Nikias Arndt

 

Du hast davon gesprochen, dass sich mit dem Tourstart ein Kindheitstraum erfüllt, war es wirklich schon als Kind dein Traum – einmal Tour de France? 
Vielleicht war es kein ganz konkreter Traum, aber als ich angefangen habe, mich dafür zu interessieren, war es das größte Rennen. Auch mein Vater hat eigentlich nur die Tour verfolgt und so war es damals schon so, dass ich vor dem Fernseher saß und dachte – da einmal mitfahren, das wäre ein Traum. 

 

Belohnst du dich, dieses Ziel erreicht zu haben?
Naja, für den Start jetzt nicht in einer besonderen Weise. Es war schon abzusehen, dass ich mal die Tour fahren werden, denn in der Vergangenheit war es meist die Saisonplanung, die nicht zur Tour passte. Es ist nicht so, dass ich mit dem Start alles erreicht habe. Aber wenn ich eine gute Tour fahre, kannst du mich noch einmal fragen (lacht). 

 

Was ist deine Rolle während der Tour?
Ich werde für Michael (Matthews) den Sprint anfahren. Wir versuchen überall, Punkte fürs Grüne Trikot zu sammeln und ich versuche, gute Leadouts zu fahren. Es wäre toll, wenn wir eine Etappe gewinnen könnten.

 

Die Konkurrenz ist groß?
Ja, allerdings. Wir wissen, dass wir über uns hinauswachsen müssen, aber wir haben alles dafür getan. Wir waren in Livigno im Höhentrainingslager und haben hart trainiert. Unser Ziel ist, dass wir bei den mittelschweren Etappen eine Rolle spielen. Der Sieg bei der Tour de Suisse in Bern hat uns natürlich viel Selbstvertrauen gegeben. 

Nikias Arndt (2. von links) mit seinem Team bei der Präsentation in DÜsseldorf

 

Michael ist neu im Team, ihr fahrt erst seit dieser Saison zusammen, wie gut klappt es bereits in den Sprints?
Es war mit ihm schon anders, als mit anderen Sprintern, denn ich hatte zuvor wenig Kontakt zu ihm. Aber wir haben uns direkt gut verstanden, schon im Trainingslager im Dezember. Was die Sprints betrifft, haben wir versucht, die gemeinsamen Rennen optimal zu nutzen. Beispielsweise Gent-Wevelgem oder Paris-Nizza. Da hat es noch nicht perfekt geklappt und wir haben auch Fehler gemacht, aber es wurde immer besser.

 

Was sind das für Fehler, die da am Anfang passieren?
Nichts wildes. Bei Paris-Nizza beispielsweise haben wir in einer Situation unterschiedliche Wege gesehen. Ich bin links nach vorn, er ist trotzdem rechts rüber, so haben wir uns verloren. Unser Ziel ist es immer, zusammenzubleiben und ein gutes Leadout zu fahren. Jetzt kennen wir uns besser und es klappt jetzt wirklich gut. Klar, bei Fahrern wie André (Greipel) und Siebi (Marcel Sieberg) ist das anders, die kennen sich blind, soweit sind wir noch nicht. Aber in Bern hat es sehr gut geklappt und wir würden uns sehr freuen, wenn es ansatzweise noch mal so klappen würde. Wir haben viel gelernt, haben auch im Trainingslager sehr viel miteinander gesprochen, und jetzt wird es immer besser.

 

Was ist bei ihm konkret anders, als bei früheren Kollegen?
Es sind Kleinigkeiten. Jeder Fahrer ist eben etwas anders. Bei Michael beispielsweise ist es so, dass er etwas weiter gebracht werden will, als andere Sprinter. So muss ich mir meine Kräfte dann auch anders einteilen, wenn ich beispielsweise erst 50 Meter später abliefern muss.

 

Fällt es dir schwer eigene Ambitionen zurückzustellen, du bist selbst ein starker Sprinter?
Ich habe mich bewusst dazu entschlossen, Anfahrer für Bling zu sein. Wir wollen etwas aufbauen und zusammen erfolgreich sein. Aber ich will das Gefühl, bis zur Linie zu fighten, nicht missen. Ich kann wahrscheinlich nicht 10 Rennen im Jahr gewinnen, aber ich bin stark genug, Rennen zu gewinnen. Das hat nicht zuletzt der Sieg in Australien gezeigt. Das Hauptziel ist jetzt, mit Michael erfolgreich zu sein und ich denke, ich profitiere auch davon, hier in der Leadout-Rolle zu sein. Es wird dann auch für mich Rennen geben, bei denen ich meine Chance bekomme.