Oliver Naesen, Greg van Avermaet

Greg van Avermaet – der Druck der Nation

Seit einigen Jahren gehört Greg van Avermaet zu den besten Klassiker-Fahrern der Welt. Er hat einige Monumente auf dem Treppchen beendet und Siege bei Halbklassikern eingefahren. Aber mit seinem extrem starken Frühjahr 2017 und dem Triumph bei Paris-Roubaix hat sich seine Position verändert. Er ist nun Belgiens Top-Fahrer. Tom Boonen war zwar auch in diesem Jahr beim Omloop präsent, doch er nahm mit Sonnenbrille die Parade ab, statt auf dem Pflaster Gas zu geben. Auf Greg van Avermaet ruhen nun die Hoffnungen, lasten aber auch die Erwartungen der Klassiker-Nation. Gute Rennen reicht nicht mehr, Resultate müssen her.

Das gelang beim Klassikerauftakt nicht und die Zeitungen wollen wissen, warum. Ohne Frage, der 32-Jährige ist bärenstark und in guter Form, dass es beim Omloop und in Kuurne nicht für Top-Platzierungen reichte, kann man nicht seinem Unvermögen zuschreiben. Aber dennoch wächst nun der Druck. Van Avermaet muss beweisen, dass er auch damit umgehen kann. Wie es in den vergangenen 10 Jahren Tom Boonen in jedem Frühjahr ging, erfährt er nun. 

 

Das neue Omloop-Finale – schick, aber zu leicht?

Am Sonntag wurden im belgischen Radio ehemalige Radgrößen zu ihrer Meinung befragt und auch die Zeitungen am Montag thematisierten das neue Finale des Omloop Het Nieuwsblad. Es wurde auf dem Parcours der alten „Ronde“ ausgetragen – so viel wie das im Vorfeld gefeiert wurde, wurde nun auch gemosert. Es sei nicht spannend genug gewesen, nicht ausreichend fordernd, für eine größere Selektion. Stimmt das?

Ja, und nein. Zum einen ist es natürlich ein Unterschied, ob die Muur von Geraardsbergen nach 240 km gefahren wird, oder nach 180. Zum anderen war starker Ostwind, der ein Solo nahezu unmöglich machte. Egal wie man es wendet, oder die Strecke wieder ändert, am Ende entscheiden die Fahrer über den Ablauf. Wir sind gespannt auf 2019, vielleicht nimmt man einen Helling mehr ins Programm, um schon vor der Muur die Schwierigkeiten zu erhöhen.  

 

Quick-Step muss bald liefern

Kein Sieg. Kein Podest-Platz. Nur eine Top-10 Platzierung. Für Belgiens Vorzeige-Klassiker-Truppe eine ganz magere Ausbeute. Auch wenn die Saison bislang sehr, sehr gut läuft – bei Quick-Step zählen die Klassiker mehr als alles andere. Beim Omloop lief es wirklich nicht. Philippe Gilbert zupfte mal an, war dann aber an Muur ohne Chance. Nur Zdenek Stybar schien in der Form, mit der man um den Sieg fahren kann.

Aber auch wenn das Resultat beim ersten Klassiker-Wochenende dürftig ist, war die Teamleistung kein Desaster. Bei Kuurne-Brüssel-Kuurne war viel Pech im Spiel. Sprinter Fernando Gaviria musste das Rennen nach seinem Sturz tags zuvor mit Schmerzen aufgeben und man musste eine andere Karte spielen. Als die große Gruppe ging, war man vertreten, doch dann hatte der endschnelle Richeze Defekt. Es ist sogar möglich, dass die Gruppe ohne Richezes Platten durchgekommen wäre, denn dann hätte Quick-Step nicht die „Arbeit“ eingestellt. Für die nächsten Rennen darf man jedoch eine offensive Fahrweise der belgischen Equipe erwarten, denn auch der eigene Anspruch ist riesig.  

 

Sagan fehlt

Er war nicht dabei, aber dennoch präsent – Peter Sagan. Ein Fahrer der das Herz in die Hand nimmt, nicht zögert, sondern angreift. Und vor allem durchzieht! So einen hätte man beim Auftaktwochenende in Belgien gut gebrauchen können. Vor allem Van Avermaet hätte ihn sich gewünscht, aber auch Oliver Naesen hätte „Peto“ gern dabei gehabt.

Naesen kreiselte mehrfach mit der Hand in der Luft, doch die Gruppe schien nicht zu wollen. Gut möglich, dass Sagan dann einfach sein eigenes Spiel gestartet hätte. Eine Gruppe mit Vanmarcke, van Avermaet, Naesen und Sagan hätte man vielleicht erst im Ziel wieder gesehen.

 

Sep Vanmarcke ist bereit für den ganz großen Sieg

Als Sep Vanmarcke an der Muur den Gasgriff nach hinten drehte, konnte niemand folgen. Stark, extrem stark, Vanmarcke. Sechs Jahre ist es nun bereits her, dass sein Stern aufging, als er den Omloop Het Nieuwsblad gewann. Seit dem hat er sowohl bei der Ronde, als auch bei Paris-Roubaix auf dem Podium gestanden. Ein großer Sieg ist ihm jedoch noch nicht gelungen. Mit 29 ist Vanmarcke nun im besten Alter. Er ist reif für „sein“ Monument. Bleibt er gesund und sturzfrei, kann er bei den Klassikern um den Sieg mitfahren.