Tour de France 2017: Profil der 9. Etappe ©A.S.O.

Egal welchen Fahrer man fragt, vor dieser Etappe haben alle Respekt. „Es ist die schwerste Etappe der Tour“, sind sich Romain Bardet und Chris Froome einig. Es könnte eine Vorentscheidung im Kampf um den Gesamtsieg fallen, auch wenn es noch zwei Wochen bis Paris sind.

Während die starken Kletterer ihre Chance sehen, die Konkurrenz ans Limit zu führen, werden die Sprinter mit einem mulmigen Gefühl in den Tag starten. Direkt nach dem Start geht es bergauf und sollten die Sprinter hier bereits weit zurückfallen, droht ihnen ein harter Tag: allein hinter dem Feld im Kampf gegen das Zeitlimit.

Das Finale ist brutal und alle Fahrer im Feld werden die Anstrengungen vom Samstag spüren. Wer seine Chance sieht, wird angreifen, wer einen schlechten Tag erwischt, kann jegliche Ambitionen auf den Toursieg begraben.

 

Die Strecke

Tour de France 2017: Die Karte der 9. Etappe (©GEOATLAS)

Sofort nach dem Start in Nantua geht es rund 17 Kilometer, verteilt auf zwei kategorisierte Anstiege, steil bergan – für die starken Fahrer, die in die Ausreißergruppe wollen, ideal, für die schweren Sprinter der blanke Horror. Da es gut möglich ist, dass die Favoriten auf den Gesamtsieg einen Helfer in der Spitzengruppe platzieren wollen, könnte es schnell und mit vielen Attacken losgehen. Eine unübersichtliche Rennsituation führt meist dazu, dass Sky einfach ein hohes Grundtempo anschlägt um die Fäden nicht aus der Hand zu geben.

 

Steil bergan, ohne Pause

Nach den ersten beiden Bergwertungen folgt eine längere Abfahrt und ein weiterer kleiner Anstieg, ehe die heftige Kletterei beginnt. Mit dem Col de la Biche und dem Grand Colombier sind innerhalb von 34 Kilometern zwei Berge der höchsten Kategorie zu bewältigen. Es geht zwar nur bis auf 1300, bzw. 1500 Meter üNN, aber die Anstiege sind mächtig steil.

Zunächst geht es 10,5 Kilometer mit 9% bergauf, dann folgt eine Abfahrt und ein sehr kurzes Flachstück, ehe es erneut 8,5 Kilometer mit 9,5% zu bewältigen gilt. Im mittleren Teil des Grand Colombier gibt es ein gut ein Kilometer langes flacheres Stück, doch der Anstieg hat auch 22% steile Rampen.

 

Profil des Col de la Biche & Grand Colombier

Vom Gipfel des Grand Colombier geht es lange bergab. Es folgt ein Flachstück und der Zwischensprint, ehe erneut ein kurzer Anstieg wartet. Knapp 35 Kilometer vor dem Ziel beginnt das heftige Finale dieser schweren Jura-Etappe.

 

Steil bergauf, gefährlich bergab – das Finale

Profil des Mont du Chat

Der Mont du Chat ist ein übler Brocken. Es geht 8,7 Kilometer mit 10,3 % hinauf. Viele Fahrer werden den Anstieg gut kennen, denn beim Critérium du Dauphiné vor wenigen Wochen war er auch Teil des Parcours. Der Gipfel dieses sehr steilen Anstiegs ist 26 Kilometer vor dem Ziel erreicht.

Es folgt zunächst die technisch anspruchsvolle und steile Abfahrt. Es gibt einige schwer einzusehende Kurven und schwierige Passagen. Zudem rechnen die Meteorologen mit Regen, was diese Abfahrt zusätzlich gefährlich macht. Nach schweren Tagen und brutalen Anstiegen werden die Fahrer zudem am Ende ihre Kräfte sein. Die letzten Kilometer sind flach und es geht durch einige scharfe Kurven zum Ziel nach Chambéry. 

 

Die Favoriten

Es ist die Königsetappe dieser 104. Tour de France und man wird die großen Favoriten auf Gelb voll in Action erleben. Doch vielleicht kann sich auch früh eine Fluchtgruppe absetzen und bis ins Ziel vorn behaupten. Da es sehr viele Bergpunkte zu holen gibt, werden die Kletterer, die einen Blick aufs Bergtrikot geworfen haben, versuchen in der Fluchtgruppe zu sein. Pierre Rolland wäre ein Kandidat. Auch Thibaut Pinot und Brice Feillu sollte man auf dem Zettel haben. Stephen Cummings hat sich gestern auffallend zurückgehalten, vielleicht hat er sich für diese Etappe geschont. Auch Kletterer George Bennett wäre ein Kandidat, da er sich nach Sturz und Problemen zu Beginn offenbar gut erholt hat. 

Was die Klassementfahrer betrifft, darf man auf Fabio Aru gespannt sein. Beim Critérium du Dauphiné war er am Mont du Chat sehr stark und scheint in herausragender Form zu sein. Dazu ist er ein guter Abfahrer und muss vor dem Zeitfahren kurz vor Tour-Ende noch Zeit auf die starken Zeitfahrer herausholen.

Chris Froome hat beim Critérium du Dauphiné mit seiner Abfahrt vom Mont du Chat verblüfft. Der Brite kannte die Abfahrt offenbar sehr gut und war extrem schnell. Für Richie Porte könnte es vor allem bergab hart werden, denn er ist nicht der beste Abfahrer. Sollte es wirklich regnen, wäre das für ihn bitter. Ganz anders Romain Bardet, der bergab extrem schnell ist. Zudem sitzen Hauptsponsor und Team in der Nähe des Ziels und er will sich zeigen.

***** Chris Froome, Fabio Aru 
**** Romain Bardet, Dan Martin, Simon Yates
*** Rafal Majka, Jarlinson Pantano, Alberto Contador, Richie Porte
** Jakob Fuglsang, Rigoberto Uran, Tim Wellens, Thibaut Pinot, Stephen Cummings
* George Bennett, Pierre Latour, Piere Rolland, Tony Gallopin, Darwin Atapuma

Start: 11:45 Uhr
Ziel: ~17:00 Uhr

 

Die weiteren Etappen

10. Etappe (11. Juli) | 178 km | Périgueux – Bergerac
11. Etappe (12. Juli) | 202 km | Eymet – Pau
12. Etappe (13. Juli) | 214 km | Pau – Peyragudes (Bergankunft)
13. Etappe (14. Juli) | 100 km | Saint-Girons – Foix
14. Etappe (15. Juli) | 181 km | Blagnac – Rodez
15. Etappe (16. Juli) | 189 km | VLaissac-Sévérac L’Église – Le Puy en Velay
16. Etappe (18. Juli) | 165 km | Le Puy en Velay– Romans-Sur-Isére
17. Etappe (19. Juli) | 183 km | La Mure – Serre-Chevalier
18. Etappe (20. Juli) | 178 km | Briancon – Izoard (Bergankunft)
19. Etappe (21. Juli) | 220 km | Embrun – Salon-de-Provence
20. Etappe (22. Juli) | 23 km | Marseille – Marseille (Einzelzeitfahren)
21. Etappe (23. Juli) | 165 km | Montgeron – Paris Champs-Èlyèes

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