Platz 1 – Paris Nizza 2017 – (Schlussetappe)

Leiden bis zum Schluss – Sergio Henao (Foto: Roth&Roth)

Paris-Nizza ist das erste wichtige Etappenrennen des Jahres. Die „Fahrt in die Sonne“ ist mehr als ein Vorbereitungsrennen. Mit viel Tradition, dem WorldTour-Status und dem Termin Anfang März ist es eines der Highlights des Frühjahrs. Spätestens hier zeigt sich, wer richtig gut aus dem Winter gekommen ist.

Doch Frankreich im März ist nicht immer ein sonniges Vergnügen. In diesem Jahr sorgte das stürmische nasskalte Wetter schon in den ersten Tagen für ein Spektakel. Bei Kantenwind bildeten sich kleine Gruppen und das Rennen war extrem hart. Alberto Contador büßte schon am ersten Tag wertvolle Zeit ein

Die Rundfahrt blieb spannend und abwechslungsreich. Julian Alaphilippe sicherte sich den Sieg im „Berg“zeitfahren und Sergio Henao holte sich bei der Bergankunft auf der vorletzten Etappe das Leadertrikot. So ging Henao mit einem Vorsprung von 31 Sekunden auf Contador in die Schlussetappe.

 

Contador geht früh All in

Die letzte Etappe dieser Fernfahrt war ein Radsport Leckerbissen. Alberto Contador ließ das Rennen durch seine Teamkollegen schnell und hart machen. Dann schickte er Jarlinson Pantano vor und sein Edelhelfer drückte am vorletzten Anstieg mörderisch aufs Tempo. Was passieren musste, passierte – Contador packte 50 Kilometer vor dem Ziel den Hammer aus. Sergio Henao konnte zunächst noch folgen, musste dann aber doch reißen lassen.

Es entwickelte sich ein spannendes Fernduell, dass auch in Sachen Radsport-Taktik viel zu bieten hatten. Contador holte die Ausreißergruppe um Marc Soler und David De la Cruz ein. Natürlich bekam Contador nur wenig Hilfe, denn die beiden hatten ihre eigenen Interessen. Aber diese Situation stellte sich auch in der Verfolgergruppe ein. Denn auch Henao bekam wenig Unterstützung. So lieferten sich Contador und Henao lange einen Kampf Mann gegen Mann.

Am berühmten Col d’Èze, dem letzten Anstieg des Rennens, sah es so aus, als könnte Contador tatsächlich die nötigen 31 Sekunden Vorsprung auf Henao bis nach Nizza retten. Doch dann lief es für Contador nicht gut. 

Zum einen bekam Henao dann doch reichlich Unterstützung von seinen Begleitern, zum anderen hatten Contadors Begleiter eigene Interessen. Im Kampf um jede Sekunde verlief das dramatische Rennen am Ende bitter für Contador. So schnappte ihm zunächst Soler beim Zwischensprint eine Sekunde Bonifikation weg und dann musste sich Contador am Ende im Kampf um den Etappensieg De la Cruz geschlagen geben. So gingen die zehn Bonussekunden für den Etappensieg an De la Cruz und Contador musste sich mit den sechs Sekunden für Rang zwei begnügen.

So fehlten Alberto Contador bei seinem letzten Auftritt der Fernfahrt am Ende zwei Sekunden zum Gesamtsieg. Ein verrückt knappes, aber sensationell spannendes Rennen. Schon allein nach dieser Brechstangen-Attacke kann man diejenigen Fans verstehen, die schon jetzt den Madrilenen schmerzlich vermissen. Dass sich Contador nach seinem Karriereende für das Verbot von Wattmessern in Rennen ausgesprochen hat, erscheint hier mehr als nachvollziehbar.

Für 2018 wünschen wir uns mehr von solchen Etappen, mutigen Attacken, interessanten taktischen Konstellationen – sie geben dem Radsport eine Extraportion Würze.