Ralph Denk

Das Thema Budget-Obergrenze wird schon seit Jahren immer mal wieder diskutiert. Ganz aktuell sprach sich der neue UCI-Präsident David Lappartient für eine Obergrenze aus. Die Idee ist relativ einfach und der zugrunde liegende Gedanke nachvollziehbar.

Hat ein Team viel mehr finanziellen Spielraum, kann es sich die besten Fahrer leisten. Sind die besten Fahrer bei einem Team kann man Rennen dominieren. Das Team Sky ist aktuell ein gutes Beispiel für eine solche Position. Doch würde man nun das Gehaltsbudget begrenzen, würden die Top-Stars in verschiedenen Teams fahren – so die Idee. 

 

Sky mit Mega-Budget

Das Durchschnitts-Budget in der WorldTour liegt bei 18 Mio Euro. Sky hat wohl um die 34 Mio € zur Verfügung. Mit einem solchen Budget kann man sich mehrere Top-Fahrer, selbst wenn sie mehr als 4 Mio € im Jahr verdienen, wie man es bei Chris Froome annimmt.

Sky hat dank des Budgets die Möglichkeit, Fahrer wie Mikel Landa, Wout Poels, Chris Froome, Michal Kwiatkowski, Sergio Henao, Geraint Thomas und Diego Rosa an sich zu binden. Dazu eine ganze Reihe von Top-Helfern. Geld gewinnt keine Rennen, aber mit viel Geld kann man viele gute Fahrer verpflichten.

 

Mehr Spannung dank Budget-Grenze

Würde man nun eine Gehaltsgrenze einführen, könnte Sky zwar jede Menge Geld in Technik, Betreuer und wissenschaftliche Methoden investieren, aber nicht alle diese Top-Fahrer bezahlen. So würden einige von ihnen bei einem anderen Team fahren, wären Konkurrenten und das würde so zu mehr Spannung führen.

Doch ist das wirklich so einfach? Es gibt einige Sportarten, bei denen es eine solche Regelung gibt. In Nordamerika beim Eishockey oder Basketball zum Beispiel. Doch dort gibt es ein anderes System. Die Teams sind Lizenzinhaber der Liga, die ein ökonomisch orientiertes geschlossenes System ist. Im Radsport besteht ein Geflecht aus UCI und deren Regeln, den Renn-Veranstaltern und den Teams, die am Tropf der Sponsoren hängen. 

 

Kann eine Obergrenze im Radsport funktionieren?

Auch Bora-hansgrohe-Teammanager Ralph Denk glaubt nicht daran, dass eine solche Obergrenze im Radsport funktionieren kann. „In der Theorie würde ich es befürworten, aber ich denke, dass so eine Regel in der Praxis scheitern würde“, meint Denk und erklärt es an einem sehr anschaulichen Beispiel: „Nehmen wir an, Peter Sagan dürfte bei mir nur eine Million verdienen, wer kann es ihm verbieten, dass er privat noch Verträge mit Bora oder hansgrohe macht?“ Im Budget hätte es dann den gewünschten Effekt, aber es ändert nichts. „Solch eine Budget-Grenze lädt förmlich zum Mogeln ein“, sagt Denk gegenüber CyclingMagazine und verweist auf die Schwierigkeiten der Kontrolle.

 

Denks Vorschlag: Transfersystem ändern

„Ich denke, man sollte das brave Transfersystem im Radsport öffnen. Man sollte schauen, dass es ähnlich wie im Fußball auch Ablösesummen gibt“, so Denk. Denn dann könnten die etwas schwächer aufgestellten Teams von den Investitionen profitieren. „Wie zum Beispiel bei Leopold König. Der ist bei uns groß geworden, vom Amateur zum Top-10 Fahrer der Tour de France. Als er zu Sky gewechselt ist, haben wir keinen Cent bekommen“, argumentiert Denk.

Klar, auch im Fußball gibt es bei auslaufenden Verträgen keine Ablöse, aber die Teams und der Markt haben reagiert, binden Spieler langfristig, oder geben sie vor Ablauf des Vertrags ab, um zu profitieren.

Für Ralph Denk sind Transferablösen nur eine Möglichkeit, um dem Ungleichgewicht entgegenzuwirken. In anderen Sportarten profitieren kleinere Teams mehr von TV-Einnahmen, wie zum Beispiel in der Formel 1. Das Thema ist komplex und man muss die vielen Dimension bedenken, so sieht es auch Ralph Denk. 

 

UCI in der Pflicht

Denk will sich gern einbringen und freut sich auf den Austausch mit dem neuen UCI-Präsidenten Lappartient, sieht aber den Weltverband in der Pflicht. „Die UCI kennt die Budgets und sie sehen die großen Unterscheide, da sind sie gefordert“, sagt Denk und mahnt: „Wenn wir solche finanziellen Bedingungen brauchen, um überhaupt mitfahren zu können, die jenseits eines Return on Investment sind, dann wird es schwer Partner zu bekommen. Da sind wir im Moment auf einem gefährlichen Weg“.

Vergleicht man die aktuellen Budgets und den medialen Output mit dem Verhältnis von vor 10 Jahren, dann muss man aktuell wohl das doppelte investieren um die gleiche Aufmerksamkeit zu bekommen. Sollte diese Entwicklung anhalten, würde der Radsport für Sponsoren immer uninteressanter.

Die Diskussion um ein ausgewogenes Budget-Gefüge ist erneut angestoßen, man darf gespannt sein, wie sich das Thema weiter entwickelt.