Nach der spektakulären Zielankunft in Peyragudes musste Chris Froome sein Gelbes Trikot abgeben. Die Abstände im Gesamtklassement sind gering, die Tour offen wie selten. Im Kampf um den Toursieg könnte es am Ende um Sekunden gehen.
Als nach dem Rennen die Jury Rigoberto Uran eine 20 Sekunden Zeitstrafe wegen unerlaubter Verpflegung aufbrummte, begann eine Diskussion. Klar, Uran liegt auf Gesamtrang vier und hat weniger als eine Minute Rückstand auf das Gelbe Trikot
Unerlaubt eine Flasche angenommen
Uran wurde zunächst, wie auch George Bennett und Serge Pauwels, wegen unerlaubter Verpflegung mit einer Zeitstrafe von 20 Sekunden belegt. Uran hatte fünf Kilometer vor dem Ziel eine Flasche angenommen. Das ist lauf Artikel 12.1.040/23.2 des UCI Reglements verboten. Demnach darf man ab 20 Kilometer vor dem Ziel keine Verpflegung mehr erhalten, es sei denn, es wurde von der Jury freigegeben.
Soweit, so verständlich, doch es wurde kompliziert. Denn auch Etappensieger Romain Bardet hatte von einem Zuschauer eine Flasche angenommen, wurde jedoch nicht bestraft.

Unterschiedliche Fälle?
Nur zu verständlich ist der Ärger von Cannondale-Teamchef Jonathan Vaughters. Er ging zunächst davon aus, dass die Flasche von einem Fan gereicht wurde. Doch dann stellte sich heraus, dass es zwar ein Cannondale Mitarbeiter war, der soll jedoch nichts mit dem Team zu tun haben. Spielt das eine Rolle? Nein.
Correction, illegal feed was from Cannondale employee. Not team staff. Not spectator. Unfortunately enthusiasm for the team cost us.
— Jonathan Vaughters (@Vaughters) 13. Juli 2017
Eigentlich ist es nicht kompliziert, denn es ist egal, von wem der Fahrer die Verpflegung annimmt. Aus dem Stand verpflegt werden darf nur in der ausgewiesenen Verpflegungszone. Sonst aus Sicherheitsgründen ohnehin nur aus dem Auto. Ganz streng genommen wäre es auch strafbar, wenn der Fahrer das Wasser nimmt und sich über den Kopf schüttet. Es geht um die Gefahr beim Annehmen. Das leuchtet durchaus ein, wenn man bedenkt, dass jede Menge Fahrzeuge im Rennen sind und sollte mal bei der Übergabe etwas schief gehen, beispielsweise ein Flasche runterfallen und ein Zuschauer deswegen auf die Straße springen, kann es schnell zu einem Desaster kommen. Vor allem dann, wenn die Kommissäre gerade die Autos der sportlichen Leiter an dieser Gruppe vorbei lassen.
So hätte man natürlich auch Romain Bardet bestrafen müssen, denn dieser hatte ebenfalls eine Flasche angenommen und sich so „verpflegt“. Es existieren Videoaufnahmen, die das belegen, doch Bardet bekam keine Strafe. Offenbar hatten es die Kommissäre nicht gesehen.
Bardet drank from the bottle he snatched, too #tdf2017 pic.twitter.com/CPiJ56qk0e
— Julien Prétot (@julienpretotRTR) 13. Juli 2017
Dass nun Bardet keine Strafe bekam, empfand Cannondale-Teamchef Vaughters verständlicherweise als ungerecht und wandte sich wohl erneut an die Jury. Offenbar mit Erfolg.
2 things to close night: 1. I do not think there is a French bias, I think there is incompetence 2. Would be better if NO ONE was penalized
— Jonathan Vaughters (@Vaughters) 13. Juli 2017
Nun doch keine Strafe
Am Freitagmorgen korrigierte die Jury nun offenbar ihre Entscheidung und hob die Strafen auf. Die Begründung für die nachträgliche Änderung ist, dass es zuvor den Teams nicht ausreichend möglich war, die Fahrer zu verpflegen.
Nach dem Ausschluss von Peter Sagan der nächste Fall, der die Jury nicht im besten Licht erscheinen lässt.
Incredible news!!! @UCI_cycling has reversed decision!!! No penalty for Rigo!!!! Thank you, Thank you, Thank you!!!
— Jonathan Vaughters (@Vaughters) 14. Juli 2017