossen, die Fahrer mit bloßer Lautstärke den Anstieg hinaufzuwuchten, stand gefühlt halb Chemnitz am Anstieg. Es waren Zelte aufgebaut, es wurde per Lautsprecher von einem ortsansässigen Radverein moderiert und jeder Fahrer angefeuert. Beim Warten auf die nächste Passage der Profis, wurde jedes Kind, dass den Berg erklomm, ebenso angefeuert, wie das Profi-Peloton. Kein Geschubse, kein Gemecker, es waren Radsportfreunde gekommen, um ein schönes Rennen zu sehen und es zu feiern. Dafür wurden sie mit einem spektakulären Rennen belohnt.

Auch die Profis waren sehr angetan, vom Chemnitzer Publikum und der tollen Stimmung. Schade nur, dass es wieder keine Live-Übertragung gab, denn es wäre eine großartige Werbung für den Sport gewesen. Und so spannend wie das Rennen war, hätte man es sogar vom ersten Kilometer an gern geschaut. 

Chemnitz hat eine tolle Deutsche Meisterschaft ausgerichtet und gezeigt, wie Radsport auch in Deutschland viele Menschen begeistern kann. Dass am Ende dann ausgerechnet der Lokalmatador gewinnt, scheint da nur fair. Als Burghardt ein paar Minuten nach dem Rennen zur Ziellinie zurückkehrte, um sich vor dem Publikum zu verbeugen und so danke zu sagen, zeigte vielleicht auch, welchen Anteil das Publikum an seinem Sieg hatte.